Mehrwertsteuersplitting näher erklärt /// Bukarest widerspricht Eurostat bei Haushaltsdefizit /// Weinproduktion hat zugenommen
Wir haben uns in der Redaktion den Kopf zerbrochen, wie man das neue System nennen könnte und Mehrwertsteuersplitting bot sich als plakativer Begriff am ehesten an. Dabei geht es eigentlich um die getrennte Überweisung von Rechnungsbeträgen und Mehrwertsteuern auf verschiedene Konten. Das geht so: Firma A liefert Waren an Firma B und stellt dafür 1000 Lei in Rechnung. Im Moment zahlt B an A den vollen Betrag aus, und A überweist dem Staat die Mehrwertsteuer dann am Ende des betreffenden Quartals. Nach dem neuen System würde B aber A nur den Warenwert bezahlen und die anfallende Mehrwertsteuer direkt auf das Konto der Staatskasse überweisen.
Auf einen ersten Blick ist das nur bürokratischer, ansonsten sollte es aber für die Firmen kein so großes Problem sein, denn die Mehrwertsteuer ist ja laut Lehrbuch eine neutrale Steuer, die nur der Endabnehmer zahlt und die die zwischengeschalteten Akteure nur abrechnen. Der Grund, warum sich die Privatwirtschaft doch so aufgeregt hat, liegt jedoch auf der Hand: eine Firma hat im Quartal hunderte von Geschäftsvorgängen und zahlt erst nach dem Ausgleich der empfangenen und gelieferten Waren und Dienstleistungen den Restbetrag von Mehrwertsteuer an den Staat - uzw. einmalig, zu Quartalsende. Was alles an Einnahmen zusammenkommt, gehört vorerst zum eigenen Cashflow. Wenn aber nur der Warenwert in Rechnung gestellt wird, hat die Firma eine geringeren Cashflow - und das ist natürlich ein Problem, für eine kleinere Firma sogar ein Existenzproblem. So ist also verstehen, warum die Verbände der Wirtschaft so vehement gegen das neue System sind. Aber auch die Regierung rudert zurück und wird es wahrscheinlich nur für Steuersünder und Insolvenzbetriebe gelten lassen.
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Nun aber zu anderen Themen: Aus Brüssel hat Rumänien Anfang der Woche eine schlechte Nachricht erreicht - nach neuesten Eurostat-Schätzungen hat Rumänien nicht nur das stärkste Wirtschaftswachstum in Europa, sondern auch das größte Haushaltsdefizit. Im zweiten Quartal soll es nach den EU-Statistikern bei 4,1% vom BIP liegen. Das ist weit über der Grenze von 3%, die in den Maastrichter Verträgen vorgesehen ist. Außer Rumänien hat nur noch Großbritannien mit einem Defizit von 3,4% die Grenze verletzt. Frankreich liegt auf Platz drei mit 2,8%. Das Finanzministerium beschwichtigt aber: Brüssel berechne das Defizit nach einem anderen Standard, nämlich nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, und wende auch bei der Saisonbereinigung eine andere Methode ein. Das Defizitziel sei nicht in Gefahr, nach eigener Rechnung liege das Defizit im zweiten Quartal bei 0,96%.
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Am Dienstag hat die internationale Organisation für Rebe und Wein die aktuellen Produktionszahlen für 2017 veröffentlicht. Rumänien ist neben Portugal, Ungarn und Österreich eines der nur vier europäischen Länder, wo die Produktion im Vergleich zu 2016 zugenommen hat. Das Wetter hat den größten Weinländern in Europa einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Italien schrumpfte die Produktion um 23%, in Frankreich um 19% und in Spanien um 15%.
Rumänien legte besonders stark zu - 64%, von 3,3 auf 5,3 Millionen Hektoliter und Platz 13 in der Weltrangliste. Ungarn verzeichnete ein Plus von 3%, Österreich 23%.
Doch die Statistik muss mit Vorsicht genossen werden, denn sie kann später berichtigt werden: 2016 meldete die Organisation für Rumänien eine Prognose von 4,9 Millionen Hektoliter, jetzt heißt es, dass Rumänien im betreffenden Jahr nur 3,3 Millionen Hektoliter produziert hat.
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