Ion Diaconescu war ein prominenter Politiker. Obwohl er zum Zeitpunkt der Wende schon im fortgeschrittenen Alter war, beschloss Diaconescu, seine politische Erfahrung für den Aufbau der rumänischen Demokratie einzusetzen.
Ion Diaconescu, ein Senior der rumänischen Politik nach der Wende, ist am 11. Oktober 2011 im Alter von 94 Jahren gestorben. Als Sohn eines Pfarrers und Ingenieur von Beruf war Ion Diaconescu seit 1936, also seit seinem 19. Lebensjahr aktiv in der Politik. Er war Mitglied der Rumänischen Bauernpartei (rum. Partidul Naţional Ţărănesc). Zusammen mit den jungen Liberalen und Sozialdemokraten wehrte er sich gegen die Zwangskollektivierung und Sowjetisierung des Landes unter dem Kommunismus. Dafür wurde er ins Gefängnis geworfen, wo er 17 Jahre seines Lebens verbrachte. Während der kommunistischen Diktatur nahm er an geheimen Treffen ehemaliger Mitglieder der Bauernpartei teil, obwohl er vom rumänischen Inlandsgeheimdienst, der sogenannten Securitate, überwacht wurde.
Nach der Wende 1989 beteiligte er sich zusammen mit anderen Generationskollegen an den Wiederaufbau der rumänischen Demokratie. Nach der Wende, zwischen 1995 und 2001, war er Parteichef der neu gebildeten Christlich-Demokratischen Nationalen Bauernpartei. Er übernahm die Parteileitung von seinem Vorgänger, Corneliu Coposu. Wie gesagt wurde nach der Wende 1989 die Bauernpartei in Rumänien neugegründet. Sie profilierte sich als politische Alternative zur Wiederbelebung der rumänischen Politik. Ion Diaconescu und die anderen ehemaligen Bauernparteimitglieder waren sich ihrer begrenzten Handlungsstärke bewusst. Sie sahen ein, dass sich die rumänische Gesellschaft nach 45 Jahren unter dem Kommunismus tiefgründig verändert hatte. Dazu ein Fragment aus einem Gespräch mit Ion Diaconescu aus dem Jahr 2003:
„Wir konnten gleich nach der Wende eine Partei gründen, denn unsere Partei gab es eigentlich schon. Das hatte seine Vor- und Nachteile. Zwar gab es eine gewisse Kontinuität der Partei und wir konnten unsere Werte, unser moralisches Vermögen retten. Wir haben nichts Künstliches aufgebaut, nur um irgendwelche Drähte hinter den Kulissen zu ziehen. Wir schauten auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück. Wir hatten viele Jahre hart gekämpft, viele Mitglieder haben ihr Leben in diesem politischen Kampf aufgeopfert. Allerdings gab es auch einen Nachteil. Als der politische Kampf 1944 begann, waren wir alle jung. Zu Zeiten der Wende waren wir schon fast alle 70 Jahre alt, also hätten wir eigentlich nichts mehr in der Politik zu suchen gehabt. Wir hätten viel mehr eine beratende Funktion übernehmen sollen. Wir waren uns dessen bewusst und haben von Anfang an darüber gesprochen. Doch es gab keine andere Alternative, um Legitimität zu haben. Wir mussten unseren Namen begründen und mitspielen, um einen Unterschied zu machen.“
Ion Diaconescu war nur einer der Vertreter der vernichteten Generation, die Rumänien nach dem 2. Weltkrieg hätte aufbauen sollen. Allerdings trug er zum Wiederaufbau Rumäniens 45 Jahre später bei.
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