Ein Porträt des zweiten Königs Rumäniens, Ferdinand I. Der in Baden-Württemberg geborene später Monarch Rumäniens schwor seiner Wahlheimat Loyalität und erhielt infolgedessen vom rumänischen Volk den Beinamen „Ferdinand Der Treue“.
Der zweite Monarch Rumäniens, Ferdinand I., war einer der großen Namen in der rumänischen Geschichte, die in bewegten Zeiten wie dem entscheidenden Jahr 1918 dem Volk beistand. Zahlreiche Geschichtsforscher bewunderten die Selbstlosigkeit und weitsichtige Vision des Königs, der eine ausschlaggebende Rolle in der Geschichte Rumäniens gespielt hat. Ferdinand von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 24. August 1865 in Sigmaringen, Land Baden-Württemberg, als zweiter Sohn des Fürsten Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen und Antonias von Portugal geboren. Er hat die Offiziersschule von Kassel absolviert, im Anschluss studierte Ferdinand Jura an den Universitäten Tübingen und Leipzig.
1889 wurde Ferdinand zum Thronfolger seines kinderlosen Onkels Karl I. ernannt, nachdem sowohl sein Vater als auch sein älterer Bruder auf die Thronfolgerechte verzichteten, und begann ständig in Rumänien zu leben. Am 29. Dezember 1892 heiratete er die Prinzessin Maria Alexandra Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha. Sie hatten drei Söhne und drei Töchter. Nach dem Tod seines Onkels König Karl I. von Rumänien bestieg er den rumänischen Thron und schwor seiner Wahlheimat Loyalität.
Unter seiner Führung trat Rumänien am 27. August 1916 mit einer Kriegserklärung an Österreich-Ungarn auf der Seite der Entente in den Ersten Weltkrieg ein. Weil er seinen Schwur hielt und gegen sein Geburtsland Deutschland Krieg führen sollte, erhielt Ferdinand von dem rumänischen Volk den Beinamen „der Treue“. Das Ende des Krieges brachte Rumänien beträchtliche Gebietsgewinne und am 15. Oktober 1922, nach der Vereinigung Siebenbürgens, Bessarabiens und der Bukowina mit dem rumänischen Königreich, wurden Ferdinand und seine Frau Maria in der Krönungskathedrale im siebenbürgischen Alba Iulia zu König und Königin Großrumäniens gekrönt. Während seiner Regierungszeit nach dem Ersten Weltkrieg kam Rumänien den demokratischen Werten und Idealen sowie der freien Wirtschaft näher.
Ferdinand stützte sich in seiner Politik auf die Nationalliberale Partei. Nur 5 Jahre nachdem er den rumänischen Thron bestieg, ist König Ferdinand im Jahr 1927 gestorben, im gleichen Jahr starb auch der Vorsitzende der Liberalen Partei, Ion I. C. Brătianu, der ebenfalls ein wichtiger Akteur in der Existenz Großrumäniens (rum. România Mare) war. Das Jahr 1927 gilt als das erste in der Krise der jungen rumänischen Demokratie.
Florin Müller ist Professor für Zeitgenössische Geschichte an der Bukarester Universität. Er erläutert, wie sich die damaligen Ereignisse und der Tod des Königs Ferdinand I. auf die Zukunft des Landes und des rumänischen Königshauses auswirken ließen:
„Der Tod des Königs Ferdinand I. spielte eine ausschlaggebende Rolle in der rumänischen Geschichte. Mit diesem Ereignis beginnt das in der Epoche sogenannte »geschlossene Anliegen« (rum: »chestiunea închisă«). Es handelte sich um die Situation um das Datum 4. Januar 1926 herum, als Ferdinands Sohn, Karl II., auf den Thronanspruch verzichtete. Der Tod Ferdinands ein Jahr später stellte die Thronfolge im rumänischen Königshaus unter Fragezeichen. Karls Sohn, Michael I., wurde als fünfjähriges Kind unter der Führung des zweiten Sohnes von Ferdinand, des Prinzen Nicolae und eines Regentschaftsrates, der Nachfolger seines Großvaters. Der Regentschaftsrat war aber eine provisorische Struktur, eine Art ‚Scheinmonarchie‘, die keine langfristige Lösung für die zu jener Zeit schwierige Situation des rumänischen Königshauses darstellen konnte. Ferdinand pflegte zwar keinen autoritären Führungsstil wie Brătianu, umso weniger sein Sohn Karl II. Während seiner Regierungszeit war aber die rumänische Monarchie von Stabilität geprägt. Ferdinand hatte keinen Ehrgeiz zur absoluten Macht, wie sein Sohn Karl II. während seiner kurzen Regierungszeit. König Ferdinand war ein Symbol der Stabilität in der Institution der rumänischen Monarchie.“
König Ferdinand hat eine ausschlaggebende Rolle in der Geschichte Rumäniens gespielt. Im Bewusstsein des rumänischen Volkes, dem er seine Loyalität schwor, bleibt er „Der Treue“.
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