Es gibt in der Geschichte jedes Landes Persönlichkeiten, die durch ihre Tüchtigkeit, langfristige Vision und spontane Eingebung ihr Land und die Welt verändert haben.
König Michael I. ist eine der Persönlichkeiten Rumäniens, die die Geschichte ihres Landes geprägt haben. Dies in einem entscheidenden Moment, in dem die Zukunft des Landes auf dem Spiel stand. Michael I. von Rumänien wurde am 25. Oktober 1921 als Sohn des rumänischen Thronfolgers Prinz Karl II. und seiner Gattin Prinzessin Helene von Griechenland und Dänemark in der königlichen Sommerresidenz im Karpatenort Sinaia geboren. Er ist Nachfolger der britischen königlichen Familie, der russischen Zarenfamilie sowie der Habsburger. Michael I. bestieg den rumänischen Thron zum ersten Mal formell als Sechsjähriger, nach dem Tod seines Großvaters Ferdinand im Jahr 1927. Kronprinz Karl hatte wegen seines Lebenswandels 1926 zugunsten seines Sohnes auf die Thronfolgerechte verzichten müssen. Ein Regentschaftsrat, gebildet aus drei Personen, führte in dieser Zeit de facto die Regierungsgeschäfte.
Karl II. kehrte am 6. Juni 1930 aus seinem Exil in Paris nach Rumänien zurück und bestieg den Thron. Michael pflegte allerdings eine schwierige Beziehung zu seinem Vater, der sich von seiner Mutter scheiden ließ und diese gezwungen hatte, das Land zu verlassen. Er regierte bis zum 6. September 1940, als Michael I. erneut zum König ausgerufen wurde, nachdem in der Regierungszeit von Karl wichtige Gebietsverluste erfolgten und das Vertrauen in die politischen Parteien des Landes wiederhergestellt werden musste. Michael I. wurde de jure wieder König, die tatsächliche Regierungsgewalt besaß aber der General Ion Antonescu, Anführer der faschistischen Eisernen Garde (rum. Garda de Fier). Michael I. spielte zwar eine sekundäre Rolle in der Regierungspolitik, erfreute sich jedoch eines großen Vertrauens seitens des rumänischen Volkes. Ab dem Ende des Jahres 1941 kam es zu zunehmenden Spannungen zwischen dem Monarchen und dem Marschall Antonescu. Am 23. August 1944 entließ König Michael I. Antonescu aus dem Amt und Rumänien wechselte die Seiten, beendete das Militärbündnis mit Deutschland und nahm infolgedessen an der Seite der Alliierten am Krieg teil. Diese Entscheidung ermöglichte Rumänien, bei den Nachkriegsverhandlungen eines der 1940 verlorenen Gebiete, Nordsiebenbürgen, zurückzugewinnen.
1993 erinnerte sich Michael I. in einem Interview mit Radio Rumänien, 49 Jahre nach dem 23. August 1944, an die damaligen Umstände, die zu seiner entscheidenden Stellungnahme führten:
„Die unentbehrliche, wohltuende und rettende Aktion vom 23. August 1944 war eine Zeit vorher geplant worden. Am 24. Januar 1942, während eines Empfangs im Königlichen Palast in Bukarest, einigte ich mich darauf mit den Vorsitzenden der damals verbotenen Parteien: Iuliu Maniu, Dinu Brătianu und Titel Petrescu, die der Krone, der Demokratie und den traditionellen Allianzen Rumäniens treu geblieben waren und eine Anti-Hitler-Koalition und eine demokratische Front bilden wollten. Unsere Einigung zielte darauf ab, Rumänien an die Seite der Alliierten zu stellen, deren Sieg sich schon abzeichnete. Die Diktatur abzuschaffen und einen Waffenstillstandsvertrag abzuschließen, um das Land vor einem totalen Desaster zu retten, hielten wir als unabdingbar. Ich nahm die Verantwortung für unseren Plan, der äußerst bedeutende Risiken barg, um die Zerstörung der Armee zu vermeiden. Der Königliche Palast verfügte über eine 80-Mann-Garde und zwei leichte Panzer – das war lächerlich im Vergleich zur Militärmacht Deutschland, das in Rumänien zahlreiche Truppen, Flugzeuge am Flughafen Băneasa und schwere Panzer stationiert hatte. Der Zusammenhalt der rumänischen Armee und ihrer Führungskraft sowie die Selbstlosigkeit des rumänischen Volkes haben den Weg zum Erfolg geebnet. Entscheidend blieb aber für mich auch die Hilfe Gottes. Das Leiden, das das rumänische Volk im Anschluss in der Einflusssphäre der Sowjetunion aushalten musste, war keine Folge dieses Abkommens, sondern ist auf die Entscheidung der Alliierten zurückzuführen, die trotz ihres Versprechens Rumänien unter sowjetischen Einfluss geraten ließ, ohne auf die dramatischen Folgen dieser Entscheidung Rücksicht zu nehmen.“
Am 30. Dezember 1947 wurde Michael I. von der herrschenden Kommunistischen Partei zum Abdanken und ins Exil gezwungen.
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