Heute führt uns die Radiotour ins Landeszentrum, in eine Region, die bekannt ist für historische Überbleibsel, Bau- und Naturdenkmäler sowie für die örtlichen Bräuche und Traditionen.
Der Landkreis Alba – unser heutiges Ziel – wird von der spektakulärsten Landstraße Rumäniens durchkreuzt, der Transalpina-Hochstraße. Die Gemeinde Rîmetea (dt: Eisenburg) lockt mit einer besonderen siebenbürgischen Architektur: Hier bestaunt der Besucher die über 100 weißen Häuser vom Ende des 19. Jahrhunderts, die unter Denkmalschutz stehen.
Der Gletscher in Scărişoara, die Burg Alba Carolina, der Wasserfall in Vidra oder der sogenannte Schneckenhügel – das sind nur einige der schönsten Sehenswürdigkeiten des Landkreises Alba. Laut Mihai Coşer, dem Sprecher des Bürgermeisteramtes von Alba Iulia / Karlsburg, der Kreishauptstadt, habe sich der Fremdenverkehr hier in den letzten Jahren erheblich entwickelt. Gleichzeitig habe die Stadt auch einen beachtlichen kulturellen Aufschwung erlebt, sagt er.
„Das hat uns auf die Karte der hochwertigen Veranstaltungen befördert, entlang einer vorhersehbaren Achse zwischen Hermannstadt und Klausenburg. Wir entwickeln uns ständig weiter. Der Kulturkalender ist von Jahr zu Jahr interessanter. Jetzt steht gerade das Alba-Fest ins Haus, eine Musikveranstaltung, die seit langer Zeit über lokale oder regionale Grenzen hinausgeht, das Fest ist zum nationalen Bezugspunkt geworden. Es gibt hier Ereignisse für jedes Alter. An jedem Wochenende passiert etwas in der Burg Alba Carolina. Hinzu kommen die ständigen Attraktionen, Aufführungen, die von der historischen Herkunft dieser Orte ausgehen, die in letzter Zeit von Freiwilligen erforscht werden. Es sind Schauspieler, die historische Rekonstruktionen in die Praxis umsetzen. An jedem Abend gibt es die Wachablösung der römischen Garde von Apulum. Das beeindruckende Ritual zieht hunderte von Schaulustigen an. Wir haben auch tagsüber die bekannte österreichische Garde, die zur Mittagszeit die Ablösung hat. Außerdem kann der Besucher während der ganzen Sommersaison an jedem Sonntag die Blaskapelle sehen. Alba Iulia ist gleichbedeutend mit einem wichtigen Teil der europäischen Geschichte.“
Emanuel Drăguşin ist Öffentlichkeitsarbeiter beim Landesverband der Restauratoren. Der Ausgangspunkt einer Reise durch den Landkreis sollte sowohl für den rumänischen als auch für den ausländischen Touristen die Zitadelle Alba Carolina sein, empfiehlt er.
„Vor allem weil es die größte Befestigungsanlage mit Bastionen im Vauban-Stil im Südosten Europas ist, sie erstreckt sich auf über 100 Hektar. Darüber hinaus sagen wir hier, dass man in Alba Iulia Geschichte atmet, die historischen Überreste, die man hier sieht, stammen aus dem 1. Jahrhundert bzw. aus der Zeit der 13. Legion Gemina, die im Jahr 106 hier ein römisches Castrum errichtete. Dann haben wir eine weitere Befestigung über das Castrum, die mittelalterliche Burg aus dem 16. Jahrhundert und dann, Anfang des 18. Jahrhunderts, beginnt hier die Erbauung der aktuellen Befestigungsanlage im Vauban-Stil, während der Herrscherzeit des österreichischen Kaisers Karl VI.“
Nach Besichtigung der Burganlage könne man sich auf ein Abenteuer in der Umgebung begeben, rät Mihai Coşer, Sprecher des Bürgermeisteramtes Alba Iulia.
„In unserer unmittelbaren Nähe gibt es touristisch interessante Gegenden, sowohl aus Sicht des historischen Erbes als auch in Sachen Wochenendaktivitäten oder Freizeitangebote. 20 Kilometer von uns entfernt gibt es einen berühmten Golfplatz. Dann gibt es das Apuseni-Gebirge, das wahrscheinlich den Geschmack eines jeden Touristen trifft. Das Schloss in Jidvei / Seiden ist einen Besuch wert. 5 Kilometer vom Stadtzentrum in Alba Iulia entfernt ist der womöglich einzige Radweg in Rumänien in 450 Metern Höhe. Entlang dieses Radwegs gibt es Aussichtsplattformen. Dann ist Vinţu de Jos / Unterwinz ein sehr interessantes Reiseziel, mit dem Martinuzzi-Anwesen.“
Selbstverständlich wird im Landkreis Alba auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Die siebenbürgische Küche sei generell sehr schmackhaft, allerdings gebe es einige Speisen, die für Alba Iulia typisch seien, verspricht Mihai Coşer.
„Alba Iulia ist auf einige seiner Spezialitäten stolz. Etwa auf das Burgbrot. Es ist in der Tat eine Nachbildung der Burg aus Teig. Und außerdem verkaufen wir den Burgwein in Zusammenarbeit mit einem bekannten Hersteller. Den größten Erfolg genießt aber die Bohnensuppe in Brot, die auf dem Burggelände bestellt werden kann, oder aber in der nahe liegenden Gemeinde Sântimbru.“
Es kommen immer mehr Touristen nach Karlsburg, berichtet Mihai Coşer anschließend, der Sprecher des Bürgermeisteramtes. Von allen sei aber ein Australier in den Mittelpunkt gerückt. 2009 war er nämlich in seiner Heimat bekannt geworden, nachdem er die Ausschreibung für den „besten Job der Welt“ gewonnen hatte, die von dem Tourismus-Büro in Queensland organisiert worden war.
„Die Anzahl der Touristen in Alba Iulia ist in den letzten vier Jahren im Schnitt von Jahr zu Jahr um 20% gestiegen. Jetzt gerade ist der am besten bezahlte Mann hier, der den besten Job der Welt hatte. Es handelt sich um einen Australier, den wir eingeladen haben. Er hatte einen Wettbewerb gewonnen, an dem 34.000 Menschen teilgenommen hatten. Dieser Mann wird jetzt von unterschiedlichen Tourismus-Organisationen gut bezahlt, um für uns zu werben. Es gab viele Reisegruppen, die unsere Stadt besucht haben. Vergangenen Herbst waren 3000 Österreicher für die Besichtigung von Alba Iulia gekommen. Auch viele Australier sind hier zu Gast.“
Die meisten ausländischen Touristen seien an den Volksbräuchen und dem Handwerk der Region interessiert, erklärt die Ethnologin Daniela Florean.
„Man kann hier mehrere Hundert Jahre alte Volkstrachten sehen, Decken, Tücher, Taschen, Haushaltsgegenstände, Dinge, die wir niemals kannten oder inzwischen vergessen haben. Man hat versucht, spezifische Bauernhöfe nachzubauen, einer davon in Cetatea de Baltă / Kokelburg im Landkreis Alba. Die Burg hat ebenfalls historischen Wert, sie wurde von Fürst Stefan dem Großen erbaut. Das dortige Freilichtmuseum ergänzt die malerische Landschaft des Ortes. Es ist das typische Anwesen eines Weinbauern, das nahe liegende Jidvei ist ein traditionelles Weinanbaugebiet. Hier kann der Besucher den gesamten Produktionsprozess beobachten.“
Sie sehen also: die Kreishauptstadt Alba Iulia ist mit vielen wichtigen und gut erhaltenen Denkmälern gespickt, Überreste seiner Jahrtausende alten Vergangenheit. Und gleichzeitig ist sie Ausgangspunkt für viele andere interessante Besichtigungstouren.
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