Nicolae Titulescu war der erste rumänische Karrierediplomat, der die internationalen Beziehungen Rumäniens in der modernen Geschichte des Landes erfolgreich vertrat. Er wurde zweimal zum Präsidenten der Generalversammlung des Völkerbundes.
Nicolae Titulescu wurde in Craiova als Sohn eines Anwalts geboren. Er verbrachte seine Kindheit auf dem Gut seines Vaters in Tituleşti, Kreis Olt. Nach seinem Abschluss mit Auszeichnung im Jahr 1900 an der „König Carol I.“ - Schule in Craiova studierte er Rechtswissenschaften in Paris und promovierte mit der Dissertation „Essai sur une théorie des droits éventuels“.
Im Jahr 1905 kehrte Titulescu nach Rumänien als Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Iaşi zurück. Im Jahr 1907 zog er nach Bukarest. Er trat der Konservativ-Demokratischen Partei bei und wurde zum Abgeordneten gewählt. Titulescu war ein überzeugter Frankophiler, demnach plädierte er für den Einzug Rumäniens neben Frankreich und Großbritannien in den Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg beteiligte sich Nicolae Titulescu am Projekt der Konsolidierung Großrumäniens, in seiner Eigenschaft als Mitglied im Ausschuss, der zur Verwirklichung der Vereinigung und zur Umsetzung der Währungsreform 1921 beitrug. Als Außenminister regte er die regionale Kooperation in Mittel- und Osteuropa an. Das nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1933 entstandene politische und militärische Bündnissystem zwischen der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien – als kleine Entente bezeichnet – wurde für Rumänien von Titulescu befürwortet. Die Balkanentente – ein militärisches Bündnis, dem mehrere Balkanländer beitraten, unter anderem Jugoslawien, die Türkei und Rumänien – wurde für Rumänien ein Jahr später ebenfalls von Titulescu unterzeichnet.
Nachdem Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kam, war der rumänische Diplomat höchst bestrebt, die Kooperation und Sicherheit innerhalb Europas zu verstärken, um somit dem Aufkommen des Faschismus entgegenzuwirken. Der rumänische Politiker forderte zur Aufrechterhaltung des Friedens in Europa auf. In diesem Zusammenhang nahm er auf den Briand-Kellogg-Pakt Bezug. Der Briand-Kellogg-Pakt ist ein völkerrechtlicher Vertrag zur Ächtung des Krieges, der schließlich von 62 Völkern unterschrieben wurde. Die unterzeichnenden Staaten verpflichteten sich dadurch dazu, den Krieg nicht zum Werkzeug ihrer Politik zu machen. Sie erklärten, in Zukunft Streitigkeiten friedlich zu lösen.
Im Folgenden können Sie einen Teil einer Rede von Nicolae Titulescu hören, die im Archiv des Rumänischen Rundfunks aufbewahrt wurde. Der Diplomat spricht (in französischer Sprache) über die sich vermehrenden Schwächen des Völkerbundes, einer Institution, die er zweimal geleitet hatte:
„Um den Krieg zu vermeiden, müssen wir zeitgerecht die Summe aller Kräfte zusammenbringen, gegen die ein vermutlicher Angreifer antreten würde, falls er seine Pläne umsetzt. Der Völkerbund hatte die Aufgabe, durch die Organisation kollektiver Sicherheit dem Rechnung zu tragen. Leider kann der Völkerbund seinen Aufgaben zeitweilig nicht mehr entsprechend nachgehen – entweder weil die Vorschriften des Paktes übereilig umgesetzt werden oder weil es manchmal an Mut mangelt, auf die Vorschriften hinzuweisen.“
1936 wurde Titulescu – infolge der zunehmenden Verschlechterung der internationalen Lage – aus seinem politischen Amt entlassen. Die Nachricht erreichte Titulescu in seiner Residenz an der Französischen Riviera. Nach seiner Entlassung machte Titulescu eine Tournee durch die europäischen Hauptstädte, um angesichts der Drohung des nahenden Zweiten Weltkrieges seine Friedensideen zu verbreiten. Am 27. Dezember 1937 verließ Nicolae Titulescu Rumänien ohne jede Erklärung. Nach einem langen Leiden starb er am 17. März 1941 in Cannes.
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