In den letzten Jahrzehnten hat eine regelrechte Revolution der Informationsmittel stattgefunden. Die Qualitätsstandards des Fernsehens haben stark zugenommen und das Internet wurde das Hauptmittel der Informationsverbreitung.
Nichtdestotrotz feiert bald das Radio seinen 100. Geburtstag. Das Radio bleibt eines der wichtigsten Unterhaltungs- und Informationsverbreitungsmittel. Der Rundfunk hat mit der Technologie mitgehalten und der Tendenz der Digitalisierung gefolgt. Um die neuen technologischen Herausforderungen, die von den Grenzen des Ausstrahlungsspektrums hervorgerufen wurden, zu bezwingen, suchte das Radio nach neuen Ausstrahlungsmöglichkeiten. Das, um den Hörern auch eine bessere Tonqualität anzubieten.
Die Radiosender haben begonnen, massiv über das Internet zu übertragen. Terrestrisch aber auch, mittels drei Hauptstandards. Der erste war der DAB, der Digital Audio Broadcasting. Er wurde in den 1980er Jahre entwickelt, mit dem Ziel, die analoge Ausstrahlung auf Ultrakurzwelle zu ersetzen. Ebenfalls für die FM-Wellenlänge wurde auch der Standard HD-Radio ins Leben gerufen. Dieser wurde insbesondere in den USA benutzt. Danach folgte der Standard DRM, oder Digital Radio Mondiale. Dieser ist auch kompatibel mit den FM-Sendungen.
Radio Rumänien International war einer der Vorreiter der Ausstrahlungen via DRM-Standard. Über die Vorteile dieses Systems und die Herausforderungen, mit denen sich heute die Förderer des digitalen Radios konfrontieren, berichtet Ruxandra Oreja, die Vorsitzende des Konsortiums DRM, ehemalige BBC-Journalistin des rumänischen Dienstes.
„Dieses DRM-System stellt einfach eine Möglichkeit dar, dass unser Radiogerät, das immer wieder kreischte, den perfekten Ton einer FM-Sendung übertragen kann. Warum in Rumänien? Große Länder können nicht Tausende kleine Sendeanlagen aufstellen, die jede Ortschaft abdecken. Rumänien ist ein großes Land, es ist das zweitgrößte Land in Osteuropa nach Polen. Es gibt hier Berge, Täler, sehr viele Dörfer, der einzige Standard, der diesen neuen, digitalen Inhalt übertragen kann, ist der DRM.“
Wie geht man aber von der analogen zur digitalen Ausstrahlung über? Norwegen ist in diesem Bereich ganz vorne, 2017 will das Land komplett auf die analoge Ausstrahlung verzichten. In anderen Ländern geht es aber nicht so schnell. Ruxandra Obraja berichtet weiter:
„In manchen Ländern ist die Rede von 2022, 2027 und so weiter. Manche Länder wollen sehr schnell wechseln, andere sprechen von einem analog-digitalen Übergang. Eines ist aber sicher: Wir haben ein digitales Ökosystem. Alles, was wir im Fernsehen oder auf dem Handy sehen, ist digital. Es wird sehr teuer werden, eine kleine analoge Ecke zu behalten, wenn der Rest digital ist Ein Signal, eine Sendeanlage kann ein ganzes Land decken. Bis jetzt wurde kein anderes besseres System dafür erfunden.“
Ein großes Problem des DRM-Standards ist der hohe Preis der Empfangsstationen. Ein DAB-Gerät kann bis zu 20 Euro kosten, ein DRM-Gerät ist aber 4-5 Mal teurer. Ruxandra Obreja dazu:
„Die DRM-Empfänger erschienen auf dem Markt nach den DAB-Geräten. Wir haben vielleicht eine etwas andere Vision als andere Standards. Wir glauben an einen Empfänger mit allen Standards. Das ist die Lösung, die wir unterstützen. Die Empfänger gibt es, jetzt kommen wir mit einem billigen Modell, es ist eigentlich ein Tablet, zugleich ein analoges Radio und ein digitales Gerät, das mit allen Standards kompatibel ist.“
Eine andere Möglichkeit, die digitalen Radio-Empfänger zu fördern, ist, diese in Autos einzubauen. Viele Autos der gehobeneren Klasse besitzen schon DAB-Radios. Der DRM-Standard wurde vor Kurzem auf den Automarkt eingeführt, aber Ruxandra Obreja ist optimistisch.
„Die Autohersteller werden den Standard, der im jeweiligen Land nachgefragt wird, einbauen. Wenn Rumänien im DRM-System ausstrahlen wird, um das ganze Land zu decken, kann ich ihnen garantieren, dass die Autoindustrie DRM-Empfänger einbauen wird. Interessanter scheint mir aber die Tatsache, dass die großen Autobauer eigentlich nicht mehr zaudern möchten und jetzt schon beide einbauen.“
Der Hauptwettbewerber der terrestrischen digitalen Ausstrahlung ist die Internet-Übertragung. Diese konfrontiert sich aber mit technologischen Grenzen, so Ruxandra Obraja, die Vorsitzende des DRM-Konsortiums:
„Das Internet ist ein Informationsfluss von mir zu dir. Man braucht also viele solcher Flüsse. Dieses Band, das uns alle unterstützt, ist eine begrenzte Ressource. Wir haben schon das Ende erreicht und ich werde ihnen ein Beispiel geben. Das meistverfolgte Programm in Großbritannien ist die Morgensendung, von 6 bis 8 Uhr. Man hat Berechnungen durchgeführt. Sollte diese Sendung nur im Internet übertragen werden, würde das ganze britische Netz innerhalb von Minuten zusammenbrechen.“
Die Entwicklung digitaler Technologien kann noch Überraschungen mit sich bringen. Sicher ist aber, dass wir uns auf dem Weg der kompletten und endgültigen Digitalisierung des Radios befinden. Und auch wenn der Weg lang ist, gibt es kein Zurück.
Deutsch von Alex Grigorescu
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