Mamaia ist der wohl bekannteste Badeort an der rumänischen Riviera. Hier finden die größten Musikfestivals statt und hier legen die angesagtesten DJs auf – bis in die frühen Morgenstunden geht es in den luxuriösen Nachtclubs von Mamaia rund.
Damit Sie unser heutiges Reiseziel besser kennenlernen, schlagen wir Ihnen eine kurze Zeitreise vor. Vor genau 112 Jahren fiel der Startschuss für die erste Sommersaison in Mamaia. Wir schreiben das Jahr 1906. Die Projekte des Vorjahres 1905 seien der Ausgangspunkt für einen Badeort gewesen, der bereits zu seinen Anfängen einige interessante Merkmale aufwies, erzählt Răzvan Victor Pantelimon. Er ist Dozent an der Ovidius-Universität in Constanţa, am Lehrstuhl für Geschichte und Politikwissenschaften.
„Der Ort entstand aus der Vision einiger sehr bedeutender Persönlichkeiten heraus. Allen voran der Ingenieur Anghel Saligny, der für den Bau einer Reihe von öffentlichen Gebäuden und anderer Infrastrukturelemente verantwortlich war. Etwa die berühmte Donaubrücke. Mit der Erweiterung des Hafens in Constanţa hatte er die Idee, einen Kurort zu bauen, so wie man die Stätte damals nannte – und zwar in der unmittelbaren Nähe der Stadt. Ein weiterer Visionär, der eine wichtige Rolle spielt, ist der damalige Bürgermeister Ion Bănescu. Er hatte eine sehr kurze Amtszeit von nur zwei Jahren, 1905–1907. Der Stadtrat unterschrieb 1905 einen Konzessionsvertrag, laut dem ein Gebiet im Norden von Constanţa für Bauprojekte freigegeben wurde – ursprünglich stand dort ein kleines Fischerdorf. Anschließend begannen die Bauarbeiten an dem Ort, der heute als Mamaia bekannt ist.“
Schon von Anfang an hatte der Ort ein internationales Flair, da die Landschafts- und Stadtplanung in die Verantwortung eines Franzosen fielen: Edouard Redont, der die Pläne und Skizzen für die Umwandlung des Sandstrandes in Grünanlagen fertigte, wie Răzvan Victor Pantelimon weiß:
„Die erste Karte von Mamaia entstand in Frankreich, im Dezember 1905, im Referat für Architektur und Landschaftsplanung des Pariser Bürgermeisteramtes. Ebenfalls in der französischen Hauptstadt werden Anfang 1906 Tausend Fotos von dem Strand entwickelt. Die offizielle Einweihung des Badeortes findet im August 1906 statt, als zwei Züge aus Constanţa mit dem Zielbahnhof Mamaia losfahren. Bei der Einweihung sind einfache Bürger und Stadtbewohner jener Zeit zugegen. Interessant ist auch, dass eine Bahnstrecke zwischen dem alten Bahnhof in Constanţa und dem Badeort gebaut wurde, die gut acht Kilometer lang war. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Laut Statistiken sind 1906, innerhalb von nur einigen Monaten, mehr als 45.000 Besucher in Mamaia zu Gast. Das ist beachtlich, wenn man berücksichtigt, dass Constanta damals rund 12.000 Bewohner hatte.“
Im Laufe der Zeit musste der Schwarzmeer-Ort Mamaia allerdings auch Rückschläge einstecken. Zum ersten Mal während des Ersten Weltkriegs und unmittelbar nach Ende des Krieges. Die Gründe für die Flaute kennt Răzvan Victor Pantelimon, der an der Ovidius-Universität in Constanţa lehrt.
„Man kann von einer Rückentwicklung bis in die 1920er Jahre hinein sprechen, als die Bauprojekte wieder aufgenommen wurden. Ab 1920 wurde der Königspalast gebaut, nach Plänen des Italieners Mario Stoppa. Eine Blütezeit erlebt der Ort vor allem in den 1930ern. In jener Periode werden das Kasino und das erste große Hotel, Rex, gebaut. Und interessant ist auch, dass bereits 1934 rund 12.000 Touristen aus den Nachbarländern hierher gereist waren, aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Später, während des Zweiten Weltkriegs und anschließend in den 50er Jahren, ging es mit Mamaia erneut bergab – der Ort wird seinem Schicksal überlassen und verkommt. Doch danach beschließt die Landesführung ab den 1960er Jahren die Umsetzung einer neuen Entwicklungsstrategie für Mamaia, die einen Anstieg der ausländischen Touristen zur Folge hat. Weltweiten Ruhm erlangt Mamaia 1968, nach der Aussage des südamerikanischen Nobelpreisträgers Miguel Angel Asturias, der von der Region berichtet und dabei behauptet, Mamaia könne es mit jedem Ort an der französischen Côte d’Azur, der italienischen Riviera oder den Stränden Floridas aufnehmen. Die Zeit nach der Wende, die frühen 1990er Jahre werfen wiederum lange Schatten auf den Badeort, erst ab 2000 ist der Aufschwung Mamaias erneut zu spüren.“
Erwähnenswert ist auch, dass der Ferienfunk mit seinen Sendungen in mehreren internationalen Fremdsprachen lange Zeit in Mamaia seinen Hauptsitz hatte. Der bekannte Radiosender war während der kommunistischen Zeit sehr erfolgreich, vor allem dank seines Entertainment-Programms. Nach 2000 habe sich der Ferienort schnell weiterentwickelt, berichtet auch Ştefan Necula, Geschäftsführer eines Reiseveranstalters von der rumänischen Riviera.
„Es ist uns gelungen, alle Kategorien von Reisenden zufrieden zu stellen. Es gibt sowohl All-inclusive-Angebote als auch sogenannte Boutique-Hotels. Wir gehen davon aus, dass immer mehr Touristen aus dem Ausland hierher gelockt werden. Zum einen gibt es ein immer höheres Interesse an den Musikfestivals, die stark von Ausländern besucht sind, die mit derartigen Veranstaltungen am Meer vertraut sind. Das Neversea-Festival ist zum Begriff geworden, eines der größten Musikfestivals in Osteuropa. Zum anderen glaube ich, dass auch die Ausflüge aus unserem Angebot ihren Beitrag zur Förderung des Tourismus in Mamaia leisten. Wir wollen, dass unsere Touristen nicht nur auf den Liegestühlen in der Sonne liegen bleiben, sondern dass sie auch ein wenig von der Kultur der Region mitnehmen.“
Entgegen seines Rufs sei Mamaia nicht unbedingt ein exklusives Urlaubsziel, setzt Ştefan Necula seinen Werbevortrag fort.
„Die Preise in dem Ort selber sind sehr unterschiedlich. Es gibt auch Zwei-Sterne-Hotels in Mamaia für die niedrige Preiskategorie, aber es gibt natürlich auch Vier- und Fünf-Sterne-Hotels mit den entsprechenden Dienstleistungen, die mit der Qualität im Westen vergleichbar sind. Und die Touristen geben uns nach ihren Aufenthalten ein positives Feedback. Ich kann mich jetzt an die letzten Gäste erinnern, die während des Kurzurlaubs um den 1. Mai herum hier waren, als es einen echten Ansturm auf die Nachtclubs im Norden des Ortes gab. Es ist wohl bekannt, dass die Leute ihren Spaß hier hatten. Am 1. Mai waren sehr viele Besucher aus Großbritannien, aus Deutschland und Italien hier, viele waren von Rumänen begleitet, die für Mamaia geworben hatten. Wir erwarten also alle Interessenten mit offenen Armen hier – einmal muss man den Badeort mit seiner vibrierenden Atmosphäre miterlebt haben. Die Hotels, Restaurants, Nachtclubs und die Strände stehen natürlich schon bereit.“
Jenseits der Begeisterung der Vertreter der Branche ist Mamaia also ein Badeort mit einer reichen Geschichte und einem interessanten Veranstaltungsangebot heute. Gehen sie also zum nächstbesten Reiseveranstalter in ihrer Heimatstadt und erkundigen sich nach den Angeboten für Mamaia. Und wir erwarten Sie auch nächsten Sonntag mit einem neuen Reiseziel in Rumänien.
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