Siebenbürgen ist dank der wunderbaren Landschaft, der historischen Schlösser und Festungen und für seine Traditionen berühmt. Touristen werden in letzter Zeit immer mehr Sonderprogramme angeboten, die Gastronomie mit Dorftourismus und Workshops verbinden
Cristian Cismaru, Projektmanager beim Verband „My Transyilvania“, erklärte uns, wie die Programme für den Besuch der weit entfernten Dörfer vorbereitet werden.
„Wir durchstreifen die Dörfer im Zeitraum April-Oktober, wenn wir lokale Produkte finden. Am Wochenende rasten wir immer in einem anderen Dorf. Wir suchen Gastgeber und Herbergen für unsere Events. Die Gastgeber sind meistens Landleute. Ich werde diesen Begriff ein bisschen erklären. Die Einwohner einer kleinen Straße oder zweier Straßen kommen in einem informellen Verband zusammen und bilden eine sogenannte Nachbarschaft. Sie sind die sogenannten Landleute. Wenn man Hilfe braucht, zum Beispiel wenn man ein Haus baut, eine Taufe oder eine Hochzeit vorbereitet, kommt man zusammen, man kocht gemeinsam und hilft einander. Am Wochenende kochen wir mit den Landsleuten alte Rezepte, die als Zutaten lokale Produkte haben. Am Samstag laden wir die Gäste ein, unsere Speisen zu kosten.“
Cristian Cismaru erklärte weiter, die Rezepte seien in den Monographien der Dörfer und in den Kochbüchern des 19. Jh. zu finden. Einige Rezepte stammen sogar aus der Zeit vor der Industrialisierung. Die Freiwilligen von „My Transyilvania“ sammeln von den Veranstaltungen oder den Köchinnen im Dorf Rezepte. Die Events werden in Kategorien gruppiert.
„Die bekannteste Veranstaltung ist »Transylvanian Brunch«, wo wir zusammen mit den Dorfbewohnern, den Landleuten oder einer Familie kochen. Wir wollen die lokale Gastronomie und die lokale Kultur bekanntmachen. Wir führen unsere Gäste zu Werkstätten und Kirchen. Im Hermannstädter Umland (rum. Mărginimea Sibiului), im Zibinsgebirge, heißt die Veranstaltung »Picknick im Cindrel-Gebirge«. Wir wandern durch wunderschöne Orte, jeder trägt die Speisen in seinem Rucksack. Eine weitere Veranstaltung ist »Flavours and Sounds of Transylvania«, die Speisen und lokale Musik zusammenbringt. Wir wählen zum Beispiel die Kirschen von Cisnădioara/Michelsberg, die Erdbeeren von Sărata, die Salbei und der handgerieben Schafskäse kommen ebenfalls aus der Region. Wir suchen immer ein Produkt aus, das für die Gegend charakteristisch ist, und bringen die lokale Musik hinzu: etwa ein Orgelkonzert, einen Hirten, der auf seiner Flöte spielt.“
Obwohl die Programme englische Namen tragen, sind sie nicht nur für ausländische Touristen gedacht, sondern auch für heimische Urlauber oder Durchreisende, die sich in Siebenbürgen aufhalten, erklärte uns weiter Cristian Cismaru.
„Viele kommen aus Großstädten wie Bukarest, Klausenburg, Hermannstadt, Kronstadt. Es werden also mehrere Fremdsprachen gesprochen. Die gemeinsame Sprache ist aber Englisch. Die Zahl der ausländischen Touristen steigt von Jahr zu Jahr. Ich freue mich sehr, dass junge Familien, die Kinder haben, nach Siebenbürgen kommen. Sie freuen sich sehr, kleine Dörfer besuchen zu können. Wir suchen besonders kleine Dörfer, wo man nur schwer hinkommt. An diesem Wochenende waren wir in einem Dorf in der Nähe von Agnita/Agnetheln, unweit von Apoş/Abstdorf. Dort hatten wir drei verschiedene Werkstätte. Wir haben die Ziegelei besucht, wo man auch heute noch handgemachte Ziegeln herstellt. Danach gingen wir zu einer Werkstatt, wo Wolle verarbeitet wurde. Wir unterstützen die Initiative der Bewohner, einen Reitplatz zu gründen. Die Dorfbewohner mobilisieren sich für derartige Events.“
Siebenbürgen ist auch für die vielen Schlösser und Festungen berühmt. Folglich gibt es ein Programm „Entdecke die Seele Siebenbürgens“, das sich in der sogenannten Transilvania Card konkretisierte. Die Festungen können bis zum 31. Oktober 2017 besucht werden. Die Touristen, die eine Transilvania Card haben, besuchen gratis 52 bedeutende Festungen und mittelalterliche Kirchen. Die Einnahmen aus dem Projekt dienen der Denkmalpflege der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen. Der evangelische Pfarrer Dr. Ştefan Coşoroabă hat Einzelheiten:
„Diese Ferienkarte bietet niedrigere Preise für die Dienstleistungen unseren Partner. Wir wollen die ganze Gegend und ihre Bewohner fördern. Wir haben auch eine Internetseite, wo man Informationen in Deutsch, Englisch und Rumänisch über das Projekt »Entdecke die Seele Siebenbürgens« finden kann. Die Karte kann in acht Ortschaften im Süden Siebenbürgens gekauft werden. Sie kostet 50 Lei oder 11 Euro. Das Geld wird in die Sanierung der Denkmäler investiert. Die Touristen können die Karte auch per E-Mail bestellen.“
Neben Hundedoara/Eisenmarkt gibt es außerdem einen Themenpark. Die Manager des Parks behaupten, es sei der größte Park in Europa mit militärischer Thematik. Darüber aber sprechen wir ein anderes Mal.
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