Außerdem: Minister streiten um Mindestlohn /// Mehr Geld für Kathedrale, weniger Mittel für Forschung
Der Finanzminister dachte in einem Interview sozusagen laut nach – wie wäre es, sagte Eugen Teodorovici, wenn der Mindestlohn nicht mehr flächendeckend in der gesamten Wirtschaft gelten würde, sondern nur im öffentlichen Dienst? Im Privatsektor sollte er nicht mehr verpflichtend sein, sondern nur als Benchmark dienen. Eine Firma, die keine Beschäftigten unter dem Niveau des Mindestlohns bezahlt, sollte auf der anderen Seite belohnt werden, regte der Finanzminister an. Ein Arbeitgeberverband konterte und schlug dafür einen Mindeststundenlohn vor, der auch den Produktivitätsunterschieden der verschiedenen Branchen Rechnung tragen soll – denn im Moment gilt in Rumänien ein monatliches Mindestentgelt von brutto 1900 Lei oder umgerechnet etwas über 400 Euro.
Doch Teodorovici fiel gerade seine Partei- und Kabinettskollegin Lia Vasilescu ins Wort – von einem solchen Ansatz könne nicht die Rede sei, eine solche Maßnahme sei nicht im Regierungsprogramm vorgesehen und deshalb vom Tisch. Ausgeschlossen, sagte die Arbeitsministerin – und wiederholte das Wort drei Mal.
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Der Finanzminister und seine Regierung sorgten diese Woche auch aus anderen Gründen für Schlagzeilen. Der Staat habe 6 Milliarden Lei mehr eingenommen und wolle jetzt das Geld großzügig umverteilen. Doch bei einer dafür geplanten Haushaltsumschichtung gehen manche Ressorts leer aus, und manche müssen sogar den Gürtel enger schnallen, damit es anderen besser gehen kann. Politisch explosiv war, dass die Regierung der Präsidentschaft die Mittel kürzen will – viele Medien kommentierten, dass damit Präsident Klaus Johannis für seinen konstant kritischen Umgang mit der Regierung und besonders Premierministerin Viorica Dăncilă abgestraft wurde.
Aparter ist aber eine anderes Zahlenspiel – obwohl Rumänien als eines der am wenigsten innovativen Länder gilt, wurden die Fonds für das Forschungsressort um fast den gleichen Betrag gekürzt, um den die Mittel für den Bau der mammutartigen orthodoxen Kathedrale der Erlösung des Volkes erhöht wurden: rund 25 Millionen Euro. Das Prestigeprojekt der Kirche soll schon im November fertig sein, pünktlich zur 100-Jahr-Feier der Großen Vereinigung von 1918.
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Die Sommerhitze macht auch in Rumänien Lust auf Bier. Die Umsätze mit dem goldenen Saft sind in den letzten 5 Jahren um fast 20% auf etwa 870 Millionen Euro in 2017 gestiegen. Doch obwohl 47 Akteure auf dem Markt aktiv waren, gingen 87% dieser Umsätze an nur drei internationale Konzerne, ermittelte das Beratungsunternehmen KeysFin. Und annähernd 99,9% der Umsätze entfallen sogar auf die ersten 10 Firmen.
Ursus Breweries, Teil des japanischen Konzerns Asahi Breweries, ist mit 372 Mio. Euro Umsatz in 2017 Marktführer – der Marktanteil erreicht 47%. Hollands Heineken erreichte mit 254 Mio. Euro und 29% Anteil den zweiten Platz. Bergenbier gehört zur kanadischen Gruppen Molson Coors und ist mit 131 Mio. Euro und 15% die Nummer drei. Auf Platz vier kommt die dänische Firma Tuborg mit 86 Mio. Euro Umsatz, so KeysFin.
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