Beim Export von Dienstleistungen lässt sich in Rumänien ein positiver Trend abzeichnen. Insbesondere als Exporteur von Dienstleistungen im Transportbereich gewinnt Rumänien in letzter Zeit europaweit immer mehr an Bedeutung.
Laut Angaben dem Nationalen Statistikamt lag 2015 das Handelsbilanzdefizit Rumäniens bei 8,37 Milliarden Euro, d.h. um 2,31 Milliarden Euro höher als im Vorjahr. Mit einem Gesamtwert von 54,6 Milliarden Euro seien die Exporte um 4,1% gestiegen, ein Aufwärtstrend ließ sich allerdings auch bei Importen abzeichnen, sie seien um 7,6% gestiegen und bezifferten sich infolgedessen auf 62,97 Milliarden Euro. Innerhalb der EU lag im Vorjahr die Warenausfuhr Rumäniens bei 40,24 Milliarden Euro und die Wareneinfuhr bei 48,58 Milliarden Euro. Diese Werte stellen 73,7% vom Gesamtwert der Exporte bzw. 77,2% vom Gesamtwert der Importe dar. Der Handel außerhalb der EU bezifferte sich 2015 auf 14,36 Milliarden Euro bei Exporten und auf 22,8 Milliarden Euro bei Importen. Einen wesentlichen Anteil nahmen im Vorjahr sowohl bei Importen als auch bei Exporten die Warengruppen: Wagen und Transportgeräte sowie weitere angefertigte Produkte. Mit Einzelheiten der Wirtschaftsanalyst Aurelian Dochia:
„Wir müssen dennoch einen Abwärtstrend bei Exporten feststellen. Das passierte eigentlich schon lange und kam in der aktuellen europäischen Konjunktur normal vor. In Rumänien wird ebenfalls seit langem darüber diskutiert, dass der interne Verbrauch von nun das Wirtschaftswachstum anspornen soll, was bislang den Exporten zu verdanken war. Und es stimmt – der interne Verbrauch hat einen deutlichen Beitrag dazu geleistet, das lässt sich leicht in der positiven Dynamik der rumänischen Wirtschaft erkennen. Während bei Warenexporten das Wachstum gemäßigt war, ließ sich beim Export von Dienstleistungen, insbesondere der Dienstleistungen im Transportbereich, ein äußerst guter Trend abzeichnen. Das bedeutet, dass Rumänien als Exporteur von Dienstleistungen im Bereich Transport EU-weit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Diese Entwicklung kann ich als positiv bezeichnen, insbesondere weil vor Jahren unser Land sich mit einem starken Defizit des Außenhandels im Bereich Dienstleistungen konfrontiert hatte.“
Der Chefökonom der Nationalbank Rumäniens, Valentin Lazea, sagte seinerseits, dass Rumänien die Maßnahmen, die die Staaten der Visegrád-Gruppe umgesetzt hatten, um einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise zu finden, als positives Vorbild dienen sollen:
„Große Gewinner der Wirtschaftskrise sind die Länder, die differenzierte Exporte betreiben, anstatt sich auf Rohstoffe zu konzentrieren. Merken Sie sich gut, unter differenzierten Exporten sind nicht nur Warenexporte zu verstehen, sondern auch Exporte von Dienstleistungen. Gewinner bleiben die Staaten, die einen Leistungsbilanzüberschuss verzeichneten, also mehr exportiert als importiert haben; als Verlierer gelten hingegen die Länder mit Leistungsbilanzdefizit. Zu den letzteren zählen Brasilien, Nigeria und weitere Exporteure von Rohstoff, zu den Gewinnern Polen, Ungarn und weitere Visegrád-Staaten. Meiner Ansicht nach sind wir irgendwo in der Mitte, wir können demnächst aufwärts gehen, aber dafür müssen wir uns vor Augen halten, dass Rumänien ebenfalls einen Leistungsbilanzüberschuss haben könnte und müsste, eine Idee, die die rumänische Elite von Anfang an abgelehnt hatte. Wir könnten, genau wie die Visegrád-Staaten, die Produktionswerkstatt Deutschlands, Österreichs und anderer westeuropäischen Staaten werden, wir könnten ebenfalls diesen überprüften Weg einschlagen.“
Das Wachstum der rumänischen Wirtschaft müsse auf Exporten und Investitionen anstatt auf dem internen Verbrauch beruhen, nur so könne das Land das Risiko vermeiden, eine negative Leistungsbilanz zu erreichen, sie nur schwer finanzieren zu können und in der Falle des mittleren Einkommens zu bleiben, sagt Valentin Lazea. Das betreffe meistens die Staaten, wo das Einkommen von 2.000 Dollar pro Einwohner auf 8.000–12.000 Dollar steigt und die sich dann damit zufrieden geben, anstatt weiter zu versuchen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Der Generalsekretär des rumänischen Verbands der Exporteure und Importeure, Mihai Ionescu, spricht über die Veränderungen, die während der Krise in der Struktur der Exporte stattfanden:
„Die Wirtschaftskrise war aus zwei verschiedenen Sichtpunkten eine gute Lektion für Rumänien: In erster Linie veranlasste sie eine Umstrukturierung des Handelsangebots. Vor der Krise hatte Rumänien ausgezeichnete Ergebnisse in drei Bereichen erzielt: Stahlindustrie, Petrochemie und Leichtindustrie. Nach der Krise kamen hingegen die Elektroindustrie, die Elektronik und die Computerindustrie auf den ersten Platz, gefolgt werden diese Industriezweige vom Autobau mit Zubehör und gefertigten Autos. Auf den dritten Platz kamen Ausrüstungen und Geräte der Automobilindustrie. Diese Rangliste wurde aus der Perspektive der Qualität erstellt. Was die geographische Lange angeht, kann man sagen, dass die Wirtschaftskrise uns alle zum Leben erweckte. Rumänien kann nicht weiter und völlig vom europäischen Markt abhängig bleiben, der rund drei Viertel vom rumänischen Exportvolumen deckt. Sowohl die staatlichen als auch die Privatunternehmen wollen gezielt in neuen geographischen Zonen präsent sein. Ich beziehe mich insbesondere auf nicht-europäische Staaten, die seit Monaten ein Plus in der Handelsbilanz erwirtschaften. Rumänien bleibt also in mehreren geographischen Zonen wettbewerbsfähig. Wir haben unsere Kräfte nicht ausgeschöpft. Wir haben nun den russischen und den chinesischen Markt sowie Nord-, Ost-, West- und Südafrika vor Augen. Dort werden die rumänischen Produkte besonders gut aufgenommen.“
Der größte Teil der rumänischen Exporte entfällt auf Deutschland, Italien, Frankreich, Ungarn, Bulgarien, Großbritannien, Spanien und die Türkei. Die meisten Importe kommen aus Deutschland, Italien, Ungarn, Frankreich, China, Russland, Österreich und den Niederlanden.
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