Im Jahr 1920 gründete der rumänische Forscher Emil Racoviţă in Rumänien das erste Institut für Speläologie, sprich Höhlenforschung. Seitdem wurden hier 108 Speläologie-Clubs gegründet mit insgesamt über 10.000 Mitgliedern.
Im Jahr 1920 gründete der rumänische Forscher Emil Racoviţă in Rumänien das erste Institut für Speläologie, sprich Höhlenforschung. Seitdem wurden hier 108 Speläologie-Clubs gegründet mit insgesamt über 10.000 Mitgliedern. Sie entdeckten und erforschten bislang über 12.000 Höhlen, teilweise auch mit wissenschaftlichen Methoden. In der heutigen Radio-Tour: historische Daten und Kuriositäten der Natur auf einer imaginären Reise zu den bekanntesten Höhlen Rumäniens.
Auf der heutigen Reise begleitet uns Daniela Bordea, sie ist Forscherin beim Nationalen Institut für Speläologie „Emil Racoviţă“, in der Klausenburg-Filiale. Mit von der Partie sind Marius Florea, Mitglied des regionalen Berg- und Höhlenrettungsdienstes in Oradea, und Viorel Lascu, Höhlenforscher und ehemaliger Vorsitzender des Rumänischen Speläologie-Verbandes.
Das Apuseni-Gebirge oder die Westkarpaten sind das Eldorado der Höhlenforscher. Man kann hier beliebig lange Wandertouren unternehmen, sei es für ein-zwei Tage oder gar für eine Woche, bei denen man dicht nebeneinander liegende und spektakuläre Höhlen besichtigen kann. Die Meziad-Höhle etwa, die im vergangen Jahr neu hergerichtet wurde, wie uns Daniela Bordea vom Institut für Speläologie „Emil Racoviţă“ berichtet:
„Die Meziad-Höhle sticht vor allen Dingen wegen seiner riesigen Galerien hervor, die über 20 Meter hoch sind, mit Karstgebilden, Stalaktiten und Stalagmiten und Säulen. Außerdem ist die Höhle für die großen Fledermauskolonien bekannt, die unter Artenschutz stehen. Auch wenn der touristische Wanderweg durch die Höhle an den Kolonien vorbeiführt, können einzelne Fledermäuse überall in der Höhle gesichtet werden. Ferner wurden dort paläontologische Fossilien zur Schau gestellt, etwa Höhlenbären, es gibt aber auch archäologische Funde zu bewundern. Es wurden Keramik-Stücke und menschliche Spuren aus der Bronzezeit identifiziert.“
Die Meziad-Höhle wird künstlich beleuchtet und damit wird dem Besucher die Größe des unterirdischen Hohlraums überhaupt bewusst, ein sehr spektakulärer Raum. Gleich in der Nähe sind die sogenannte Kristall-Höhle und die Bären-Höhle zu finden. Eine Tagestour könnte alle drei Höhlen umfassen, sagt Marius Florea von dem regionalen Berg- und Höhlenrettungsdienst.
„Der Name sagt schon alles. Das Relief besteht überwiegend aus Karstgebilden, es sind also relativ kleine Berge in Form von sanften Hügeln, die mit spezifischen Karstformen übersät sind. Auffalend sind die sogenannten Dolinen, eine Art Gräben, die auf die Existenz unterirdischer Galerien schließen lassen. Der Zugang zur Höhle erfolgt durch eine künstliche Minengalerie, die praktisch die Höhlengalerie auffängt. Diese Höhle hat keinen natürlichen Eingang. Deshalb haben sich hier besonders schöne Kristalle bilden können. Die Höhle ist nicht allzu groß. Sie ist mit Stufen und künstlicher Beleuchtung ausgestattet, und im Innenraum, neben den Kristallen, befindet sich auch ein kleines Bergbau-Museum. Jede Reisegruppe wird von einem Höhlenführer begleitet, der die Mine und die Höhle bis in die Details kennt.“
Der Star unter den Höhlen Rumäniens ist ebenfalls im Apuseni-Gebirge zu finden: die Bären-Höhle, die für die paläontologischen Funde bekannt ist. Viorel Lascu, Höhlenforscher und Ex-Vorsitzender des Rumänischen Speläologie-Verbandes, stellt uns die ungewöhnlichen Aspekte der Sehenswürdigkeit vor:
„Hier sind Fossilien des Höhlenbären und des Höhlenlöwen entdeckt worden, über die zurzeit geforscht wird. Dieser Raum ist für das Publikum zwar nicht zugänglich, allerdings kann er von dem Ausstellungsraum am Höhleneingang erspäht werden. Es folgt eine ungewöhnliche Höhlenwanderung unter Tage, die sehr modern herrgerichtet wurde. Ungewöhnlich ist die Höhle insbesondere wegen der hochwertigen unterirdischen Landschaft: extrem durchsichtige Kalksteingebilde, die Höhle ist in einem makellosen Weiß gekleidet. In diesen unterirdischen Hohlraum blieben sehr viele Tiere infolge einer Lawine eingesperrt. Deshalb ist der Anblick, der sich bietet, manchmal furchteinflößend. Auf beiden Seiten der Wanderstrecke liegen Tierskelette und Schädel herum.“
Cage Diving oder Höhlentauchen treibt man in Rumänien seit 1980. Obwohl seitdem 33 Jahre vergangen sind, sind diese Sportarten nicht sehr bekannt. Dafür ausgebildete Taucher gibt es auch noch recht wenig. Es gibt sie aber, sagt Späleologe Marius Florea:
„Wir haben nun eine Gruppe gebildet, die sich ausschließlich damit befasst. Außerdem kommt eine Gruppe aus Ungarn oft nach Rumänien. Es handelt sich um Höhlentaucher. Ich muss aber darauf hinweisen, dass es sich um ein sehr schwieriges Unterfangen handelt. Nur nach einer langen Vorbereitung kann man das tun. Ich empfehle wärmstens den Naturpark Domogled - Valea Cernei. Dort findet man sehr viele Höhlen und ein karstiges Relief. Dann würde ich an das Karstsystem Ponorici-Cioclovina erinnern. Ein Karstsystem ist vorhanden, wenn mindestens zwei Höhlen miteinander verbunden sind. Diese kann man besuchen, aber sie zu durchqueren, ist schwieriger. Der Tourist braucht eine Mindestschutzausrüstung, ein Beleuchtungssystem und obligatorisch einen Fachführer. In Ponorici-Cioclovina kann man nicht einfach so spazieren gehen. Rumänien ist eines der wenigen Länder, in denen die Natur noch wild ist, über eine Fauna mit großen, frei lebenden Raubtieren verfügen und wo das Relief durch seine große Vielfalt entzückt: Klamme, Täler, Höhlen, Berggipfel. Jeder, der die Natur liebt, kommt in den rumänischen Karpaten voll auf seine Kosten.“
Also, egal ob Sie auf Höhlenforschung spezialisiert sind oder nur die unterirdischen Schönheiten bewundern möchten, wird Sie der Westen Rumäniens nicht enttäuschen. Bei einer einfachen Internetsuche werden Sie viele Reisebüros finden, die sie bei der Planung eines maßgeschneiderten Aufenhalts unterstützen werden. Somit werden sie sich der Schönheit der rumänischen Höhlen erfreuen können.
Nützliche Links
Copyright © . All rights reserved