Anbieter von Inhalten, die sich nur durch Werbung finanzieren, müssen sich warm anziehen.
Die Anzahl der rumänischen Nutzer, die eine Software zur Ausblendung der Werbung beim Surfen im Internet installierten, hat sich in nur einem Jahr praktisch verdoppelt. Mit nur geringen prozentualen Abweichungen haben die Studien ermittelt, dass fast einer von drei Nutzern einen solchen AdBlocker einschaltet. Das entspricht dem Anteil, den die Firma Kantar TNS für Europa generell ermittelt hat, liegt aber unter dem Niveau von beispielsweise Deutschland – dort blenden fast 40 Prozent die Onlinewerbung mit einem AdBlocker aus.
Die Marktforschungsfirma Tailwind und das IT-Unternehmen Oriel haben mit Unterstützung der Branchenverbände IAB und BRAT in Rumänien 85 der bekanntesten Internetseiten überwacht und auch den Besuchern die Möglichkeit gegeben, sich zur Frage der Werbung zu äußern. Die Menschen stört besonders die aggressive Werbung – so zum Beispiel sind fast 90% aufgebracht von Videowerbung, die keine Möglichkeit zum Ausschalten vorsieht. Ein weiterer Grund ist, dass die Werbung die Ladezeit der Internetseiten verlängert.
Interessant ist das Profil der Konsumenten, die der Werbung abschwören: zwei Drittel sind Männer zwischen 18 und 44 Jahren, die meisten sind Beschäftigte mit Hochschulstudium, Selbstständige oder Manager, zeigt die Tailwind-Studie. Sie kommt außerdem zu einem besorgniserregenden Schluss: Von den fast 4000 befragten Personen gaben über 90 Prozent an, dass sie auch in Zukunft die Software zur Ausblendung der Werbung nutzen wollen. Die Industrie muss sich also auf das Phänomen längerfristig einstellen.
Erfreulich für die Anbieter ist, dass im mobilen Umfeld der Einsatz von AdBlockern noch überschaubar ist: er liegt bei nur 1,36% auf dem Mobiltelefon und 2,11% auf dem Tablet. Natürlich sind die Leute auch von der Werbung gestört, die auf den mobilen Geräten laufen – vielleicht noch mehr, weil hier längere Ladezeiten auch mehr direkte Kosten verursachen könnten. Aber im Vergleich zum Rechner auf dem Schreibtisch ist es schwerer, Werbung loszuwerden – es ist technisch einfach anspruchsvoller.
Im Android-Universum nutzen die meisten den Browser Chrome aus dem Hause Google und während es auf der Desktop-Variante möglich ist, Werbeblocker zu installieren, ist das auf der mobilen Ausgabe von Chrome nicht machbar. Bis jüngst war das auch auf Apples mobilem Safari Browser nicht möglich, doch mittlerweile lässt Apple zu, dass AdBlocker installiert werden. Wer AdBlocker will, muss andere Browser verwenden, zum Beispiel Firefox von Mozilla.
Die Firma iSense Solutions hat ihrerseits das Problem aus der Sicht der Werbekunden untersucht und bei der Befragung von über 1000 städtischen Internetnutzern im Alter zwischen 16 und 65 Jahren herausgefunden, dass 70% finden, dass es einfach zu viel Werbung gibt. 75% stört die ständige Wiederholung, 59% sehen die Werbung als zu langweilig an.
Für die Industrie – Werbekunden, Agenturen, Anbieter von Inhalten – ist die Botschaft klar: entweder die Akteure passen sich an, oder die Konsumenten setzen sich gegen die Werbeflut zur Wehr. Instrumente gibt es genug und es werden wahrscheinlich immer mehr davon werden.
Einige Anbieter – z.B. die BILD – ermitteln den Gebrauch von AdBlockern und verpflichten die Nutzer, sie auszuschalten, um weiterlesen zu können. Aber ob das funktioniert kommt drauf an, wie wichtig der Inhalt für den betreffenden Leser ist.
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