In Rumänien liegt eines der europa- und vielleicht sogar weltweit ältesten Kur- und Heilbäder: Băile Herculane – oder deutsch Herkulesbad.
Schon auf das Jahr 153 n.Chr. geht die erste urkundliche Erwähnung von Herkulesbad zurück. Das auf dem gleichen Breitengrad mit Nizza oder Venedig liegende Heilbad gehört heute zum Nationalpark Valea Cernei – Domogled. Nicht wenige schätzen den Kurort für sein eher mittelmeerartiges Klima – aber noch mehr Menschen erzählen von der therapeutischen Kraft der Thermalgewässer in Herkulesbad. Dr. Viorel Silvoşeanu, Facharzt für Rehamedizin glaubt, dass das Kurbad Băile Herculane durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient, als es in den letzten 25 Jahren erfahren hat - umso mehr der Ort seit mehr als 2000 Jahren für seine Heilkraft bekannt ist. „Die Luft hier ist stark ionisiert und sauerstoffhaltig und aufgrund der Luftströmungen im Tal des Flusses Cerna und der Höhe immer frisch. Die Ionisierung ist in Herkulesbad am stärksten vom ganzen Gebiet und sie schwankt zudem je nach Tageszeit – am Abend ist sie noch ausgeprägter”, erzählt Dr. Viorel Silvoşeanu.
Der Arzt erläutert, was sich hinter der intensiven negativen Ionisierung versteckt. In der Großstadt erreicht die Luft eine Konzentration von 80-100 Ionen pro Kubikzentimeter. In Herkulesbad steigt der Anteil auf 2000 – eine klar positive Veränderung. Diese Ionen helfen bei einem leichten Schlaf, der unser Nervensystem ausbalanciert, sagt der Arzt. Negative Ionen stimulieren den Stoffwechsel und begünstigen die Wundvernarbung. Abgesehen von der Luft sind in Herkulesbad die Heilbäder gefragt – Schwefelbäder, aber vor allem Pflanzenbäder, mit Minze, Ringelblumen, Weißdorn, Akazienblüte, Schafgarben und nicht zuletzt Lavendel. Das sind echte Pflanzenextrakte und keine Chemie, lobt der Mediziner das Angebot in Herkulesbad. Aber, wie er sagt, ist das Rehaangebot auch im Zeitalter der Technologie angekommen – Niedrig-, Mittel- und Hochfrequenztherapie mit Magnet- und Lasertechnik oder Infrarotstrahlen ist Standard in jedem Hotel. Dazu kommen Entspannungsmassagen, Bewegungstherapie im Pool und im Sportraum, psychologische Beratung und für Leute, die sich dafür interessieren, sogar Gesundheitsfortbildungskurse. Dr. Silvoşeanu weiß, dass beim Erwähnen der Schwefelbäder nicht wenige verwundert reagieren - aber sie gehören eben zu den besten Behandlungsmethoden:
„Wir empfehlen sie zur Therapie in degenerativen Leiden – Knochenarthrose und chronisches Rheuma. Aber sie helfen bei vielen anderen Krankheiten – Bewegungsleiden, Nervenleiden, Hautkrankheiten, Genital- und Nierenleiden. Nicht zuletzt verschreiben wir Schwefelbäder zur Behandlung posttraumatischer Leiden nach Arbeits- oder Verkehrsunfällen, die langfristige Folgen haben. Die Schwefelbäder wirken dreifach – chemisch, thermisch und mechanisch. Der chemische Wirkstoff ist Schwefel, aber nicht der Schwefel als reines Element, sondern als Schwefelwasserstoff. Er dringt durch die Haut und über die Atemwege ein und trägt zum Wiederaufbau der Gelenkknorpel bei - sehr wichtig bei Gelenkverschleiß.”
Der Kurort blickt auf eine Geschichte von über 2.000 Jahren zurück. Ein Stück Paradies im schönen Garten des Banats, für alle Ewigkeit im romantischen Cerna-Tal gelegen, schwärmt der Historiker Dorin Bălteanu:
„Schon die Römer wussten um die Heilkraft des Wassers hier, und vorher die Daker auch. Sie errichteten leichte Holzaufbauten direkt über der jeweiligen Quelle. Die Römer rissen sie ab und bauten die ersten Thermen. Der Altar im historischen Ortskern stammt vom Jahr 153. Das macht Herkulesbad zu einem der ältesten Kurorte der Welt. Die römische Verwaltung war ganz angetan von den schönen Thermalquellen im Cerna-Tal und tätigte sozusagen die ersten Investitionen – die Römer bauten Straßen, Aquädukte, Viadukte, Thermen. In kürzester Zeit wurde der Ort berühmt im Römischen Reich und zog einfache Bürger, aber auch die mächtigen Politiker an. Der Ort ist sagenumworben - es wird zum Beispiel erzählt, dass Herkules im wundervollen Quellenwasser badete und dann mit der Hydra im Cerna-Tal kämpfte. Wir haben hier megalithische Bauten, die Sphinx von der Cerna, die Banater Sphinx von Topleţ, das Flachrelief von den Kaiserlichen Römischen Bädern, das über den Kampf des Herkules mit der Hydra erzählt”, weiß der Historiker zu berichten.
Wie der Tourismusblogger Florin Arjoc ausführt, gibt Herkulesbad für Reisende viel her - Therapie, lange Spaziergänge in der Stadt, Wanderausflüge in den Hügeln.
„Herkulesbad kann aber auch ein guter Ausgangspunkt für längere Ausflüge über 100 – 200 km sein, nach denen der Tourist sich im Thermalbad entspannen kann. Die Reisebüros bieten das an. Mein persönlicher Geheimtipp ist eine Kreuzfahrt auf der Donau. Man legt ab in Orşova, kann auch das Museum des Kraftwerks Eisernes Tor oder Höhlen besuchen, aber vom Schiff selbst sind die Tabula Traiana, das massive Denkmal von Decebal und die Donaukessel zu sehen. Ab diesem Sommer gibt es auch die Möglichkeit, einen Bahnausflug auf der Strecke Oraviţa-Anina zu unternehmen. Das sind 30 km, die in zwei Stunden über Brücken und Tunnel führen. Der Zug selbst ist sehr alt und sieht abenteuerlich aus. Eine tolle Erfahrung – sehr empfehlenswert. Nicht zuletzt kommt man 20 km bergauf von Herkulesbad zu einigen abgelegenen Dörfern, die über Holztreppen zu erreichen sind. Der Ausblick von dort ist phantastisch.”, empfiehlt Blogger Florin Arjoc. Und auch Petre Dordea, der Gründer des Tourismusportals infotravelromania.ro, das schon seit 13 Jahren besteht, wirbt gerne für Herkulesbad, aber auch für Rumänien allgemein. „Nach Rumänien sollten in erster Linie Menschen kommen, die Natur, Geschichte und Tradition sehen wollen und nicht unbedingt auf 5-Sterne-Qualität oder All-Inclusive aus sind. Rumänien ist wirklich schön, es lohnt sich, es gibt viel Schönes und Interessantes zu sehen. Und ich weiß nicht, ob Rumänien das preiswerteste Land ist, aber auf jeden Fall ist es nicht das teuerste.”
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