Laut Konjunkturumfrage entschleunigt die Industrie. Trotzdem – oder gerade deswegen – sind die Manager optimistisch.
In Rumänien hält die Industrie – an EU-Verhältnissen gemessen – einen relativ hohen Anteil an der Gesamtwirtschaftsleistung. Auch zum Wachstum trägt sie maßgeblich bei. Gerade aus diesem Grund passen Experten auf die Einstellung der Manager auf – Konjunkturberichte sind das tägliche Brot der Fachwelt.
Jeden Monat fragen das Meinungsforschungsinstitut IRSOP und die Universität für politische und administrative Studien bei Geschäftsführern in 344 Industrieunternehmen nach, wie sie die Zukunft ihrer Branche sehen – sie gelten als repräsentativ für die 5.200 Firmen mit mehr als 9 Mitarbeitern in Rumänien. Abgefragt wird, wie sich Produktion, Auftragslage, Bestandsentwicklung, Beschäftigung und andere relevante Indikatoren im Vergleich zum jeweils letzten Monat entwickelt haben. Neulich wurde das Barometer für Dezember 2017 veröffentlicht – und die Ergebnisse erläutert Petre Datculescu, Chef der Meinungsforscher von IRSOP:
„Diese Ausgabe des Barometers kommt zu drei Schlüssen. Erstens war im Dezember die Aktivität in der Industrie stark rückläufig. Im September, Oktober und November lag die Industrie auf einem starken Wachstumstrend, aber im Dezember brach der Trend ein. Praktisch schrumpfte die Leistung, das Wachstum stoppte. Das sieht man an den Schlüsselindikatoren, die wir messen – Produktionsvolumen, Neuaufträge, Bestände, Export, Import usw.“
Zweitens gibt es auch gute Nachrichten, sagt Datculescu: Die Produktionskosten sind gegenüber den früheren Monaten zurückgegangen. Zwar sei es möglich, dass dies vor dem Hintergrund des allgemeinen Produktionsrückgangs eingetreten ist. Aber die Reduzierung der Kosten erfolgte langsamer als der Rückgang der Produktion und der Aufträge. Die Beschäftigung blieb praktisch gleich und – eine gute Nachricht – die Industriepreise sind etwas höher. Drittens sind die Manager optimistisch, selbst wenn die Leistung im Dezember schwach war, meint Petre Datculescu von IRSOP.
„Jedes Jahr setzt im November-Dezember ein leichter Abwärtstrend ein, der sich dann im Januar und Februar hält. Im März läuft die Maschine sozusagen wieder an – wahrscheinlich eine saisonbedingte Entwicklung. Vielleicht hat das nicht nur mit dem Wetter und den Winterferien zu tun, es geht auch um eine gewisse Entschleunigung. Zu Jahresende werden neue Verträge abgeschlossen, es werden Pläne geschmiedet, neue Energiepreise werden ausgehandelt… Das trägt zum Gesamtbild bei.“
Saisonbedingt oder nicht: die Drosselung wirkt langfristig nach, denn das Geschäft wird erst allmählich wieder angekurbelt. Aber diesmal scheint der Optimismus der Manager ungebrochen:
„Wenn wir die Entwicklung über die letzten drei Jahre betrachten, stellen wir fest, dass jedes Mal, wenn die Produktion rückläufig war, die Manager auf ein Comeback hofften. Anders gesagt – je schlechter es den Firmen ging, desto höher die Erwartungen und der Optimismus.“
Für diesen Zustand hat der Meinungsforscher Datculescu zwei mögliche Erklärungen. Erstens verfügen die Manager zu Jahresende über robuste Informationen über die nächste Zeit – sie wissen, worauf sie bauen können: neue Verträge, konkrete Versprechen. Aber es hat auch mit Psychologie zu tun. Die Menschen spüren das Bedürfnis, Schwierigkeiten einfach wegzudenken um den subjektiven Komfort wieder herzustellen. Sie machen sich selbst Mut und Hoffnung, so der Meinungsforscher abschließend.
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