Rumänien verdankt viel dem ehemaligen Premierminister Iuliu Maniu. Unter Politikern galt der Anwalt zu seiner Zeit als Vorbild. Auch heute wird als er tugendhafter Politiker und großer Patriot geehrt.
Der Politiker, dem Rumänien im Prozess der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Rest des Landes im Jahr 1918 viel verdankt, ist Iuliu Maniu. Maniu wurde 1873 im nordwestrumänischen Sălaj geboren. Nach dem Jurastudium in Cluj (Klausenburg) erlangt Iuliu Maniu seinen Doktortitel an der Universität in Wien, dann tritt er in die Fußstapfen seines Vaters, der ein berühmter Anwalt Rumäniens war.
Nach der juristischen Promotion in Wien schließt sich der junge Anwalt der Nationalen Partei der Rumänen in Österreich-Ungarn an, zu dem Siebenbürgen damals gehörte. 1896 wird er ins Präsidium der in der ungarischen Reichshälfte der damaligen Donaumonarchie aktiven „Nationalen Partei der Rumänen“ gewählt. 1906 wird er für diese Partei in das ungarische Parlament gewählt. Dort wird er schnell zum Sprecher des parlamentarischen Arms der rumänischen Nationalbewegung. 1915 wird Maniu in der österreich-ungarischen Armee an der italienischen Front stationiert, 1918, am Ende des Kriegs, setzt er sich zusammen mit anderen markanten Figuren auf der politischen Bühne Siebenbürgens für den Anschluss der Provinz an Rumänien ein.
1926 gründet er zusammen mit dem Politiker Ion Mihalache die Rumänische Bauernpartei, die in der Zwischenkriegszeit zu einer der wichtigsten Parteien des Landes wird. Zwischen 1918 und 1945 bekleidet Maniu dreimal das Amt des Premierministers. Der überzeugte Demokrat lehnte entschlossen jede Kollaboration mit dem faschistischen und später mit dem kommunistischen Regime ab. Am 11. November 1947 wurde er zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt, welche aus Altersgründen in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt wurde. Er verstarb 1953 in Gefangenschaft. Iuliu Maniu gilt auf der politischen Bühne sowohl zu seiner Zeit als auch heute als Vorbild und tugendhafter Mensch. Im Archiv des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt es eine Aufnahme aus dem Jahr 2000 von Ioana Berindei, der Tochter eines der Vorsitzenden der Nationalen Bauernpartei, Ioan Hudiţă. Ioana Berindei erinnert sich an Iuliu Maniu:
„Maniu war ein besonders bescheidener Mensch, wie es heute kaum noch einen gibt. Ein anständiger Mensch mit einer warmen Stimme. Er war oft bei uns zu Besuch, ich erinnere mich, dass er mich und meine Schwester mit ‚Guten Tag, gnädiges Fräulein!‘ begrüßte. Eines Tages habe ich einen Fleck auf seinem Jackenaufschlag bemerkt. Ich habe ihn gefragt, ob ich das für ihn entfernen soll. ‚Ich fühle mich so beschämt‘, sagte er. Ich habe aber darauf bestanden, denn ich wusste, dass er gesundheitliche Probleme hatte. Er hatte Knieschmerzen und konnte kaum gehen, er ärgerte sich trotzdem nie, er war nie irritiert. Er war so ruhig und gelassen. Als Politiker war er aber kompromisslos, das ist, was mein Vater, sein Parteifreund, bei ihm besonders schätzte. Er gab nie und auf gar keinen Fall auf. Es wurde gemunkelt, dass er nur zögernd eine wichtige Entscheidung treffen konnte, das war aber billiger Klatsch seiner politischen Gegner. Jeder Politiker hat seine Gegner. Das sage ich nicht, weil er der Freund meines Vaters war oder weil ich ihn kannte, aber sein Charakter war einwandfrei.“
Iuliu Maniu war einer der größten Befürworter der Interessen aller Rumänen und der rumänischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unbestechlich, eine integre Persönlichkeit, mit eiserner Faust und trotzdem charismatisch, verkörperte Maniu alles, was das rumänische Volk in trüben Zeiten brauchte.
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