Nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts hat das Außenhandelsdefizit Rumäniens in den ersten neun Monaten des Jahres 4,3 Milliarden Euro erreicht, das sind 108,7 Millionen Euro mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Die Exporte kamen auf insgesamt 39 Milliarden Euro und stiegen somit um 7,1%. Die Importe legten 6,6% - oder 43,3 Milliarden Euro – gegenüber den ersten neun Monaten von 2013 zu. Davon entfällt der Löwenanteil auf den innereuropäischen Handel: Der Output auf den Binnenmarkt lag bei 27,6 Milliarden Euro oder 70,78% der Ausfuhren, der Input bei 32,5 Milliarden Euro oder 75% der Einfuhren. Der Generalsekretär der Vereinigung rumänischer Exporteure und Importeure, Mihai Ionescu, äußerte sich zur Lage im Außenhandel wie folgt:
„Rumänien war ein Magnet für das Fremdkapital. Dass heute 83,25% der Exporte von Unternehmen mit ausländischem Kapital – in der Mehrheit oder nicht - realisiert werden, ist vielsagend. Hätte es dieses Kapital nicht gegeben, würden die rumänischen Exporte 2013 auf dem gleichen Stand wie 1989 sein. Aber diese Ausfuhren liegen heute bei 60 Milliarden Dollar – und das ist der Verdienst dieses Fremdkapitals und der Investitionen in allen Wirtschaftsbereichen. Noch erfreulicher ist, dass Rumänien zum ersten Mal die Schwelle von 10 Milliarden Euro im Dienstleistungsexport überschritten hat – das ist der Rekord des Jahres 2013. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr zumindest das Vorjahresniveau von 50 Milliarden Euro Güterexporte halten können – obwohl das Potenzial eigentlich höher ist. Aber die Exportfördermittel sind in diesem Jahr von 38 Millionen Lei auf 28 Millionen Lei, also von 8,6 auf 6,3 Millionen Euro gekürzt worden. Das heißt weniger rumänische Unternehmen bei Messen und Ausstellungen im Ausland, also dort, wo Verträge unterschrieben und Aufträge vergeben werden. Wo unsere Firmen gefehlt haben, ist ihr Platz von der Konkurrenz eingenommen worden. Der Markt braucht Produkte – sind wir mit einem Angebot nicht da, ist es eben ein anderer.“
Der Verbandsfunktionär spricht auch über die krisenbedingten Mutationen in der Struktur der Exporte:
„Die Krise war für Rumänien eine gute Lektion – und zwar in zweierlei Hinsicht. Erstens erfolgte eine Umgestaltung des Angebots. Vor der Krise war Rumänien in drei Branchen Spitzenreiter: Metallurgie, Petrochemie und Leichtindustrie. Diese Industrien haben jetzt, nach der Krise, ihre Spitzenplätze geräumt. Die Nummer eins ist heute die Elektroindustrie mit dem IT-Sektor, den zweiten Platz belegt die Automobil- und Automobilzulieferindustrie, den dritten Platz der Maschinenbau. Das wäre die qualitative Umgestaltung. Die Krise war aber auch eine kalte Dusche, was die Zielmarktorientierung angeht. Rumänien kann nicht auf alle Ewigkeit total abhängig vom europäischen Markt bleiben, der fast drei Viertel der rumänischen Exporte abnimmt. Sowohl private als auch staatliche Akteure versuchten, zunehmend außereuropäische Märkte zu erschließen. Die Handelsbilanz mit diesen Gebieten ist seit Monaten positiv. Rumänien ist, um es anders zu formulieren, in vielen Regionen der Welt konkurrenzfähig. Wir haben bewiesen, dass wir leistungsstark sind. Und wir sind noch lange nicht am Ende. Wir schauen nach wie vor nach Russland und China, Nordafrika, Ost- und Westafrika, Südostasien. Das sind für rumänische Produkte sehr wichtige Gebiete.“
Der Wirtschaftsexperte Aurelian Dochia sieht ein Problem darin, dass die Exporte sehr konzentriert sind:
„Es gibt praktisch nur wenige Branchen, ja sogar nur einige wenige Unternehmen, die einen Großteil der Exporte realisieren. Das macht uns auch verwundbar für Situationen wo, sagen wir, der Automobilmarkt schwächelt. In einer solchen Lage wären die Exporte und damit die Wirtschaft sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Daher wäre es erstrebenswert, dass die Exportstruktur breiter gefächert ist – sowohl als Branchen als auch als Unternehmen.“
Rumäniens Exportchampions sind die Renault-Tochter Automobile Dacia, Honeywell Technologies, die OMV-Tochter Petrom, die Daewoo-Werft in Mangalia, der Reifenhersteller Continental România, das Aluminiumwerk ALRO Slatina und die Rompetrol-Raffinerie, die dem kasachischen Staatskonzern KazMunaiGaz gehört. Die wichtigsten Exportmärkte sind Deutschland, Italien, Frankreich, die Türkei, Ungarn, Bulgarien, Großbritannien und Spanien. Am meisten importiert Rumänien aus Deutschland, Italien, Ungarn, Frankreich, China, Russland, Österreich und Holland.
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