Die Abschaffung der Milchquoten angefangen mit dem 31. März 2015 hatte beachtliche wirtschaftliche Folgen für ganz Europa, einschließlich für Rumänien.
Die Abschaffung der Milchquoten angefangen mit dem 31. März 2015 hatte beachtliche wirtschaftliche Folgen für ganz Europa, einschließlich für Rumänien. In Rumänien führte die umgesetzte Maßnahme zu Überproduktion, Preisverfall bei den Milchbauern, Importzunahme von Molkereiprodukten. Laut dem Nationalen Institut für Statistik importierte Rumänien um 54% mehr Milch im ersten Quartal des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr. Demnach wurden dieses Jahr 38.120 Tonnen Milch importiert. Im März führte Rumänien um 62% mehr Milch ein im Vergleich zum gleichen Monat des Jahres 2015, nämlich bis zu insgesamt 12.700 Tonnen. Die steigende Entwicklung der Importe wird anhand der vorgestellten Zahlen deutlich. 220.000 Tonnen Milch holten sich die Milchverarbeitungsbetriebe vom einheimischen Markt, um 9% mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dazu Claudiu Frânc, Vorsitzender des Rinderzuchtverbands:
„Nach der Abschaffung der Milchquoten ab dem 31. März 2015 verzeichnete der Markt für Molkereiprodukte in Europa eine wesentliche Entwicklung. Zahlreiche Landwirte in Ländern mit langer Tradition in der Milchproduktion erwarteten eine bedeutende Zunahme der einheimischen Milcherzeugung. Dabei darf der Zeitpunkt, zu dem die Milchquote eliminiert wurde, nicht vergessen werden. Dazu kam noch das Russland-Embargo. Der europäische Markt für Milcherzeugnisse geriet demnach unter starkem Druck. Die rumänischen Milchbauern hatten darunter auch zu leiden. Sämtliche europäische Staaten verzeichneten eine Überproduktion, die einen starken Druck auf alle europäischen Märkte ausübte. Der Druck musste irgendwo abgelassen werden. Rumänien sowie andere Länder mit einer weniger entwickelten Milchindustrie fungierten demnach als Ablassventil. Die großen Mengen an importierter Milch führten aber zu einer drastischen Preissenkung der Rohmilch.“
Claudiu Frânc äußerte sich auch zu den zu erwartenden Entwicklungen auf dem Markt für Molkereiprodukte:
„In den Mitgliedstaaten wird eine Eingrenzung der Milchproduktion angestrebt. Die Landwirte werden mit Sicherheit dazu angeregt, ihren Viehbestand zu reduzieren. Somit kann auch die interne Milchproduktion eingedämmt werden. Eine weitere Maßnahme zur Verringerung der Milchproduktion bezieht sich auf die private Milchlagerung. Die Menge der privat gelagerten Milch soll sogar verdoppelt werden. Wird die Milch unter Form von Magermilchpulver, Butter, Käse usw. gelagert, nimmt auch der Druck auf dem Markt ab. Wir hoffen, dass die Umsetzung dieses Mechanismus, den Druck auf den rumänischen Markt etwas abschwächen wird. Unter diesen Umständen wird der Milchpreis in den europäischen Staaten wachsen, so dass der innergemeinschaftliche Erwerb keine rentable Option mehr für Rumänien sein wird. Somit bekommen die einheimischen Landwirte die Möglichkeit, die erzeugte Milch zu einem den Produktionskosten annähernd entsprechenden Preis zu verkaufen.“
Claudiu Frânc lieferte uns einige Details zu den Preisen, zu denen Milchprodukte derzeit verkauft werden:
„Im Frühjahr 2014 verkauften die Milchbauern in Rumänien einen Liter Milch für 1 Leu und 25 Bani bis 1 Leu und 50 Bani (umgerechnet 27–33 Eurocent). Zu der Zeit lag die Mehrwertsteuer bei 24%. Der Preis fiel im April 2015 auf etwa 80 Bani – 1 Leu (umgerechnet, 17–22 Eurocent). Die Mehrwertsteuer wurde auf 9% reduziert, doch blieb der Verkaufspreis in den Läden immer noch bei 4 Lei und 50 Bani (rund 1 Euro) für einen Liter Milch. Derzeit verkaufen die Milchbauern die Milch für 40 Bani bis 1 Leu und 30 Bani (umgerechnet zwischen 8–28 Eurocent). Den größeren Preis verlangen jedoch nur die größeren Landwirte. Der durchschnittliche Milchpreis liegt demnach in Rumänien bei rund 70–80 Bani pro Liter (umgerechnet 15–18 Eurocent). Dennoch zahlen die Rumänen, wenn sie die Milch im Supermarkt kaufen, den gleichen Preis wie früher. Innerhalb der Lebensmittelkette verdient sich irgendjemand ganz viel Geld, zum Nachteil der Milchbauern. Daher ist es gar nicht erstaunlich, dass der Milchkuhbestand in Rumänien Ende letzten Jahres um 30% zurückging. Und in den letzten zweieinhalb Monaten dieses Jahres ging er um weitere 30% zurück.“
Ein weiterer Grund, weshalb die Viehzüchter den Viehbestand reduzierten, sei das verteuerte Viehfutter, so der Vorsitzende des Stierzüchterverbands, Cornel Costeliuc. Darüber hinaus nehmen die Milchverarbeitungsbetriebe die Rohmilch zu einem so kleinen Preis ab, dass die Milchbauern die Kosten für die Herstellung der Milch davon nicht abdecken können. Importierte Milch und Molkereiprodukte seinen dagegen billiger. Die Viehzüchter haben die Möglichkeit, EU-Gelder zur Förderung ihres Betriebs zu beantragen, doch dafür müssten sie sich zusammenlegen. Die kleineren Milchbauer sind immer noch zurückhaltend diesbezüglich. Sie verstünden häufig die Gesetzgebung nicht, so Cornel Costeliuc:
„Die Bauern benötigen Beratung. Die Gesetzestexte sollten in eine für die Landwirte verständliche Sprache übersetzt werden. Wir wünschten uns, die Direktion für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung wäre diesbezüglich etwas aktiver. Die Bauern müssen beraten werden, damit sie auch verstehen, was für Vorteile eine Genossenschaft mit sich bringt. Die zuständigen Strukturen bieten leider diese Beratung nicht, obwohl sie seit langer Zeit gegründet wurden. Leider wird den Bauern nicht geholfen, damit sie die beste Entscheidung für die Zukunft treffen können.“
Die Vertreter des Landwirtschaftsministeriums suchen mittlerweile nach einer gemeinsamen europäischen Lösung. Sie meinen, es wäre notwendig, die Milchabnahme durch EU-Gelder zu fördern. „Der niedrige Milchpreis hat eine Krise auf dem europäischen Markt ausgelöst. Rumänien spürt diese Krise sogar stärker, wegen der mangelhaften Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Milchherstellern in Rumänien und denen im Westen. Der Supermarktpreis für Milch ist sehr hoch, eines der höchsten in Europa, doch die Rohmilch wird den Milchbauern zu einem sehr geringen Preis abgekauft“, so die Vertreter des rumänischen Landwirtschaftsministeriums.
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