Gheorghe Marinescu gilt als Gründer der rumänischen Neurologie-Schule. Auf das Konto des 1863 in Bukarest geborenen Arztes gehen Weltpremieren seines Fachbereiches.
Marinescu studierte zuerst Medizin in Bukarest, ging nach sechs Jahren Studium dann 1889 nach Paris. Mit der Unterstützung des weltbekannten Bakteriologen und Pathologen Victor Babeş wird er zur Vertiefung der Studien am Salpetrière-Krankenhaus akzeptiert. Die zur damaligen Zeit dort arbeitenden Wissenschaftler prägten die Geschichte der Medizin nachhaltig.
Von seinen Werken ist die 1909 in Paris erschienene Abhandlung „La cellule nerveuse“ die wohl relevanteste, glaubt Prof. Dr. Leon Zăgrean. Das Vorwort schrieb der berühmte spanische Histologe Santiago Ramón y Cajal. „Die Monografie ist deshalb wichtig, weil damals sehr intensiv über zwei Theorien des Nervensystems diskutiert wurde: über die Netztheorie und die neuronale Theorie. Gheorghe Marinescus Werk lieferte ein besonders starkes Argument für die Neuronal-Theorie“, so Prof. Dr. Leon Zăgrean, Gründer der Rumänischen Neurowissenschaftlichen Gesellschaft.
Im Jahr 1906 wurde Gheorghe Marinescu zum Mitglied der rumänischen Akademie gewählt. In internationalen Wissenschaftskreisen fällt sein Name immer öfter, und 1912 wird er zum korrespondierenden Mitglied der Pariser Akademie der Medizin gewählt. In Rumänien arbeitet er zuerst im Bukarester Pantelimon-Krankenhaus, dann am Colentina-Krankenhaus, dessen Team von Neurologie-Experten auch den Kern der rumänischen Gesellschaft für Neurologie bilden sollte. 1898 dreht er mit dem Kameramann Constantin M. Popescu den ersten wissenschaftlichen Film der Welt: den von Auguste Lumière selbst gepriesenen Film über Gangstörungen in der organischen Halbseitenlähmung.
Gheorghe Marinescu forschte in vielen Bereichen, die Ergebnisse wurden in bekannten fachliterarischen Aufsätzen vorgelegt, zum Beispiel im „Tonus der gestreiften Muskulatur“, der 1937 erschien und dessen Vorwort der weltbekannte Neurologe Sir Charles Sherrington schrieb. Mit dem französischen Pathologen Paul Oscar Blocq entwickelte er einen Atlas der anatomopathologischen Aspekte der Krankheiten des zentralen Nervensystems, erläutert Prof. Dr. Leon Zăgrean: „Wenige Leute wissen, dass Marinescu einer der ersten war, der die mikroskopischen Gehirnänderungen bei Alzheimer studierte. Anfang des letzten Jahrhunderts studierte er Probleme im Zusammenhang mit dem Altern. Er gehört wahrscheinlich zu den ersten, die sich wissenschaftlich mit dem Prozess der frühzeitigen Zellenalterung durch Oxydation auseinandersetzten und dazu Abhandlungen verfasste. Er hat mit Arthur Kreindler einen großen Beitrag zur Erforschung konditionierter Reflexe geleistet“, erklärt Dr. Leon Zăgrean. Ihm zufolge sollte auch nicht vernachlässig werden, dass Gheorghe Marinescu philosophisch gesehen auch zwischen dem Kausaldeterminismus und der Phänomenologie als Ansatz hin und her pendelte und 1938 dazu ein Buch schrieb.
Gheorghe Marinescu verstarb am 15. Mai 1938 in Bukarest.
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