In Rumänien sind Lamm und Schaf oder Kalb und Rind zwar auch beliebt, doch ziehen die Konsumenten bei weitem eher Schweinefleisch vor. Doch nach dem Übergang zum Kapitalismus wurde das Land immer mehr abhängig von Importen.
Nach 1989 wurden die großen Schweinefleischerzeuger praktisch allein gelassen, niemand hatte sie auf den Ernst der Marktwirtschaft vorbereitet – die Exporte wurden bis zur Wende zentral in Bukarester Ministerien eingefädelt. Eine schlüssige nationale Strategie für die Branche blieb nach 1989 aus – Betriebe, die Millionen Tonnen Fleisch produzierten, mussten schließen und Rumänien wurde importabhängig.
Der Beitritt Rumäniens zur EU eröffnete eingangs gute Entwicklungsperspektiven für alle Wirtschaftsbereiche, also auch für die Betriebe, die Schweinefleisch verarbeiten. Aufgrund der langjährigen Tradition hätte sich Rumänien zum Spitzenproduzenten aufarbeiten können und müssen – doch das trat, sehr zum Missmut der Farmer, nicht ein. Umso frustrierender ist, dass die Schweinebauern sich nicht einmal auf ihrem eigenen Heimmarkt behaupten können, gibt Emil Dumitru, Chef des Erzeugerverbandes PRO AGRO zu verstehen:
„Wir haben festgestellt, dass 50% des Fleisches, das wir in der Lebensmittelindustrie verarbeiten, und auch des Frischfleisches aus dem innergemeinschaftlichen Handel stammen, also nicht in Rumänien produziert werden. Es ist unzumutbar, dass Rumänien als großes Agrarland, das so viel Getreide produziert und verkauft, diese wichtige Branche der Schweinezucht nicht entwickeln kann. Wir importieren 2,5 Millionen Mastferkel und es ist nicht nachvollziehbar, dass wir unsere eigene Zuchtbranche nicht entwickeln, umso mehr auch beträchtliche EU-Mittel im Landwirtschaftsbereich herangezogen werden. Rumänien muss wieder zum wichtigen Player werden“, fordert Emil Dumitru.
Auch in der Exportbranche lief nicht alles wie geschmiert. Lieferungen von Schweinefleisch und verarbeiteten Produkten wurden seit 2003 auf dem EU-Markt gesperrt, da Rumänien immer noch Impfungen gegen Schweinepest einsetzte. In 2007 verlängerte die EU-Kommission die Importsperre bis zum 31. Dezember 2009, da die Schweinepest noch nicht voll unter Kontrolle war. Später gaben die EU-Behörden schrittweise die Lieferungen frei – zunächst für Produkte und Fleisch, dann auch für Tiere, erläutert Emil Dumitru vom Verband PRO AGRO:
„Es gab ein Problem mit der herkömmlichen Schweinepest, wo wir eine Zeitlang unter Aufsicht standen, doch damit ist jetzt Schluss. Aktuell gibt es keine Sperren mehr und die Nachverfolgbarkeit von Schweinefleisch in unseren Farmen und Schlachtbetrieben steht dem System in Frankreich oder Deutschland in nichts nach, so dass kein Grund zur Sorge besteht. Aber wir müssen praktisch zuerst den Heimmarkt wieder erschließen, erst dann können wir über Export nachdenken“, meint Emil Dumitru, der das Bedürfnis nach mehr staatlichem Engagement spürt: „Ich finde, dass es von der Zentralverwaltung, vom Staat, keine Strategie für die Entwicklung dieser Industrie gegeben hat. Dazu müssen ja Rohstoffe sichergestellt werden, also das Getreide, und dafür muss es garantierte Preise geben. Heute ist die Technik der Landwirtschaftsbetriebe fortgeschritten und auch die Investitionen können schneller umgesetzt werden – würde es also eine ernste Strategie geben, könnten wir wieder zu einem großen Schweinefleischproduzenten werden. Ich denke, dass der Staat durch seine Agrarpolitik auch für sich selbst für mehr Einkommen sorgen muss“, so abschließend Emil Dumitru, Präsident des Verbandes PRO AGRO.
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