In der Europäischen Union ist Rumänien eines der Länder, das auch 2014 ein nicht unwesentliches Wirtschaftswachstum hingekriegt hat – um 2,9% ist das BIP gestiegen.
Das Nationale Statistikinstitut in Bukarest hat errechnet, dass die Wirtschaft im Jahr 2014 gegenüber 2013 um 2,9% gestiegen ist. In den letzten drei Monaten des Jahres legte sie ein Plus von 0,5% gegenüber dem Vorquartal zu, wobei im Jahresvergleich zu 2013 das Quartalswachstum bei 2,6% lag. In einem Interview mit Radio Rumänien meinte der Wirtschaftsjournalist Constantin Rudniţchi, dass die Zahlen einer der stärksten Wachstumsraten in der EU entsprechen, was für die rumänische Wirtschaft selbstverständlich positiv sei – selbst wenn es sich nur um vorläufige Zahlen handelt, die die Statistik immer wieder liefert. Andererseits hatte auch die Europäische Kommission mit einem starken Wachstum gerechnet, sagt Constantin Rudniţchi:
„Stimmt genau – das Problem liegt aber anderswo: Wenn wir uns die Zahlen aus dem vierten Quartal von 2014 anschauen, sehen wir ein relativ bescheideneres Wachstum – und das könnte uns zu bedenken geben, ob diese positive Trend weitergeht“, sagt der Ökonom. Wachstumsmotor sind nach seiner Meinung die Exporte, die 2014 ein Rekordniveau erreicht haben, sowie die Industrie. Auch der Landwirtschaft ging es gut. Bemerkbar ist, so Rudnitchi, dass die Informations- und Kommunikationsbranche ihren Anteil am BIP steigern konnte. Das ist eine Industrie mit hoher Wertschöpfung und das zeigt, dass es auch einen Strukturwandel gibt in der rumänischen Industrie. Aber nicht alles sieht gut aus – die Baubranche kocht auf Sparflamme – auch deshalb, weil der Staat letztes Jahr es versäumte, Geld in die Infrastruktur zu investieren.
Mit gemischten Gefühlen bewertet der Wirtschaftsfachmann Rudniţchi, dass laut Statistikbehörde die Jahresinflation in Rumänien im Januar auf ein historisches Minimum von 0,4% fiel:
„Wir haben nach wie vor eine rückläufige Inflation, was natürlich eine gute Nachricht für die Verbraucher ist – die Preise sind also weitestgehend gleich geblieben. Weniger gut ist, dass wir auch in der Eurozone die Angst vor der Deflation – also vor einem Preisverfall – merken“, sagt Constantin Rudniţchi.
Noch ist Deflation kein Problem für Rumänien; das wird in diesem Jahr auch nicht der Fall sein. Aber Deflation oder niedrige Inflation bereiten der Wirtschaft zumindest einige Probleme. Positiv zu beurteilen ist dafür, dass nach Angaben der Zentralbank das Leistungsbilanzdefizit und die Auslandsschulden im letzten Jahr zurückgegangen sind:
„Es gibt tatsächlich Indikatoren, die auf einen positiven Trend schließen lassen. Nur ist es so, dass einige Probleme nicht verschwunden sind – in erster Linie das Management staatlicher Betriebe, die Realisierung der Haushaltseinnahmen und die Bekämpfung der Steuerhinterziehung. Auch bleiben die Infrastruktur sowie das Bildungs- und das Gesundheitssystem aktuelle Themen in Rumänien – das sind immer noch ganz große Reformbaustellen“, sagt Constantin Rudniţchi.
Zudem rechnet der IWF für 2015 und 2016 mit einem soliden Wachstum von 2,7% bzw. 2,9%. Dazu soll in entscheidender Weise die Konjunktur hinsichtlich des Privatkonsums vor dem Hintergrund höherer Löhne, niedriger Ölpreise und minimaler Realzinsen beitragen. Und auch die Europäische Kommission hat in ihrer Winterprognose die Wachstumserwartungen für Rumänien nach oben korrigiert, sagte der Wirtschaftsexperte Aurelian Dochia:
„Tatsächlich sind die Aussichten substanziell verbessert worden – Rumänien gehört zu den Ländern mit den höchsten Wachstumszahlen – nicht mit dem höchsten, aber immerhin. Polen steht zwar in der Optik besser da, aber auch Rumänien gilt als überdurchschnittlich leistungsstarkes Land. Das verringert die Distanz zum durchschnittlichen BIP in der EU. Zu bedenken ist aber, dass die Prognosen auf Voraussetzungen beruhen, die zunächst erfüllt werden müssen. So soll der Privatkonsum mehr zum Wachstum beitragen als die Exporte und auch die Investitionen fallen stark ins Gewicht. Aber die Investitionen hängen auch ab von einer besseren Abschöpfung der europäischen Mittel. Das muss Rumänien in den Griff kriegen, damit in Zukunft dieses Wachstum von jeweils 3% und mehr im Jahr gehalten werden kann. Grund für Optimismus besteht nicht unbedingt, denn in den letzten Jahren gab es kaum große Erfolge bei der Heranziehung der EU-Mittel. In 2014 war das Niveau der Investitionen, besonders der öffentlichen Investitionen, relativ gering, aber es bleibt zu hoffen, dass sich das in 2015 und 2016 ändern wird“, sagt Aurelian Dochia.
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