Rumänien hat die größte jährliche Inflation EU-weit im Februar verzeichnet, mit einem Jahresindex von 3,8%, laut den Daten, die letzte Woche von dem Europäischen Statistikamt – Eurostat – veröffentlicht wurden.
Das „Siegerpodest“ in puncto Inflation teilt sich Rumänien mit Litauen und Estland, die jeweils 3,2% aufweisen. Zuvor hatte das Nationale Statistikamt auf eine Steigerung der Inflationsrate hingewiesen, vor dem Hintergrund der Verteuerung der Lebensmittel um 3,74% und der restlichen Güter um 6,27%. Die Ankündigungen über die Steigerung der Inflationsrate, aber besonders die Prognose der Nationalbank Rumäniens über den Stand der Inflation haben Reaktionen in der Politik verursacht. Somit war der Vorsitzende des Haushalts- und Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer Marius Budăi letzte Woche der Meinung, dass die Erklärungen des Nationalbankgouverneurs, der die Steigerung der Inflation in der kommenden Zeit vorausgesagt hat, zu Preissteigerungen geführt hätten. Und die Unternehmen seien von derartigen Erklärungen ebenfalls beeinflusst, so Marius Budăi:
„Aus meiner Sicht als Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses tut der Gouverneur der Rumänischen Nationalbank, wenn er ankündigt, dass wir eine Inflation von 4,3% haben werden, nichts anderes als eine Erhöhung der Preise anzuziehen, denn jeder Wirtschaftsakteur – und das habe ich auch mit Privatunternehmern besprochen – hat ein Alarmsignal erhalten und dann gesagt: ‚Wir warten nicht mehr auf den Monat April, Mai, Juni; Wir heben die Preise jetzt an.‘“
Dagegen meinen die Liberalen aus der Opposition, dass die Regierung und jene, die die Steuerpolitik beschlossen haben, an der Steigerung der Jahresinflation Schuld tragen. Der stellvertretende Vorsitzende der liberalen Parlamentsfraktion, Dan Vâlceanu, Mitglied des Haushalts- und Finanzausschusses, meint:
„Natürlich ist es vollkommen die Schuld der Regierung, denn nicht die Nationalbank BNR hat die Steuerpolitik erarbeitet, die jetzt in Rumänien umgesetzt wird. Nicht die BNR ist derjenige, der Lohnerhöhungen oder weitere Erhöhungen beschließt, die letztes Jahr durchgeführt wurden. Die Art und Weise, wie der Markt funktioniert, die Art und Weise, wie Preise gebildet werden, wird nicht von der BNR beschlossen. Die BNR sammelt diese Daten nur und bietet der Öffentlichkeit inflationsbezogene Daten.“
Zitrusfrüchte und Frischobst sind die Lebensmittel, die sich im Februar 2018 im Vergleich zu Januar am meisten verteuert haben. Was Non-Food-Waren angeht, gibt es die wichtigsten Preissteigerungen bei Erdgas, was zu einer Anhebung der Strompreise und der Heizkosten geführt hat. So erläutert Adrian Vasilescu, Strategieberater der Rumänischen Nationalbank, die Steigerung der Inflationsrate um 4,3% im Januar:
„Treibstoffe, Strom, Heizkosten, Erdgas. Diese vier Zellen, die der Staat auf einmal in Gang gesetzt hat, haben diesen ganzen Anstieg bis auf 4,3% veranlasst. Eindeutig war das kein cleverer Zug des Staates, denn sie haben diese Preise im falschen Augenblick angehoben. Hätten sie es rechtzeitig getan und nicht den Herbst verstreichen und Januar 2018 kommen lassen, hätten wir diese Steigerung von 4,3% nicht gehabt. Hätte die Nationalbank mit allen Instrumenten, die sie zur Verfügung hat, etwas gegen die gesteuerten Preise unternehmen können? Überhaupt nichts!“
Laut einem neuen Barometer vom Meinungsforschungsinstitut IRSOP und der Nationalschule für Politische und Verwaltungstechnische Studien, der von der Presseagentur Agerpres vorgestellt wurde, verzeichnete die rumänische Industrie im Januar den zweiten Monat hintereinander eine ernste Schrumpfung. Die befragten Manager meinen, dass vor dem Hintergrund der Wiederankurbelung der Weltwirtschaft die Nachfrage nach Rohstoffen gestiegen ist. Dies hat zu einer Steigerung des Ölpreises und der Metallpreise geführt, was letztendlich eine Anhebung der Produktionskosten bedeutet hat. Unterdessen haben die Firmen die Preise der verkauften Produkte angehoben, was zu einer Steigerung der Inflation geführt hat. Dennoch erwarten die befragten Manager auch einen Anstieg der Auftragslage und des Produktionsvolumens. Einige von ihnen hoffen auf einen Anstieg der Regierungsaufträge für Infrastruktur.
Bei einem Seminar, das letzte Woche veranstaltet wurde, war der Leiter des Kartellamtes Bogdan Chiriţoiu der Ansicht, dass die Erhöhung der Lebensmittelpreise um 4%, die 2017 verzeichnet wurde, keine besonders große Steigerung darstellt. Außerdem verweist die europäische Statistik darauf, dass die Lebensmittelpreise in Rumänien im Schnitt 60% der Preise in der Europäischen Union betragen. Bogdan Chiriţoiu sagte:
„Bis zum Beitritt zur Europäischen Union war die Inflation in Rumänien zweistellig. Wir waren daran gewöhnt, dass jedes Jahr die Lebensmittelpreise um 10% steigen. Seit einigen Jahren ist es uns gelungen, uns in die Reihen der gesünderen Länder einzufinden und eine sehr niedrige Inflation zu haben. Die Preise sind gestiegen, aber jahrelang hatten wir Null-Steigerungen oder sogar Reduzierungen bei Lebensmitteln.“
Auch wenn die Rumänische Nationalbank die Inflationsprognose für das Ende dieses Jahres auf 3,5% angehoben hat und für 2019 einen Inflationsindex von 3,1% erwartet, scheinen die Vertreter des Finanzministeriums optimistischer zu sein. Sie haben mitgeteilt, dass die Lokalräte für die Anpassung der Steuern und Lokalgebühren für 2019 eine Inflationsrate von 1,34% anwenden werden.
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