Geschichtsträchtige Städte, traditionsreiche Dörfer und schöne Landschaften. Der Fremdenverkehr ist im Landkreis Bihor bei sich zu Hause, außerdem sind die Preise sehr günstig.
Der Ausgangspunkt für einen Aufenthalt im Landkreis Bihor sollte die Kreishauptstadt Oradea/Großwardein sein. Hier steht eine der größten römisch-katholischen Kathedralen in Osteuropa – es gilt auch als der größte barocke Gebäudekomplex auf rumänischem Gebiet. Nicht weniger berühmt ist die Kirchenorgel vom Baujahr 1780, die von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia gespendet wurde.
Im Stadtzentrum von Oradea ist außerdem die Kathedrale der „Entschlafung der Mutter Gottes“ zu finden, auch als Mondkirche bekannt. Die rumänisch-orthodoxe Mondkirche hat ihren eigenwilligen Namen vom Mechanismus im Turmgiebel, der die Mondphasen anzeigt. Ansonsten ragt die Kirche nicht heraus, trotz des 55 Meter hohen Turms. Nicht zuletzt zeugt die Burg Großwardein, die bereits im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt wird, von der langen Geschichte der Stadt. Besucher entdecken hier eine multikulturelle Stadt, in der alle Religionen vertreten sind. Für Kultur und Geschichte suchende Touristen ein ideales Reiseziel, sagt der Historiker Dumitru Naneş:
„Die Großwardein-Burg verbindet Renaissance-Architektur mit dem Barock, in der Stadt selbst findet man weitere barocke Denkmäler, repräsentativ wäre zum Beispiel der Barock-Palast. Ich empfehle auch die Altstadt mit den Jugendstil- und eklektizistischen Bauten. Darunter sind auch extrem schöne Gebäude, etwa das Staatstheater, das Rathaus, die Paläste Apollo, Stern oder Moskovits. Dann haben wir eine Reihe von religiösen Denkmälern, die römisch-katholische, orthodoxe und reformierte Kirche. Einige von ihnen haben auch ein eigenes Museum. Wenn man von Oradea in Richtung Südosten weiterfährt, in die Beiuş-Region, erreicht man eine Gegend mit zahlreichen Holzkirchen, eine schöner als die andere: Rieni, Brădet, Stânceşti. Weiter im Süden des Landkreises stehen weitere historische Denkmäler aus dem 13. Jahrhundert.“
Adrian Iohas ist der Geschäftsführer eines Reisebüros – er glaubt, dass ganz andere Aktivitäten inzwischen typisch für den Tourismus im Kreis Bihor sind. Etwa das Rafting bzw. die Wildwasserfahrten auf einem Fluss, der auch für Familien mit Kindern geeignet ist.
„60 Kilometer weiter ist die ungarische Grenze. Deshalb stammen etwa 30% unserer Urlauber aus Ungarn – wir fördern das touristische Rafting und nicht die sportliche Variante. Überhaupt können im Kreis Bihor ganz viele Formen von Tourismus erlebt werden. Wir haben Gewässer und weite Ebenen, wir haben historische Denkmäler in Oradea und in jeder anderen Stadt. In Vadul Crişului wird die Tradition der Töpferei seit langer Zeit aufrechterhalten. In der Beiuş-Region werden herausragende Folklorebräuche gelebt. In Roşia kann eine in Europa einzigartige Wassermühle bestaunt werden. Die Karstregion ist ebenfalls herausragend, allein in Vadul Crişului gibt es 300 Höhlen, davon sind nur drei für das breite Publikum zugänglich. Die restlichen können nur mit Sonderausrüstung besichtigt werden.“
Sollten Sie im Juni nach Bihor kommen, dürfen Sie ein bestimmtes Ereignis nicht verpassen, sagt Adrian Iohas.
„In Vadul Crişului war früher der Salzzoll. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Salz aus Rumänien nach Ungarn auf dem Wasserweg befördert. Wir veranstalten heute eine Vorführung mit einem traditionellen Holzfloß. Die Riemen sind ebenfalls aus Holz, die Jungs tragen Volkstracht und transportieren Salz. Jemand übernimmt die Rolle des Zöllners, so wie früher. Das Salz wurde in den Salzgruben in Praid abgebaut, es wurde mit dem Pferdewagen nach Huedin gebracht und dort auf das Floß verladen. Später erreichte die Ladung Ungarn, dort wurden sowohl das Salz als auch das Holz verkauft. Die Floßfahrer kehrten anschließend zu Fuß zurück. Und an der ungarischen Grenze war der Zoll, jedes Floß musste einen Salzbrocken zurücklassen. Diese Vorführung zieht viele Touristen an, eine Sonderveranstaltung findet an einem Wochenende im Juni statt, es kommen über 2000 Besucher.“
Paul Iacobaş leitet einen Ökotourismus-Verband. Er erinnert an die Höhepunkte der Reiserouten durch den Landkreis Bihor.
„Dem Besucher wird eine Reise in das Motzenland empfohlen, das für die Region emblematisch ist, sowie der Besuch einer der attraktiven Höhlen. Neben diesen beiden Höhepunkten könnte ich eine ganze Reihe von Aktivitäten nennen, beginnend mit dem Reiten. Die Region ist ideal für eine Erkundung auf dem Pferd oder dem Pferdewagen. Außerdem ist die Gegend für unterschiedliche Wanderrouten geeignet, unterwegs kann man unterschiedliche natürliche Sehenswürdigkeiten einplanen: Karstplatten, Klammen, Canyons, Täler. Auch die für das Motzenland typischen Holzschnitzer oder die Kunst der bemalten Eier, die mindestens so schön sind wie die in der Maramuresch, gehören zu den Höhepunkten in Bihor.“
Viorel Lascu ist ein erfindungsreicher Unternehmer, der mit einem Projekt im Königswald Touristen anlockt. Der Besucher darf für einige Stunden oder Tage wie ein Einheimischer in einer Holzhütte leben. So lerne er Bräuche und Alltag der Menschen kennen, sagt Lascu:
„In den 1980er Jahren war ich in der Gegend um den Königswald oder der Gemeinde Roşia auf Erkundungsreise durch die großen Höhlen, die vor allem für das prähistorische Erbe bekannt waren. Beeindruckt waren wir damals von den 100-200 Jahre alten Häusern mit Strohdächern und Lehmöfen. Wir begannen sie zu restaurieren – als erstes ein Haus, das genau wie vor 200 Jahren aussieht, umgeben von zwei Kirschbäumen, die vielleicht älter sind als das Haus selbst. Wir haben die Häuser genauso hergerichtet, wie sie einmal waren, mit den Originalmöbeln. Dennoch haben wir die Einrichtung an die modernen Bedürfnisse angepasst, ohne jedoch ihr Aussehen zu verändern: das fließende Wasser, die Heizung, die Kochvorrichtungen. Weil ich auch Speläologe bin, habe ich gemeinsam mit Freunden eine rumänische Schule für Höhlenforschung gegründet. Wir haben ausgebildete Höhlenführer, die englisch, französisch, ungarisch und sogar norwegisch sprechen. Sie können einem Menschen, der vielleicht nie in seinem Leben eine Höhle gesehen hat, beibringen, die nicht touristengerecht ausgestatteten Höhlen der Region zu bewältigen.“
Und wenn Sie einmal in Bihor sind, müssen Sie sich bestimmt keine Sorgen um die Unterkunft sorgen. Es gibt in Oradea zahlreiche Hotels und in den ländlichen Gebieten zahlreiche Pensionen – also Unterkünfte in allen Preiskategorien.
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