Tourismus ist für Rumänien eine unzureichend ausgenutzte wirtschaftliche Ressource. Die spektakulären Berglandschaften, die Biodiversität des Donaudeltas oder die schönen traditionellen Dörfer sind die beste Voraussetzung für die weitere Entwicklung.
Die neulich stattgefundene Internationale Touristikmesse Bukarest bot vielen führenden Unternehmen die Gelegenheit, ihr Geschäftsmodell, ihre Innovationen und Erfolge vorzustellen, wenn man über Tourismusanbieter in Rumänien spricht.
Meidan Butnaru ist der kaufmännische Leiter einer der wichtigsten israelischen Reiseveranstalter, die Urlauber und Touristen nach Rumänien bringen. Er stammt aus Rumänien und fühlt sich deshalb den Orten und den Menschen besonders verbunden, die hier arbeiten. Außerdem kennt er die Probleme und Herausforderungen, mit denen der Tourismusbereich konfrontiert wird. Er erkannte aber die Opportunitäten, die Rumänien zu bieten hat, und schlug somit eine Reihe von Touristikprodukten vor, die sich über die Zeit bewährt haben.
„Ich habe vor vier Jahren, glaube ich, das erste City-Break-Paket für Bukarest ins Leben gerufen. Alle sagten mir, es sei eine Stadt für Geschäfte, was hätten Touristen in Bukarest zu suchen? Ich sagte ihnen, wenn man weiß, wie man’s ihnen verkauft, dann kommen sie. Beweis dafür steht, dass viele Reisebüros uns das nachgemacht haben und jetzt Bukarest voll ausgebucht ist. Hauptsache war, immer zu sagen, was man machen kann, nicht was man nicht machen kann. Ich habe schon immer gesagt: Der Schlüssel zur Entwicklung Rumäniens im Tourismusbereich liegt in der Verbindung über Luftwege. Und nachdem wir die ersten Charter-Flüge vor vier Jahren angeboten und den City-Break verkauft haben, hat sich dies bewahrheitet. Heute machen es uns alle möglichen Reisebüros nach. Der Markt entwickelt sich also über Fluglinien.“
Die rumänischen Tourismusbetreiber haben bieten als Hauptanziehungspunkt an der Schwarzmeer-Riviera den Ferienort Mamaia an, der im Norden der Stadt Constanţa liegt. Praktisch ist dieser an die wichtigste Hafenstadt Rumäniens gebunden. In letzter Zeit ist Mamaia zu einem Pol der Unterhaltung am Schwarzen Meer geworden, mit vielen Luxushotels und Clubs. Meidan Butnaru hat uns aber eine etwas andere Vision über diesen Ort vorgestellt:
„Mamaia wird in Rumänien für Spaß und Unterhaltung gefördert. Wir haben es für Familien gefördert. Und so haben wir sehr viele Familien hierhergebracht. Somit bestehen 89% unserer Passagiere im Flugverkehr aus Familienmenschen. Für Familien verkauft man anstelle eines oder zweier Aufenthaltsplätze gleich vier oder fünf, denn es kommen zwei Elternteile mit ihren Kindern. Ich verkaufe nur einmal und vergebe gleich fünf Plätze in dem Flieger. Meine Arbeit ist also leichter und ich habe eine höhere Auslastung.“
Um der steigenden Nachfrage der israelischen Touristen auf kreative Weise gewachsen zu sein, sah sich die Firma, bei der Meidan Butnaru kaufmännischer Leiter ist, gezwungen, mit neuen Produkten auf den Markt zu kommen.
„Von Jahr zu Jahr verzeichnen wir in den letzten 15 Jahren ausschließlich Wachstum. Es gibt keine Rückschritte. Wir schaffen es, unser Angebot von Jahr zu Jahr immer mehr zu erweitern. Wenn wir vor einem Jahr nur Sechs-Sieben-Nächte-Pakete verkauften, verkaufen wir seit letztem Jahr auch organisierte Vier-Tage-Touren. Eine weitere Route, die wir wieder ins Leben gerufen haben, und ich würde sagen mit Erfolg, war die Gebirge-Meer-Route, wie es einst mal war, aber nicht mehr betrieben wurde. Denn alle beklagten sich, dass es keine Infrastruktur gibt, dass es an diesem und jenem mangelt. Eigentlich haben wir alles. Es hängt davon ab, wie es man dem Endkunden, dem Touristen die Dinge vorstellt. Das ist wichtig. Wenn er zufrieden ist, dann heißt es, dass wir alles haben. Wir haben dieses Jahr mit dieser Gebirge-Meer-Route begonnen. Ich werde Sie überraschen, denn wir haben es geschafft, noch mehr Familien mit Kindern anzulocken. Wir haben hier alle Attraktionen für Kinder an der Riviera miteingeschlossen, wie den Aqua Park, den Zirkus, das Delphinarium. Es ist uns gelungen, das Gebirge mit dem Meer zu kombinieren, und wir haben unser Angebot um den Süden der Schwarzmeerküste und den Ferienort Neptun erweitert. Bisher flogen alle Flugzeuge nur im Rahmen der Sieben-Nächte-Mamaia-Pakete. Jetzt ist das nicht mehr der Fall. Es herrscht Nachfrage. Wir befördern die Touristen sogar nach Tulcea im Donaudelta, mit Schnellbooten. Wir entwickeln also das Produkt, und ein Flugzeug wird somit für diese Reiserouten zur Verfügung gestellt. Die Touristen treffen dann am Flughafen die Reisebusse vor Ort an und von Bukarest aus fahren wir nach Braşov, Sibiu. Und das wird bald auch andersrum laufen, von der Meeresküste bergauf.“
Natürlich hat die steigende Besucherzahl für Probleme bei den Reiseveranstaltern gesorgt, die Touristen nach Rumänien bringen. Meidan Butnaru, der kaufmännische Leiter einer der wichtigsten israelischen Reiseveranstalter, liefert uns Einzelheiten:
„Besonders die Bukarester Hotels haben die Preise in den letzten zwei Jahren grauenhaft angehoben! Wenn sie es weiterhin tun, dann haben wir ein Problem. Wir arbeiten mit allen zusammen, ich könnte auch mehr Touristen bringen, wenn ich mehr Zimmer zu vernünftigen Preisen hätte. Wenn wir immer behaupten, dass Rumänien günstig ist, was Restaurants, Einkäufe, Taxis usw. anbelangt, kann ich Ihnen sagen, dass Rumänien in puncto Übernachtungspreise teuer ist, insbesondere in Bukarest. Sehr, sehr teuer. Teurerer sogar als Budapest, Prag und andere Reisezielte. Bukarest hat sich entwickelt, Rumänien hat sich entwickelt… Was ich aber als Hürde betrachte für die Zukunft, ist die Tarifsteigerung bei der Übernachtung in Bukarest.“
Die Wachstumsperspektiven bezüglich der Einreise von ausländischen Touristen nach Rumänien sind optimistisch, sagt Meidan Butnaru. Es sei aber nicht ausreichend, sich auf Prognosen zu verlassen, um Gewinn aus Tourismus zu erwirtschaften.
„Wir alle sagen, dass Rumänien schön ist. Nicht wahr? Es ist schön und man kann hier vieles unternehmen. Aber immer nur zu meckern, dass es dieses und jenes nicht gibt, ist auch keine Lösung. Wir haben bewiesen, dass man mit den verfügbaren Ressourcen viel erreichen kann. Denn wir arbeiten nun mal mit dem Verfügbaren. Natürlich ist es in einigen Fällen schwieriger. Aber die Leute haben sich geändert, es gibt viel mehr Möglichkeiten. Und die Leute haben verstanden, dass man etwas erreichen kann – Hauptsache, man will es.“
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