In den Karpaten sammelt man jährlich bedeutende Mengen von Waldfrüchten. Das Aroma dieser Früchte ist drei- bis viermal kräftiger als jenes der Kulturfrüchte.
In den Karpaten sammelt man jährlich bedeutende Mengen von Waldfrüchten. Das Aroma dieser Früchte ist drei- bis viermal kräftiger als jenes der Kulturfrüchte. Sie wachsen im Hochland, das weniger von der Umweltverschmutzung belastet ist. Deshalb gelten die Waldfrüchte als ökologisch und sind im Ausland sehr geschätzt. Romsilva, die nationale Forstverwaltung, schätzt eine Ernte von circa 3.300 Tonnen Waldbeeren, die besonders im Ausland verkauft werden. Nach der Wende haben sich viele Rumänen entschlossen, Waldbeeren-Plantagen anzulegen. Ioan Păşcănuţ, der in der Region Sibiu (Hermannstadt) lebt, hat in seine Sanddorn-Plantage 80.000 Euro investiert. Hören wir nun seine Geschichte:
„Ich habe 2006 begonnen und eine Fläche von 7,5 Ha angebaut. Damals entfalteten sich die EU-Programme für Fördermittel und ich habe durch das SAPARD-Programm Finanzierung erhalten. Die Summe war nicht groß, aber nützlich. Danach habe ich die Ökozertifizierung bekommen. Es geht um ein rentables Geschäft. Viele glauben, man kann dadurch schnell reich werden. Das geschieht aber nicht von einem Tag auf den anderen. Es geht um eine alternative Landwirtschaft, die Profit bringen kann. Die Produktionen sind gar nicht groß. Der Verkaufspreis, besonders in Rumänien, ist sehr niedrig. Die wilden Waldbeeren sind eine echte Konkurrenz. Nur beim Export erhalten wir einen korrekten Preis. Viele begehen den Fehler, eine Plantage anzulegen, ohne die Verwertungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Man muss in Gefrierräume, Lagerräume, Trockner investieren. Wir verarbeiten ein Teil der Früchte und stellen Nektar, Früchte mit Honig, Öl her und arbeiten zusammen mit anderen Herstellern, was uns aber keinen Profit einbringt. Die Produkte haben leider eine kurze Mindesthaltbarkeit, so dass sie schnell verkauft werden müssen. Wir können uns nicht leisten, sie in einer Kaufhauskette zu verkaufen. Wir verkaufen gefrorene und getrocknete Früchte.“
Ion Vasile Moraru lebt in der Gemeinde Cosminele im Kreis Prahova, im Süden Rumäniens, und hat vor 14 Jahren die erste Plantage von edlen Brombeersträuchern angebaut. Er brachte die Pflanze mit reichen Früchten und keinen Dornen aus den Niederlanden. Heute gewinnt er so viel, dass er und seine Familie ein gutes Leben haben. Ion Vasile Moraru erzählt uns kurz seine Geschichte:
„Ich habe im Jahr 2002 mit ein paar hunderten Quadratmetern angefangen. Es war der erste Brombeer-Anbau im Land. Ich habe alleine gearbeitet, manchmal halfen mir auch Familienangehörige oder Bekannte. Das investierte Geld habe ich in zwei Jahren zurückgewonnen. Es hat mich also nicht viel gekostet. Die Einkommen sind konstant, weil die Brombeersträucher 4-5 Jahren wachsen und dann bis zu 15 Jahren reife Früchte bekommen. Ein gut gepflegter Strauch kann bis zu 5 Kilo Beeren tragen. Aus den Brombeeren haben wir auch Konfitüre, Marmelade, Sirup, Schnaps oder Likör hergestellt. Wir haben mit niemandem einen Vertrag unterzeichnet, weil man nur gefrorene Früchte exportieren kann. Wir können die Früchte nicht mehr als 48 Stunden bei normaler Temperatur lagern. Ich habe zwei Kühlräume und wenn ich in diesem Jahr eine gute Produktion habe, dann werde ich die gefrorenen Früchte verkaufen. Man kann die Brombeeren ein Jahr lang in einem Kühlraum halten. Ich war immer zufrieden, wenn ich ein wenig Profit erhielt.“
Zurzeit gibt es in Rumänien wenige Fabriken für die Verarbeitung von Waldbeeren. Man exportiert die Beeren, die danach im Ausland verarbeitet und in ganz Europa verkauft werden. Natürlich ist dann der Preis höher. Der Verband der Berglandwirte Dorna hat zusammen mit seinen Partnern, der Stiftung OPENFIELDS (ehemals Heifer-Project für Rumänien) und NIBIO (Norwegian Institute of Bioeconomy Research), ein Projekt für die Verarbeitung der Waldbeeren mithilfe von erneuerbarer Energie umgesetzt. Das Projekt entfaltete sich in 18 Monaten. Einzelheiten erfahren wir von Ioan Agapi, dem Vorsitzenden des Verbandes der Berglandwirte Dorna:
„Die Mitglieder des Verbandes sind Besitzer von kleinen Bodenflächen, was ihnen keinen intensiven Waldbeerenanbau erlaubte. Wir gingen davon aus, dass es zahlreiche säurehaltigen Bodenflächen gibt, die nicht verwertet wurden, und haben dann überlegt, eine Einheit für die Verarbeitung der Waldbeeren zu gründen, so dass unsere Mitglieder sich des Mehrwertes ihrer Produktion erfreuen können. Nicht nur das Holz hat einen Wert, sondern auch die Waldbeeren. Davon ausgehend richteten wir uns nach drei Komponenten. Die norwegische Regierung hatte die sogenannte Finanzierungslinie Grüne Industrie, so dass wir grüne Energie bei der Verarbeitung des Waldobstes gebrauchen. Wir erreichen gleichzeitig drei Ziele: Wir bieten unseren Mitgliedern Dienstleistungen, wir entwickeln die Marke »Aroma Muntelui« [»Bergaroma«], die schon beim Patentamt OSIM eingetragen und von der rumänischen Regierung geschützt ist, und drittens erzeugen wir grüne Energie, damit unsere Fabrik funktionieren kann. Zurzeit verfügen wir über zwei Verarbeitungslinien, eine für getrocknete Früchte und die zweite für Saft, und produzieren getrocknete Waldpilze sowie verschiedene Saftkombinationen: Apfel und Heidelbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren. Eines ist klar, wir arbeiten für unsere Mitglieder, aber wir verarbeiten die Früchte kostenpflichtig für diejenigen, die die Früchte in Rumänien verarbeiten wollen. Wir haben uns gedacht, die geernteten Früchte zu kaufen und das von uns verarbeitete Produkt unter dem Namen »Aroma Muntelui« zu verkaufen.“
Das Projekt „Intreprindere socială de procesare a fructelor de pădure folosind surse de energie regenerabilă“ („Soziales Unternehmen für die Verarbeitung der Waldfrüchte mithilfe erneuerbarer Energie“) trägt ebenfalls zum Umweltschutz und der Konservierung der Wälder bei.
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