Laut den jüngsten Daten ist in Rumänien der Umsatz der Arzneimittel, die zum Vertriebspreis verkauft werden, im ersten Quartal dieses Jahres um 4% im Vergleich zur selben Zeitspanne des Vorjahres und damit bis zum Gegenwert von 668,8 Millionen Euro zurückgegangen. Der Generalleiter von Cegedim Rumänien, Petru Crăciun, hat erklärt, dass die Entwicklung im ersten Quartal, vor dem Hintergrund eines wärmeren Winters als gewohnt, erneut unter den Erwartungen lag. Dies führte zur Schrumpfung des Marktes, sowohl im ersten Quartal als auch in den letzten 12 Monaten. Für das Jahr 2014 deute die Prognose weiterhin eine leichte Schrumpfung an, erklärte noch Petru Crăciun. In der bewerteten Zeitspanne gingen die Verkäufe in den Apotheken um 3,9%, bis auf 580,6 Millionen Euro zurück und für die Krankenhäuser um 4,9%, bis auf 88,2 Millionen Euro. Was auf dem Arzneimittelmarkt passiert, erfuhren wir von dem Exekutivleiter des Rumänischen Verbandes der Internationalen Arzneimittelhersteller, Dan Zaharescu:
„Es gibt Gesellschaften, die ihre Tätigkeit umgestalten oder einschränken. Unterdessen erreichte die Besteuerung des rumänischen Pharmamarktes einen schwer erträglichen Stand. Ich beziehe mich hier auf die sogenannte Clawback-Abgabe. Diese ist eigentlich ein Mechanismus zur Anpassung des Arzneimittelhaushalts für Rumänien. In diesem Augenblick erreichte diese Abgabe 20%. Sie wird anhand des Umsatzes berechnet. Es gibt sehr viele Arzneimittelhersteller und durch die besagte Abgabe sichern wir zwei Patienten von zehn den Zugang zu kostenlosen Arzneimitteln. Der Preis der rezeptpflichtigen Arzneimittel wird von dem Gesundheitsministerium nach einem Preisberechnungsalgorithmus berechnet. Dieser wird beim Minimum von 12 EU-Ländern festgelegt, die als Länder mit den niedrigsten Preisen bei Arzneimitteln gelten. In diesem Kontext haben wir einerseits die niedrigsten Preise EU-weit und andererseits ein Besteuerungssystem, dass die Pharmaindustrie pönalisiert.“
Es gibt dennoch Arzneimittel, deren Preis höher als in anderen EU-Ländern ist. Dan Zaharescu:
„Rezeptpflichtige Arzneimittel werden vom Staat kontrolliert. Es gibt sogenannte ‚over the counter‘ – Medikamente, die nicht auf Rezept verkauft werden. Deren Preis schwankt abhängig von der Entwicklung des Leu-Dollar oder Leu-Euro Wechselkurses. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Faktoren, die diese Preise beeinflussen können. Dazu zählt eine höhere Nachfrage, die von den Herstellern nicht gedeckt werden kann. Dadurch steigt der Preis. Es gibt bestimmte Kategorien von Arzneimitteln wie z.B. Ibuprofen, Aspirin usw., für die der Preis noch höher als in anderen Staaten der Europäischen Union ist. Dabei wird der höhere Preis durch die Preisfreiheit für diese Arzneimittelkategorie begründet.“
Wie hoch ist aber der Arzneimittelverbrauch in Rumänien? Dan Zaharescu:
„Im europäischen Umfeld sind Rumänien und Bulgarien die Länder mit dem niedrigsten Arzneimittelverbrauch pro Einwohner. Nicht weil sie etwa gesünder als die anderen Europäer seien, sondern weil der Zugang zu Arzneimitteln durch die niedrigen Einkommen und durch die niedrigen Haushaltszuweisungen eingeschränkt ist. Bemerkenswert ist es, dass der Arzneimittelmarkt ein Drittel der gesamten Ausgaben im Gesundheitswesen darstellt. Wir hatten uns früher daran gewöhnt, zu behaupten, dass das Gesundheitswesen ein schwarzes Loch sei und dass es sich gar nicht lohne, dass dieser Bereich Finanzmittel zugeteilt bekommt, solange er nicht reformiert oder umstrukturiert wird. Dieser Anteil des internen Marktes, dieses Drittel, das vom Arzneimittelmarkt gedeckt ist, wurde eigentlich in den letzten Jahren drastisch umstrukturiert und die enormen Verluste im System wurden infolgedessen zum größten Teil aufgehoben, da die Preise in Rumänien im europäischen Vergleich auf dem niedrigsten Niveau lagen. Der Verlust wurde somit ausgeglichen und es gibt derzeit kein unkontrolliertes Wachstum auf dem Markt, dank der Maßnahmen, die die rumänischen Behörden in den letzten Jahren umgesetzt haben. Es handelt sich also um einen Markt, der jetzt mehr Geld anziehen kann und die Ergebnisse werden meiner Meinung nach sehr schnell sichtbar sein.“
Die Rangliste der ersten zehn in diesem Bereich tätigen Unternehmen in Rumänien hat sich angesichts der Verkaufszahl nicht geändert. An der Spitze der Rangliste liegt Hoffmann La Roche, gefolgt von Sanofi mit dem Bukarester Hersteller Zentiva und Novartis. Die Rangliste wird von Servier, Pfizer, GlaxoSmithKline, Ranbaxy, Besitzer der Fabrik Terapia im mittelrumänischen Klausenburg, Merck & Co, AstraZeneca und Krka ergänzt. Auf den Plätzen 11-20 liegen Johnson&Johnson, Antibiotice Iaşi, ein Unternehmen mit Staatskapital, Abbvie, Teva, Menarini, Bayer, Bristol Myers Squibb, Alvogen, Actavis und Eli Lilly.