Liviu Babeş – Selbstverbrennung als Protest gegen das kommunistische Regime

liviu babeş – selbstverbrennung als protest gegen das kommunistische regime Am 2. März 1989 kam ein in Flammen brennender Mann auf Skiern die Piste Bradu in Poiana Braşov (Kronstädter Schullerau) herunter. Die Geste war war ein Protest gegen die katastrophale Situation in Rumänien.

Man kann auf vielen Wegen berühmt werden. Heutzutage wird Berühmtheit meistens in Geld, Gesten und Internet-Seitenabrufen gemessen. Es gibt aber auch eine heldenhafte Berühmtheit, die im kommunistischen Rumänien einem Kronstädter zuteil wurde. Es handelt sich um Liviu Babeş, einem Menschen, der sein eigenes Leben opferte, um ein Beispiel zu statuieren. Es war seine Art, gegen die Tyrannei des kommunistischen Regimes zu kämpfen. Am 2. März 1989 kam ein in Flammen brennender Mann auf Skiern die Piste Bradu in Poiana Braşov (Kronstädter Schullerau) herunter. Hunderte Touristen wurden Zeugen dieses gruseligen Spektakels. Der Mann stürzte schreiend unter einem Baum ab, und mit den letzten Kräften holte er aus seiner fast verbrannten Jacke einen Karton heraus, auf dem aufgeschrieben war: „Stop Murder. Braşov = Auschwitz“. Das war ein Protest gegen die katastrophale Situation in Rumänien, die durch das totalitäre kommunistische Regime chronisch geworden war. Gleichzeitig war die verzweifelte Geste des Selbstmörders eine Botschaft der Solidarität mit den antikommunistischen Proteststreiks der Arbeiter von den Kronstädter Industriewerken „Steagul Roşu“ und „Tractorul“ vom November 1987, die mit äußerster Gewalt niedergeschlagen worden waren.

 

Der am 10. September 1942 geborene Liviu Babeş war Elektriker-Meister bei der Fabrik für Baufertigteile in Braşov/Kronstadt; in seiner Freizeit war er Kunstmaler. An der Rückseite seines letzten Gemäldes hatte er das deutsche Wort „Ende“ geschrieben. Das geschah einige Wochen vor dem kulminierenden Moment seiner Existenz, dem Moment seiner traurigen Berühmtheit. Babeş litt unter der Verschlechterung der politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und moralischen Lage im Rumänien der 1980er Jahre, und der Streik der Arbeiter von „Steagul Roşu“ und „Tractorul“ hatte seine Überzeugung bekräftigt, dass er etwas dagegen unternehmen sollte. Seine Ehefrau erzählte, dass er sich oft fragte, was für Menschen wir, Rumänen, seien, die so etwas erdulden, ohne etwas dagegen zu tun. Er beschloss, sich dagegen aufzubäumen, auch wenn er eine Witwe und eine verwaiste Tochter hinterlassen sollte.

 

Der Journalist und Schriftsteller Mircea Brenciu widmete Liviu Babeş ein Buch mit dem Titel „Der Märtyrer“. Brenciu fühlte, er habe die Verpflichtung, dieses Buch zu schreiben, und er empfand es als eine Ehre. Der Autor Mircea Brenciu über den Menschen und Märtyrer Liviu Babeş:

 

„Liviu Babeş war ein Intellektueller, ein Schöngeist. In seiner Freizeit war er Kunstmaler. Er hatte Ausstellungen, verkaufte mehrere Werke, er war in Braşov/Kronstadt bekannt. Seine letzte Handlung konnte nur von einem Intellektuellen kommen. Babeş gehörte zur rumänischen Elite, und er konnte die Grausamkeit des kommunistischen Regimes nicht mehr ertragen. Gleichzeitig stand er aber auch der Arbeiterschaft sehr nahe – beruflich war er Elektriker-Meister in einer Fabrik für Baufertigteile und arbeitete mit einfachen Leuten zusammen. Er war das Verbindungsglied zwischen zwei sozialen Kategorien. Seine Protestgeste hat einen großen kulturellen Wert, weil sie infolge einer langen Überlegung ausgeführt wurde. Liviu Babeş hat alles genau geplant, er war bei klarem Verstand, und seine Botschaft auf der Skipiste in dem Moment der Selbstverbrennung zeigt ein hohes kulturelles Niveau. Der Karton mit der Aufschrift ‚Stop Murder. Braşov = Auschwitz‘, den er der Welt hinterlässt, ist nicht das Werk eines einfachen Menschen.“

 

 

Liviu Babeş wurde in einer entlegenen Ecke des Stadtfriedhofs in Braşov bestattet, unter genauer Beobachtung der Securitate. 12 Stunden nach seinem Tod strahlte der Sender „Freies Europa“ die Nachricht über seine Selbstverbrennung aus, und Liviu Babeş wurde unsterblich.


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Publicat: 2015-03-10 17:54:00
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