Rumänische Wirtschaft 2016: positive Aussichten, aber Vorsicht geboten

rumänische wirtschaft 2016: positive aussichten, aber vorsicht geboten Die Herbstprognose der Europäischen Kommission besagt 4,1% Wachstum für 2016. Rumänien muss aber auf Defizite aufpassen.

Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar für den Euro und den sozialen Dialog wies darauf hin, dass die gute Wirtschaftsentwicklung ohne Reform der Staatsfinanzen unmöglich gewesen wäre. Strukturreformen und Nachhaltigkeit der Finanzen und des Wirtschaftswachstums durch eine verantwortungsvolle Haushaltspolitik sind aber weiterhin wichtig", so Valdis Dombrovskis.

 

Von 4,1% Wirtschaftswachstum bei 2,95% Haushaltsdefizit geht auch das Haushaltsgesetz aus – dementsprechend werde das BIP auf 746,6 Milliarden Lei (rund 166 Milliarden Euro kommen). Vorsichtiger ist hingegen die EBRD: sie rechnet mit 3,7% Wirtschaftswachstum für 2016. Nach einem Bericht der Bank „ist zu erwarten, dass die Binnennachfrage weiterhin das Wirtschaftswachstum unterstützt, wobei der Binnenverbrauch von höheren Einkommen durch die Herabsetzung der MwSt. im Lebensmittelhandel von 24% auf 9% und Lohnsteigerungen gefördert wird. Privatinvestitionen dürften wieder steigen, wozu ein höheres Vertrauen der Investoren und geringere Finanzierungskosten beitragen. Staatliche Investitionen werden durch eine bessere Abrufung von EU-Fördermitteln auch steigen”, heißt es ebenfalls im Papier der BERD.

 

Der rumänische Wirtschaftsexperte Aurelian Dochia erkennt bereits erste Probleme im generellen Enthusiasmus: „Rumänien ist tatsächlich auf Wachstumskurs und gehört zu den leistungsstärksten Volkswirtschaften in der EU, was uns natürlich freut. Wir müssen aber auch einige Differenzierungen berücksichtigen, die die EK auch beim Namen nennt: Wirtschaftswachstum ist aufgrund des Binnenkonsums entstanden, auf der Grundlage von Lohnerhöhungen. Aber wenn das nicht durch höhere Haushaltseinnahmen ausgeglichen wird, steigt das Haushaltsdefizit. Nachdem bereits bereichsübergreifend eine 10% Lohnsteigerung im öffentlichen Dienst beschlossen wurde, könnte Rumänien schon 2016 die 3% - Defizitgrenze überschreiten. Das würde zur Eröffnung eines EU-Verfahrens führen und wenn 2017 das Defizit noch gravierender wird, müssen wir Alarm geben,” so Aurelian Dochia.

 

Auch der Präsident des Verwaltungsrates der Bukarester Börse, Lucian Anghel, glaubt, dass ein konsumgestütztes Wirtschaftswachstum nicht wünschenswert ist, weil die positiven Effekte nicht langfristig zu halten sind:  „So ein Wachstum könnte riskant sein und nach einiger Zeit zu makroökonomischen Gleichgewichtsstörungen führen. Eine solche Art Wachstum ist langfristig nicht nachhaltig. Es gibt Handelsdefizite, die dadurch entstehen, dass wir mehr von dem konsumieren, was andere produzieren. Würde sich der Verbrauch nur auf rumänische Produkte stützen, dann wäre das Wachstum in der Tat größer und auch gesünder. So könnte es uns eine Zeitlang besser gehen, aber dann kommt irgendwann auch die Rechnung für diese externen Ungleichgewichte,” sagt Lucian Anghel.

 

Auch die Weltbank sieht eine positive Wirtschaftsentwicklung für Rumänien. Der für Rumänien zuständige Chefökonom der Weltbank, Cătălin Păuna, rechnete die Daten für 2016 vor: „Wir erwarten eine Beschleunigung auf 3,9% in 2016 und 4,1% in 2017. Die Wachstumsmotoren sind klar: Privatkonsum und Privatinvestitionen. Wir haben in den ersten neun Monaten von 2015 bereits Wachstumszeichen gesehen und auch die Wiederbelebung des Kreditgeschäfts sowohl bei Privat- als auch bei betrieblichen Kunden bemerkt. Die Zahlen sehen gut aus.”

 

Die Weltbank geht davon aus, dass die Inflation bis Juni im Negativbereich bleibt, sich dann aber ins Positive verändert und 2017 bei plus 2,5% liegen wird. 


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Publicat: 2016-01-12 17:30:00
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