Elie Wiesel: Ein Leben gegen das Schweigen

elie wiesel: ein leben gegen das schweigen Am 2. Juli 2016 ist der Geschichtsforscher Elie Wiesel gestorben. Geboren wurde der Holocaust-Überlebende im nordrumänischen Sighetu Marmaţiei, 1955 ließ er sich in den USA nieder, wo er ein starkes soziales Engagement pflegte.

Elie Wiesel war einer der bedeutendsten Holocaust-Forscher der Welt. Wiesel wurde am 30. September 1928 in einer jüdischen Familie aus Rumänien geboren. Er wuchs in einem Milieu auf, in dem vier verschiedene Sprachen gesprochen wurden: Jiddisch, Deutsch, Ungarisch und Rumänisch. Im Mai 1944 wurde er von den ungarischen Behörden in Nordsiebenbürgen zusammen mit den Eltern und seinen drei Schwestern nach Auschwitz deportiert, da das Gebiet durch den sogenannten 2. Wiener Schiedsspruch vom 30. April 1940 an Ungarn abgetreten worden war. Seine Mutter und jüngere Schwester zählten zu den Opfern von Auschwitz. Elie Wiesel und sein Vater wurden anschließend nach Buchenwald geschickt, wo sein Vater einige Wochen vor der Befreiung des Konzentrationslagers (im April 1945) starb.

 

1955 ließ sich Elie Wiesel in den USA nieder. Dort pflegte er ein starkes soziales Engagement und setzte sich für die Aufarbeitung des Holocausts ein. Er hielt zahlreiche Ansprachen zum Thema Nationalsozialismus, Antisemitismus und Holocaust. Für sein Engagement wurde er mehrfach geehrt. 1986  wurde Elie Wiesel mit dem Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt, Unterdrückung und Rassismus ausgezeichnet. In seiner Rede bei der feierlichen Preisverleihung sagte er: „Schweigen ermutigt den Folterer, niemals den Gefolterten. Wenn das Leben des Menschen in Gefahr ist, dann werden die nationalen Grenzen und die persönlichen Empfindsamkeiten gegenstandslos.“ Zwischen 1978 und 1986 war er Vorsitzender der Holocaust-Kommission in den USA, 2004 Präsident der internationalen Kommission für Erforschung des Holocausts in Rumänien. Der Historiker Alexandru Florian, Leiter des Nationalen Instituts für Holocaust-Forschung hat den Nobelpreisträger im Jahr 2004 kennengelernt:

 

„Ich traf ihn, als zwischen 2003 und 2004 eine internationale Kommission einberufen wurde, um den Holocaust in Rumänien zu erforschen. Er war Vorsitzender der Kommission, ich war Mitglied. Ich hörte seine Ansprachen in Bukarest, zum Anlass der Vorlegung des Schlussberichtes vor dem damaligen Staatspräsidenten Rumäniens, Ion Iliescu. Dabei hatte ich das Privileg der Gelegenheit zu einem kurzen persönlichen Austausch mit Elie Wiesel. Erst jetzt, wo er nicht mehr da ist, fällt mir eigentlich auf, wie stark ich damals beeindruckt war: von seiner Ausgeglichenheit, seiner Wärme und Menschlichkeit. Und beeindruckt hat mich auch die Entschlossenheit, mit der er für das Gedenken an den Holocaust eintrat und sicherstellen wollte, dass mörderische Politiker wie die aus dem Zweiten Weltkrieg nirgendwo auf der Welt mehr Aussichten haben, an die Macht zu kommen.“    

 

Wiesel setzte sich nicht nur für die Aufarbeitung des Holocausts ein, sondern hielt Reden auch über den Völkermord gegen das armenische Volk von 1915, die Situation der Juden Äthiopiens, der Apartheid-Opfer in Südafrika, der Opfer des Darfur-Konfliktes, über das Massaker von Srebrenica. Am 2. Juli 2016 starb Elie Wiesel im Alter von 87 Jahren in Manhattan.


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Publicat: 2016-07-27 18:31:00
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