Rumänische Wirtschaft: stärkstes Wachstum in Europa

rumänische wirtschaft: stärkstes wachstum in europa In Rumänien ist das BIP in der ersten Hälfte dieses Jahres um 5,2% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 gestiegen.

In Rumänien ist das BIP in der ersten Hälfte dieses Jahres um 5,2% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 gestiegen, berichtete das Nationale Institut für Statistik. Das Vertrauen in die rumänische Wirtschaft sei derzeit hoch, erklärte Rumäniens Finanzministerin Anca Dragu.

 

Wir haben in der Tat ein Wachstum von 6% erreicht, das ist die höchste Quote in Europa im zweiten Jahresquartal. Das wird das Jahreswachstum über die von uns zu Jahresbeginn errechneten Werte in die Höhe treiben bzw. über die 4,2%-Prognose hinweg. Die Struktur des Wirtschaftswachstums dürfte kaum überraschend sein: Den größten Anteil daran hat der Konsum. Und das entspricht unseren Szenarien, denn es hat eine ganze Reihe von konsumfördernden Maßnahmen gegeben – die Herabsetzung der Steuern auf Konsumgüter und Lohnerhöhungen. Allerdings haben wir auch Investitionen verzeichnet, die im zweiten Quartal zugelegt haben. Im Bausektor betrug das Wachstum 9%, die Investitionen haben um 15% zugenommen, zudem gibt es um 20% mehr Großinvestitionen als im vorigen Jahr. Es stimmt jedoch auch, dass die öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur in der ersten Hälfte des Vorjahres etwas schlechter da standen. Dann möchte ich auf die direkten Fremdinvestitionen verweisen, die ebenfalls um 20% höher sind. Das ist ein wesentliches Element, es zeigt, dass das Vertrauen in die rumänische Wirtschaft doch sehr hoch ist. Die Menschen investieren nach wie vor in Rumänien, die rumänischen und ausländischen Unternehmen halten an ihren Investitionen in die rumänische Wirtschaft fest.“

 

 

Rumänien verzeichnet also erneut ein starkes Wirtschaftswachstum, wie vor Ausbruch der Finanzkrise auch. Besteht da nicht das Risiko einer Überhitzung wie vor der Krise? Finanzministerin Anca Dragu ist optimistisch.

 

„Dieses Risiko gibt es nicht, die Entwicklungen sind nicht vergleichbar. Vor der Krise gab es in Rumänien vielfache Ungleichgewichte, interne und externe Ungleichgewichte. Auf externer Ebene hatten wir eine extrem schwierige Dynamik der Exporte aufzuweisen, das hat uns am schwersten getroffen. Unser Leistungsbilanzdefizit betrug 14% des BIP. Für das laufende Jahr gehen wir von einem Leistungsdefizit von rund 2% aus. Das ist ein extrem hoher Unterschied. Das ist die Kennzahl für das externe Ungleichgewicht. Und auf interner Ebene gab es auch Ungleichgewichte. Das Haushaltsdefizit hatte sich vertieft – wir müssen aber wirklich auch heute nach wie vor vorsichtige Politik betreiben, damit der Konsum in Zukunft nicht in gleichem Ausmaß angetrieben wird, und gleichzeitig das Defizitziel beibehalten, wobei in den kommenden Jahren das Haushaltsdefizit schrittweise abgebaut werden kann.“

 

 

Finanzministerin Dragu erläuterte ferner, wie sich das Wirtschaftswachstum bis zum Jahresende entwickeln könnte.

 

„Wahrscheinlich haben wir mit den 6% den Höhepunkt erreicht. Das dritte Jahresquartal wird von der Landwirtschaft beeinflusst. Es scheint ein recht gutes Jahr zu werden, aber der Unterschied zwischen einem guten und einem herausragenden Jahr ist beachtlich. Sollte es ein herausragendes Jahr werden, können wir auch im dritten Quartal extrem gute Werte erwarten. Ich sage aber generell, dass es keinen Bezug zur Situation vor der Krise gibt. Gleichzeitig sage ich aber auch, dass wir vorsichtig agieren und uns innerhalb der aktuellen makroökonomischen Gleichgewichte bewegen müssen.“

 

 

Indes hat das Nationale Institut für Statistik den Inflationswert für den Monat August veröffentlicht: auf das ganze Jahr gerechnet ist es eine Inflationsrate von –0,2%. Wirtschaftsexperte Aurelian Dochia spricht von einer ungewöhnlichen Entwicklung für Rumänien.

 

„Die negative Inflation hat sich über einen längeren Zeitraum hinweg gezogen. Ich glaube, dass wir mehr als ein Jahr lang eine negative Inflation hatten. Es ist eine ungewöhnliche Erfahrung, allerdings wollte die Zentralbank nicht eingreifen. Andere Zentralbanken haben den Leitzins in solchen Fällen auf einen negativen Wert gesenkt. Zurzeit ist das bei mehreren Zentralbanken weltweit der Fall, die einen Leitzins unter Null festgelegt haben. Das war in Rumänien nicht der Fall, wahrscheinlich wird das auch nicht passieren – denn man erwartet für die zweite Jahreshälfte eine steigende Tendenz der Inflation. Diese Tendenz könnte auch im kommenden Jahr anhalten. Sicher hängt viel auch mit der externen Entwicklung zusammen. Die Erdölpreise sind immer noch ungewöhnlich niedrig und es gibt keine Perspektiven für eine Preiserhöhung. Und das wird sich auf Rumänien auswirken, im Sinne, dass man die Inflation unter Kontrolle halten wird. Außerdem zeichnet sich eine ausreichend gute Ernte für 2016 ab. Auch wenn die Landwirte aufgrund der Dürre hier und da Preiserhöhungen bei Getreide angekündigt haben, werden die Erhöhungen sich wahrscheinlich nicht erheblich auf die Inflationsrate auswirken. Also werden alle Faktoren eine recht niedrige Inflation zur Folge haben, die vielleicht gegen Jahresende sogar im negativen Bereich bleibt. 2017 wird man womöglich normale Ausgangsbedingungen vorfinden, mit einer positiven Inflationsrate. Es können zwischendurch aber viele andere Dinge passieren, auch auf den europäischen Finanzmärkten. Und das kann sowohl die Zentralbanken bei der Festlegung ihrer Politik als auch das Verhalten anderer Faktoren beeinflussen, was am Ende andere Preisentwicklungen verursachen kann.

 

 

Die bedeutendsten Preissenkungen im Monat August wurden bei Frischobst, Kartoffeln und anderem Gemüse verzeichnet, während Zitrusfrüchte, Eier, Tabak, Bohnen, Zucker und Schweinefleisch teurer verkauft wurden.


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Publicat: 2016-09-20 18:51:00
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