Schafzucht in Rumänien: Biobauern haben es immer schwerer

schafzucht in rumänien: biobauern haben es immer schwerer Trotz mutiger Investitionen und fleißiger Arbeit beklagen viele Farmer, dass die ökologische Schafzucht sich kaum noch lohnt. Die Gesetzeslage sei konfus, die Rumänen schätzen kaum Bioprodukte und mit den Konzernen könne man es ohnehin nicht aufnehmen.

Rumänien ist mit 9,5 Mio. Köpfen der drittgrößte Schafzüchter der Europäischen Union nach Großbritannien und Spanien, heißt es in den Angaben vom Europäischen Statistikamt Eurostat. Viehzuchtexperten meinen, dass man jährlich 4,5 Millionen Schafe exportieren kann, wenn man in Betracht zieht, dass die Rumänen generell nicht besonders viel Schafs- und Lammfleisch essen. Traditionell findet man Lammfleisch auf den Tischen der Rumänen eher an einem einzigen Tag – zu Ostern.

 

Die Schafzüchter des Verbandes EcoMioriţa in der Kommune Vurpăr (dt. Burgberg), Landkreis Sibiu (Hermannstadt), haben sich seit einigen Jahren auf die Bioschafzucht spezialisiert, um Lämmer und Milch an Fabriken zu verkaufen, die Bioprodukte herstellen. Darüber hinaus werden rund 8.000 Lämmer nach Spanien und Italien exportiert. Florin Dragomir, der Vorsitzende des Verbandes EcoMioriţa,  erläutert uns, wie Bioschafe gezüchtet werden:

 

„Wir wollten gesunde Ökoprodukte erzeugen, damit die Menschen wissen, was sie essen. In diesem Verband haben wir eine Züchtergruppe, 40 Schafzüchter mit einer Gesamtherde von 14.000 Schafen. Alles ist ökologisch anerkannt, sowohl die Tiere als auch die Wiesen. Die Tiere grasen auf ökologisch zertifizierten Böden, wo man jahrzehntelang keine chemischen Düngemittel oder Pestizide eingesetzt hat. Die Wiesen werden natürlich gedüngt und erhalten, indem man die Schafe jede drei Tage verlegt, damit sich nicht zu viel Stickstoff im Boden ansammelt. Für die Tiere bauen wir Mais, Weizen, Luzerne auf ökologischen Anbauflächen an. Der Boden wird mit Stallabfall gedüngt, das Gras mähen wir manuell oder mechanisch und das somit entstehende Heu ist natürlich. Die Tiere fressen gesund. Außerdem halten wir eine gewisse Tieranzahl pro Hektar ein, wir dürfen nicht mehr als 13 Schafe pro Hektar halten.“

 

 

Die im Ökosystem erzeugte Produktemenge ist viel kleiner, denn man setzt keine Chemikalien ein, um die Produktionen zu steigern. Von einem einzelnen Schaf erhalten wir 70 l Milch im Jahr. Die Gesamtmenge für 2016 betrug 500.000 l Milch. Florin Dragomir, der Vorsitzende des Verbandes EcoMioriţa, hofft, eine Milchfabrik zu eröffnen, um die ganze Bio-Milch zu verarbeiten. Leider ist die Mehrheit der Rumänen von Bioprodukten nicht besonders angetan angezogen und somit ist auch der Preis nicht wettbewerbsfähig. Um Bioschafe zu züchten, sind die Kosten viel höher als bei üblichen Schafen, sagt Florin Dragomir.

 

„Bei uns in Rumänien unterscheiden die Leute nicht zwischen einem Ökoprodukt und einem herkömmlichen Produkt. Wenn der Preis höher ist, dann kaufen sie es nicht. Wir hatten nie eine richtige Nachfrage nach Bioschafen, so dass kaum ein kommt, um sie alle zu kaufen und uns dabei einen besseren Preis zu bieten, weil sie ökologisch zertifiziert sind. Wir haben gelegentlich an Personen verkauft, die wissen, wie wir sie in der Gegend von Sibiu züchten. Z.B. war ein Italiener bei uns, der uns sagte, er werde alle Lämmer kaufen. Solchen Kunden verkaufen wir die Mehrheit der Lämmer – seit einigen Jahren schon. Er weiß, dass wir gute Ware haben, aber er sucht nicht unbedingt Bioschafe, denn er bietet uns denselben Preis.“

 

 

Daniela Demian lebt im Landkreis Bihor und beschäftigt sich seit vielen Jahren gemeinsam mit ihrem Ehemann mit der Schafzucht. Die Geschäfte liefen gut, aber seit einigen Jahren sind bei der Mehrheit der rumänischen Schafzuchtfarmen Probleme aufgetreten.

 

Wir haben von Anfang an in die Grundstücke investiert, wir haben Wiesen und landwirtschaftliche Flächen zu der Zeit erworben, als kein anderer das tat, um uns eine Basis für die Fütterung zu bilden. Jetzt haben wir eine Farm in einer ehemaligen Kolchose. Wir hatten rund 1.500 Schafe, aber in den letzten zwei Jahren sind wir auf 600 Schafe gekommen und wir beabsichtigen, mit der Schafzucht aufzuhören. Seit 3-4 Jahren müssen wir Geld aus der eigenen Tasche ausgeben, um die Aufwendungen der Farm zu decken. Die kleinen Farmer spüren bereits, dass sie aus vielen Gründen nicht mehr aus der Schafzucht leben können. Das erste Problem war, als man das Lebensmittelembargo gegen die Ex-Sowjetländer eingeführt hat. Da begann alles. Es wurden eine Menge sehr billiger Produkte eingeführt und der Verbraucher kauft das, was sehr billig ist. Unsere Verkäufe gingen auch stark zurück. Die Nachfrage nach Lammfleisch, einschließlich auf dem rumänischen Markt, ist nicht sehr ermutigend. In erster Linie wegen der Gesetzgebung. Die Menschen haben keinen Ort, wo sie sie die Lämmer schlachten können. Dann ist auch die Gesetzgebung zum Verkauf der Molkereiprodukte auf dem Markt auch nicht so, wie sie sein müsste. Alles, was man auf den Märkten verkauft, ist im Sinne der sanitär-veterinären Gesetzgebung illegal. Die Verkäufer müssen jede Menge Zulassungen haben. Die Situation ist also sehr kompliziert. Es lohnt sich also nicht, dass ein Farmer sich damit beschäftigt, die Kosten sind sehr hoch. Dann ist der Lammpreis sehr niedrig geworden. Früher konnte man ein Schaf, das man melken konnte, für 4-5 Hundert Lei verkaufen (rund 100 Euro). Nun verkauft man ein Schaf nicht einmal für 100 Lei (unter 25 Euro). Ohne eine Gesetzgebung zum Schutz des rumänischen Marktes und des rumänischen Herstellers kann man sich nicht durchsetzen. Man kann es einfach nicht. All unsere Molkereien wurden von multinationalen Unternehmen gekauft, sie allein wissen, was sie verkaufen.“

 

 

Daniela Demian hat Mastlämmer der Ţurcană-Rasse nach Belgien exportiert und dafür einen besseren Preis erhalten, weil es sich um eine traditionelle Sorte handelt. Zurzeit exportiert sie in die Balkanländer Bosnien, Kroatien, Griechenland und in die arabischen Länder. Außerdem wird die Wiederaufnahme der Exporte nach Israel erwartet. Für dieses Jahr betragen die Preise bei Lammfleisch auf dem rumänischen Markt zwischen 8 und 10 Lei (ungefähr 2 Euro) für das lebende Tier und rund 18 Lei (ungefähr 4 Euro) für das geschlachtete Tier.

 

Um sich den Marktanforderungen anzupassen, kommen die Schafzüchter in verschiedenen Gegenden Rumäniens mit einer Neuheit auf den Markt: Lämmer, die durch die Kreuzung von einheimischen Sorten mit Sorten aus Frankreich und Deutschland gezeugt werden. Somit hat man doppelt schwere Lämmer im Vergleich zum einheimischen Merino erhalten. Außerdem hat das Fleisch einen besonderen Geschmack, es ist viel zarter und hat einen niedrigen Cholesteringehalt.


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Publicat: 2017-04-04 19:12:00
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