Rumänien ist abhängig von Lebensmitteleinfuhren

rumänien ist abhängig von lebensmitteleinfuhren Selbst in guten Landwirtschaftsjahren muss Rumänien stark auf Importe zurückgreifen, um den Lebensmittelbedarf zu decken.

2016 führte Rumänien Lebensmittel für sechs Milliarden Euro ein; das Handelsdefizit der Branche lag bei über 500 Millionen Euro und somit fast sechs mal höher als 2015. Die EU ist der größte Handelspartner Rumäniens in der Agrar- und Lebensmittelbranche – mehr als 83 % der Einfuhren kommen vom Binnenmarkt. Insgesamt wurden 63.500 Tonnen Käse und 190.700 Tonnen Milch und Rahm importiert, 26 Prozent mehr als 2015. Auch Weizen wurde mehr importiert – dabei wurden bestimmte Mengen allerdings wieder exportiert, so die Statistik. Warum es zu dieser Situation kommt, weiß Stefan Pădure, Präsident des Vereins zur Förderung rumänischer Lebensmittel: 

 

„Die Mehrwertsteuer auf Lebensmittelgeschäfte ist herabgesetzt worden - das ist eine Steuer, die direkt beim Endabnehmer anfällt. Rumänien produziert aber selbst wenig Produkte mit hohem Mehrwert und exportiert dementsprechend auch weniger solche Produkte.“ Der Konsument, so Stefan Pădure, profitierte von der Steuerentlastung dahingehend, dass die Supermärkte ihre Produkte verbilligten und so mehr ausländische Erzeugnisse einführten. Während Rumänien mehr subventionierte primäre Agrarerzeugnisse exportiert, zum Beispiel Weizen oder Mais, importiert das Land veredelte Produkte, beklagt der Experte. Eine Schieflage sei auch in der Fleischindustrie zu bemerken, wo Rumänien mittlerweile selbst die Schweine importiert, nicht nur die verarbeitenden Fleischprodukte. Und weil es bei der Abrufung von EU-Fördermitteln keine klaren Entwicklungsziele gab, konnte auch keine gezielte Politik verfolgt werden, sagt Stefan Pădure.

 

Sein Beispiel aus der Fleischindustrie kann bestätigt werden. Der Verbrauch von Schweinefleisch aus dem Import lag bei 200 Tausend Tonnen oder 350 Millionen Euro. Seit Jahren gibt es große Schwierigkeiten in der Branche, was dazu geführt hat, dass viele Züchter sich auf das kostengünstigere Mastgeschäft verlegt haben. Obwohl Zuchtfarmen in Rumänien am Verschwinden sind, gibt es hier 4,2 Millionen Schweine – damit liegt Rumänien auf Platz neun in der EU hinter Deutschland, Spanien, Frankreich, Dänemark, den Niederlanden, Polen, Italien und Belgien. Ioan Ladoşi, Präsident des Verbands der Schweinefleischproduzenten, berichtet über die Probleme der Branche:  

 

„Die Industrie hat in den letzten Jahren eine schwere Zeit durchgemacht. Seit mehr als zehn Jahren durfte Rumänien aufgrund von Schweinepest kein Schweinefleisch exportieren. In dieser langen Zeit wurden Märkte und Verbindungen verloren und ein Neuanfang auf einem immer mehr von Wettbewerb und Globalisierung geprägten Markt ist sehr schwer“, meint der Branchenvertreter. Um zu bestehen, sind starke Strukturen und Fähigkeiten erforderlich, sagt er. Seit acht Jahren besteht der Verband darauf, dass mehr Tiere für die Reproduktion notwendig sind und Zuchtbetriebe gegründet werden müssen. Doch die Kosten eines solchen Unternehmens sind zehn Mal höher als die eines Mastbetriebs. Und überall in Europa sterben kleine Betriebe aus und es findet ein umfassender Konsolidierungsprozess statt, sagt Ladoşi. Ihm zufolge sollte man sich nicht wundern, dass Spanien die Fleischproduktion in Rumänien vorantreibt.

 

Doch die Situation könnte sich verbessern. Zwischen 2017-2020 will der Staat in Rumänien ein Förderprogramm umsetzen. Allein in diesem Jahr sind 86 Millionen Euro dafür vorgesehen. Neulich wurde Rumänien wieder auf die Liste der Länder gestellt, in denen es keine Schweinepest mehr gibt, und Abnehmer aus Japan, den USA, Kanada oder Mexiko haben bereits Interesse angemeldet, Schweinefleisch aus Rumänien zu importieren.

 

Einschalten will sich die Staat auch in das Geschäft mit Schaffleisch. Rumänische Schafzüchter exportieren seit langer Zeit in arabische Länder, stehen aber zunehmend unter Druck, weil sich Mittlerfirmen in das Geschäft drängen. Zwischen dem Züchter und dem Endabnehmer können sich bis zu drei Akteure dazwischenschalten und das Landwirtschaftsministerium in Bukarest will nun dafür sorgen, dass sich die Geschäfte direkter abwickeln. So könnten die Länder am Persischen Golf die Schafe entweder in Rumänien übernehmen, oder vor Ort Schlachthäuser einrichten und die Enderzeugnisse exportieren.

 

Die Schafzüchter beschweren sich auch, dass sie ihre Wolle nicht mehr verwerten können, nachdem die rumänischen Fabriken, die Wollstoffe oder Wollteppiche produzierten, geschlossen haben. Deshalb verbrennen oder vergraben die Züchter die Wolle. Jetzt will das Agrarministerium eingreifen und pro Kg etwa 20 Cent bezahlen – aber nicht mehr als 15.000 Euro über drei Jahre.


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Publicat: 2017-08-29 17:30:00
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