Zinsen steigen – trotz ungebrochenem Wirtschaftswachstum

zinsen steigen – trotz ungebrochenem wirtschaftswachstum In Rumänien sind die Kredite in Landeswährung teurer geworden – der Index, nach dem die Zinsen meistens berechnet werden, stieg zuletzt schneller.

Wenn Banken sich untereinander Geld leihen, verlangen sie dafür einen bestimmten Zins. Auf dem europäischen Markt wird aus dem Durchschnitt dieser Zinsen der EURIBOR-Index berechnet. In Rumänien gibt es das nationale Pendant, den ROBOR. In den letzten Wochen hat er ein Niveau erreicht, das es so hoch seit Ende 2014 nicht mehr gab. Weil dieser Index in die Zinsberechnung für Kredite einfließt, mussten Kreditkunden zuletzt etwas tiefer in die Tasche greifen. Das führte zu Nervosität – und brachte Zentralbankchef Mugur Isărescu in Erklärungsnot. „Was diesmal eingetreten ist, wird sie wundern: Es wurden mehr Steuern eingenommen, als eigentlich erwartet war“, begann der Notenbankchef seine Erläuterungen. Im Endeffekt läuft das darauf aus, dass diese Steuern gegen Mitte des Monat aus den Konten der Menschen und Unternehmen bezahlt werden und so den Banken Liquidität entzogen wird. Der Staat bezahlt dann Anfang nächsten Monats zwar Renten und Löhne, wobei der Liquiditätszustand wieder auf ebenen Kiel gebracht wird – aber der kurzfristige Engpass musste überbrückt werden, und das wirkte sich auf die Nachfrage auf dem internen Bankenmarkt aus.

 

Aus diesem Grund griff die Zentralbank auf den Markt ein, sagt Sprecher Dan Suciu: „Wir haben uns entschieden, Liquidität auf den Markt zu bringen, also den Banken auf der Basis von Bürgschaften Geld zu leihen. Es sind kurzfristige Kredite, um die Engpässe zu überbrücken“, so Zentralbanksprecher Dan Suciu. Insgesamt geht es dabei um 9 Milliarden Lei, also fast 2 Milliarden Euro. Mit diesem Geld können die Banken solche kurzfristige Zinsrucke vermeiden. Doch nach Ansicht von Suciu hatten sich sowohl die Zentralbank als auch die Geschäftsbanken auf höhere Zinsen eingestellt, da dies ein globaler Trend sei, der mit internen Tendenzen im Zusammenhang mit der langsam wieder steigenden Inflation zu tun haben. Allerdings sei es tatsächlich so gewesen, dass die Geschwindigkeit, mit der sich die neuen Entwicklungen auf den Zinsindex auswirkten, höher war als ursprünglich erwartet – daher auch dieser Überbrückungskredit für die Bankindustrie. Über die Zukunft und wie es weitergeht, müsste man den Menschen reinen Wein einschenken, glaubt der Sprecher der Zentralbank: „Auch der Zentralbankchef sagte, dass wir den Menschen keine Illusionen verkaufen sollten und nicht sagen können, dass der Zins auf unter ein Prozent sein wird, so wie er im Sommer und über das ganze letzte Jahr war. Das war ein Rekord, eine besondere und für Märkte außerordentliche Zeit“, meint Sprecher Dan Suciu.

 

Ihm zufolge sollte man sich nicht erst jetzt gefragt haben, was mit den Zinsen los ist – man hätte sich wundern müssen, wieso er so lange Zeit auf derart niedrigem Niveau bleibt. Es gelte zu verstehen, sagt Dan Suciu, dass Kurse und Zinsen Variablen sind, die aufgrund der Marktentwicklung schwanken. Und der Markt sei ein Kontext, den jeder auslegt wie er kann – so schwer sei der Marktkontext auch nicht zu interpretieren, so der Sprecher sibyllinisch. Doch er selbst zeigt auf, wo die Probleme liegen – vor allem in der Natur des Wirtschaftswachstums, das fast alleinig auf Konsum basiert. Und das führt zu Inflationsdruck. So hat die Zentralbank zwar eine Inflationsprognose von 1,9% genannt, doch bei der Herbstprognose würden auch alle Teuerungen der letzten Zeit einfließen, so Dan Suciu. Im Oktober wurden Benzin und Diesel teurer, ab November wird Erdgas teurer. Selbst bei starkem Wirtschaftswachstum ist für Kreditnehmer deshalb wenig Grund für Optimismus.


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Publicat: 2017-10-10 17:38:00
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