Impfpflicht in Rumänien: pro und kontra

impfpflicht in rumänien: pro und kontra Nach der anhaltenden Masernepidemie ist ein neues Impfgesetz vom Senat angenommen worden und wird zurzeit in der Abgeordnetenkammer unter die Lupe genommen.

Mehr als 10.000 Masernerkrankungen und 36 Todesfälle infolge dieser hochansteckenden Krankheit in Rumänien – so lautet die offizielle Statistik der Masernepidemie vom letzten Jahr – und die Epidemie geht auch dieses Jahr weiter. Parallel zur Epidemie gab es in Rumänien heftige Debatten über die Impfpflicht gegen Masern und andere ansteckende Krankheiten. Vor ungefähr 4 Jahren wurde ein Gesetzesprojekt über die Impfpflicht in Rumänien vorgeschlagen. Von den 10.000 Masernerkrankungen vom letzten Jahr waren 9.668 Erkrankte nicht gegen Masern geimpft worden, und das sorgte für noch heftigere Polemiken. Auf der Seite der Impfungsbefürworter stehen die Ärzte und die Vertreter des Gesundheitssystems; auf der Seite der Impfungsgegner befinden sich mehrere Vertreter der Zivilgesellschaft und der Eltern, die die Impfung als gefährlich für ihre Kinder betrachten. Es wäre aber womöglich nie die Rede von einer Impfpflicht gewesen, wenn es in Rumänien ausreichende Impfdosen gegen die wichtigsten Ansteckungskrankheiten gegeben hätte. Dazu die Ärztin Sandra Alexiu, Vizepräsidentin der Nationalen Gesellschaft für Familienmedizin:

 

„Im Vergleich zu anderen Impfstoffen, die wir eine Zeit lang nicht hatten, hat es in Rumänien an Impfstoff gegen Masern (eigentlich eine Impfstoffkombination gegen Masern, Röteln und Mumps) nie gefehlt. Aus unseren Daten ergibt sich logischerweise, dass die Masernepidemie doch mit der Ablehnung der Impfung in Verbindung steht. Sehr viele Eltern und Patienten im allgemeinen haben kein Vertrauen in das rumänische Gesundheitssystem. Das Gesundheitssystem hat sehr oft schlecht funktioniert und steckt zur Zeit in einer Krise. Das Fehlen vieler Impfstoffe gegen andere Ansteckungskrankheiten hat auch dazu geführt, dass die Rumänen dem System gegenüber misstrauisch wurden. Dieses Misstrauen wird auch durch die internationalen Kampagnen gegen Impfung verstärkt.“

 

 

Auf der anderen Seite der Barrikade bestehen die Impfgegner auf ihre Entscheidungsfreiheit. Diese Position vertritt auch der Verband Lion Mentor; dazu die Verbandspräsidentin Irina Thiery:

 

„Der Verband Lion Mentor ist nicht gegen Impfung. Wir leben in einem Rechtsstaat, und es bleibt jedem freigestellt, ob er sich und seine Kinder impfen lässt oder nicht. Wir respektieren die Bürger, die sich den Risiken einer Impfung stellen, aber wir erklären uns entschlossen gegen die Impfpflicht. Die Impfung gehört zur medizinischen Prävention, sie ist keine Therapie und sollte erst nach einer genauen medizinischen Untersuchung vorgenommen werden. Um die Risiken zu minimieren, sollte die Untersuchung auch Gentests, Allergietests, neurologische und immunologische Tests einschließen. Nur mit solchen genauen Tests könnten eventuelle schädliche Folgen von Impfungen vermieden werden, wie zum Beispiel Allergien, Lähmungen, Epilepsiekrisen oder plötzlicher Tod.“

 

 

Die Nebenwirkungen der Impfungen werden in der Packungsbeilage beschrieben; ferner sind diese Nebenwirkungen von Patient zu Patient unterschiedlich, präzisiert die Ärztin Sandra Alexiu:

 

„Die meisten Nebenwirkungen sind leichte Reaktionen zum Impfstoff und werden bei den meisten Kindern und Erwachsenen festgestellt: Rötung und Schwellung der Haut an der Spritzstelle, leichtes Fieber oder lokale Eruptionen. Diese werden in der Packungsbeilage erwähnt und kommen mit einer Häufigkeit von 1 zu 10 vor. Es gibt auch wichtigere Nebenwirkungen, mit einer Häufigkeitsrate von 1 zu 100.000. Wir müssen aber die Bedeutung der Impfung nicht vergessen; die Impfung ermöglicht die Vorbeugung schwerer Krankheiten, die nicht behandelt werden können. 1 von 1000 nicht geimpften Kindern könnte in Verbindung mit Masern subakute sklerosierende Panenzephalitis bekommen oder infolge der Krankheit sterben. Bei geimpften Kindern gibt es ein vermindertes Risiko, und zwar von 1 zu 1.000.000, durch die Impfung gegen Masern Panenzephalitis zu bekommen, und es gab keine von der Impfung verusachten Todesfälle. Wir haben aber in Rumänien ein Problem mit der Meldung der Nebenwirkungen der Impfung. In den letzten Jahren gab es in drei Landkreisen überhaupt keine Meldungen über Nebenwirkungen nach der Impfung, was mit Sicherheit nicht der Realität entspricht. Ferner kommt die Masernerkrankung als assoziierte Erkrankung zusätzlich zu vorher existierenden Leiden. Nur 10 der 36 an Masern erkrankten Patienten starben direkt an Masern. Die anderen 26 hatten bereits andere Krankheiten und die Masernerkrankung verschlechterte ihren Zustand.“

 

 

Wir fragten auch einige Eltern, wie sie über die Impfpflicht denken:

 

„Ich bin für die Impfung, aber wenn andere Eltern dagegen sind, können sie tun, was sie wollen. Jeder hat das Recht, sein Kind so groß zu ziehen, wie er es für richtig hält. Wenn ich von den Vorteilen der Impfung nicht überzeugt wäre und ein ganzes Land mir sagen würde, dass es doch gut sei, würde ich doch nach meinem eigenen Willen entscheiden.“

 

„Ich bin die Mutter einer achtjährigen Tochter und ich habe sie mit allen empfohlenen Impfstoffen impfen lassen. Ich respektiere die Meinung der Eltern, die ihre Kinder nicht impfen wollen, aber ich kann damit nicht einverstanden sein, da die Ärzte die Impfung empfehlen.“


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Publicat: 2018-01-24 17:30:00
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