Hörerpostsendung 4.3.2018

hörerpostsendung 4.3.2018 Heute mit Hinweisen zum Schwerpunktland Rumänien auf der Leipziger Buchmesse 2018 sowie mit Zuschriften von unseren Hörern Fritz Andorf und Dieter Feltes.

Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!

 

Heute möchte ich mit gleich mehreren Kulturtipps beginnen:  

 

Rumänien wird in der Zeit 15.–18. März 2018 Schwerpunktland auf der Leipziger Buchmesse sein. Unter dem Motto „Romania. Zoom in“ finden beim rumänischen Stand und an anderen Standorten der Messe sowie außerhalb des Messegeländes und in Leipzig über 50 Veranstaltungen statt, die sich die Förderung zeitgenössischer rumänischer Autorinnen und Autoren auf die Fahne geschrieben haben. Das Programmkonzept ist dem rumänischen Ministerium für Kultur und nationale Identität in Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Kulturinstitut (ICR) in Deutschland, der rumänischen Botschaft in Deutschland, dem Übersetzungsförderungs-Programm der „S. Fischer“-Stiftung und der Buchmesse Leipzig zu verdanken.

 

Bis zu Beginn der Buchmesse 2018 werden über 40 Übersetzungen aus der rumänischen Literatur erscheinen. Mit den Veranstaltungen während der Messe sollen diese Neuerscheinungen promotet werden, die überwiegend vom Nationalen Buchzentrum im Rahmen des Rumänischen Kulturinstituts gefördert wurden.

 

Mehr Info sowie den genauen Veranstaltungskalender finden Sie auf der Webseite https://zoom-in-romania.ro/, die selbstverständlich auch in deutscher Sprache aufgerufen werden kann.

 

Im Auftrag des rumänischen Kulturministeriums werden Kollege Alex Sterescu und ich als Dolmetscher bei einigen Podiumsdiskussionen zum Einsatz kommen. Wer also in Leipzig und Umgebung zu Hause ist oder eine Reise zur Buchmesse nicht scheut, wird gerne am rumänischen Stand in der Halle 4, Bereich E501 erwartet; Alex und ich werden die meiste Zeit dort sein und laden Sie gerne auf einen Kaffeeplausch ein, sofern wir nicht gerade zu tun haben.

 

Und es kommt noch besser: Bereits im Vorfeld der Buchmesse gibt es eine Reihe von Kulturveranstaltungen mit Rumänien als Schwerpunkt. Vom 26.02. bis zum 13.03.2018 werden in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut und dem Netzwerk Traduki in Leipzig zehn herausragende rumänische Filme gezeigt: alle im UT Connewitz, Wolfgang-Heinze-Straße 12A. Das Beste dabei: Der Eintritt ist frei. Einige der Filmregisseure sind vor Ort und stehen im Anschluss an die Filmvorführungen für Gespräche zur Verfügung.

 

Und noch eine interessante Veranstaltung möchte ich Ihnen anlässlich der Leipziger Buchmesse empfehlen: Dienstag, 6. März um 17 Uhr, wird die Ausstellung „Leipzig – Bukarest – Leipziger Straße: eine europäische Geschichte“ eröffnet. Die Eröffnung findet in der Unteren Wandelhalle im Neuen Rathaus Leipzig statt, Martin-Luther-Ring 4–6.

 

Die Ausstellung über die Leipziger Straße in Bukarest, die wichtigste Straße in der Altstadt der Hauptstadt von Rumänien, dokumentiert die über 400 Jahre zurückgehende bewegte Geschichte zweier Städte, die insbesondere durch den Handel verbunden waren. Aus Leipzig und dem deutschen Raum führten viele Handelswege für Kaufleute und Gewerbetreibende über Bukarest nach Südosteuropa. Die damaligen rumänischen Fürstentümer waren außerdem Ziel- und Zukunftsort für zahlreiche deutsche Auswanderer im 19. Jahrhundert.

 

Die Geschichte der Leipziger Straße in Bukarest wird nun in einer Ausstellung vorgestellt, die von dem Stadtgeschichtlichen Museum Bukarest kuratiert und durch die Unterstützung des Rumänischen Honorarkonsulats in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig realisiert wurde.

 

Die Ausstellung ist vom 6. bis 15. März 2018 in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses und vom 12. April bis 6. Mai 2018 in den Promenaden Hauptbahnhof Leipzig zu sehen. Der Eintritt ist frei.

 

 

Und jetzt zu Hörerzuschriften. Von Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) erhielten wir unlängst eine E-Mail:

 

Liebes RRI-Team,

 

zunächst möchte ich mich bei Ihnen, lieber Sorin, für die ausführliche Beantwortung meiner letzten Zuschrift im Funkbriefkasten am 28.01. ganz herzlich bedanken. Darin ging es unter anderem um meine Kritik an dem Sonntagsprogramm (Splitting der „Sonntagsstraße“ und Jazzmusik). Ja, Sie haben natürlich vollkommen recht: Die Geschmäcker sind verschieden, und man kann es nicht jedem recht machen. Und das Programm soll ja auch nicht zu wortlastig sein. Dennoch vermisse ich die Hälfte der „Sonntagsstraße“.

 

Dazu hätte ich einen Vorschlag: Man könnte in die „Sonntagsstraße“ immer einen Ausschnitt aus einer der zahlreichen Musikrubriken der Woche einflechten. Damit wäre die Musik vielseitiger und würde sich nicht mehr auf die eintönige Jazzmusik beschränken, und das Programm wäre gleichwohl nicht so wortlastig.

 

Heute habe ich ausnahmsweise einmal das Samstagsprogramm eingeschaltet, in dem man ja im „Wochenrückblick“ sehr gut über die Ereignisse der vorausgegangenen Woche informiert wird. Interessant war auch die Kulturchronik, auch wenn ich es bei der Beschreibung der Performances im Museum für Gegenwartskunst noch etwas konkreter gehabt hätte, also mit mehr Beispielen.

 

Hochinteressant fand ich auch die Ausführungen über die Bansky-Familie und ihre Residenzen. Darüber könnte man ja mehrere Folgen der Rubrik „Radio Tour“ gestalten. Natürlich würde ich auch gerne etwas mehr zur Geschichte und Bedeutung dieser Adelsfamilie für Rumänien hören. Wurden die Banskys von den Kommunisten enteignet, haben sie einige ihrer Besitztümer zurück erhalten und was ist aus ihnen geworden? Leben sie heute wieder in Rumänien?

 

Unterhaltsam war die rumänische Hitparade, auch wenn die Erläuterungen zu den Interpreten und dem Inhalt der Songs etwas sparsam ausfielen.

 

Etwas kurz und zu kompliziert wurde auch der Prozess der Entstalinisierung in Rumänien nach Stalins Tod geschildert. Das kann aber auch daran liegen, dass man die genannten Politiker und deren Rolle in der Partei nicht kennt.

 

Pessimistisch, was die Wirtschaftslage Rumäniens angeht, war das abschließende Wirtschaftsmagazin. Aber immerhin wurde nichts beschönigt. Dass die Lage in den Regionen Rumäniens sehr unterschiedlich ist, kann ich verstehen. Der Osten scheint wohl besonders benachteiligt zu sein, während im Banat und in Siebenbürgen Fortschritte zu verzeichnen sind.

 

 

Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Andorf. In der Tat ist der Beitrag über die Entstalinisierung nach Stalins Tod nicht leicht nachzuvollziehen, wenn man die Protagonisten und ihre Rolle in der Geschichte des Landes nicht versteht. Etwas vereinfachend dargestellt ging es um folgende Umstände: Gheorghe Gheorghiu-Dej, der Vorgänger Ceauşescus, war im Grunde ein stalinistischer Hardliner. So hat er auch das Vertrauen der Sowjets gewonnen, die 1958 ihre Truppen aus Rumänien zurückzogen. Nach seinem Tod begann ein Machtkampf um die Nachfolge im Amt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei. In Moskau wehte mit Nikita Chruschtschow schon seit Jahren der Wind der Reformen, also pushten ältere Parteigenossen in Bukarest den damals jungen Ceauşescu in den Vordergrund. Ob er tatsächlich als Hoffnungsträger galt oder ob die Drahtzieher dachten, dass sie ihn als Strohmann manipulieren könnten, lässt sich heute nicht genau sagen, vermutlich war es eine Mischung aus beidem. Auf jeden Fall waren die ersten Jahre der Ceauşescu-Ära von einer tatsächlichen Öffnung und Auflockerung der Diktatur geprägt. Seine relativ liberale Einstellung und die antisowjetische Gesinnung Ceauşescus – er verurteilte z.B. die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 – brachte ihm die Sympathie des Westens ein, was er später ausnutzte, um im Land einen neostalinistischen Kurs und den Personenkult einzuführen.

 

Was die ungarische Adelsfamilie siebenbürgischer Herkunft anbelangt, so heißt sie nicht Bansky, sondern Bánffy. Bekannt ist in Rumänien ihre ehemalige Residenz in Bonţida (ung. Bonchida, dt. Bonisbruck) im Landkreis Klausenburg in Westsiebenbürgen. Bekannt auch als das Versailles Siebenbürgens ist das Schloss bauhistorisch eine Mischung aus Renaissance, Barock und Neoklassik. Seit 1387 befand sich das Schloss im Besitz der Bánffys. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss als Feldlazarett genutzt, 1944 wurde es von deutschen Truppen auf ihrem Rückzug ausgeraubt und in Brand gesteckt. So wurden das gesamte Mobiliar, eine berühmte Porträtgalerie und die Bibliothek zerstört. Eigentümer des Schlosses war damals der Graf Miklós Bánffy, der 1943 in Bukarest versucht hatte, die rumänischen und ungarischen Bestrebungen zusammenzubringen, die Achsenmächte zu verlassen. Historiker vermuten, die Zerstörungsaktion der deutschen Truppen sei eine aus Berlin angeordnete Vergeltungsmaßnahme gewesen. Bei der Eroberung Ungarns durch die sowjetischen Truppen 1944 flohen seine Frau und Tochter nach Budapest, während Bánffy auf seinem Besitz in Siebenbürgen blieb. Er wurde dort enteignet und konnte 1949 nach Ungarn emigrieren.

 

Nach dem Krieg wurde im kommunistischen Rumänien eine LPG im Schloss eingerichtet. Das Schloss wurde jahrzehntelang unsachgemäß behandelt und dem Verfall preisgegeben. Das Kunstmuseum im nahe gelegenen Klausenburg schaffte es in den 1960er Jahren, zumindest die Statuen aus dem ehemaligen Barock-Park zu retten und im Museum unterzubringen, wo sie heute noch zu sehen sind. Der Denkmalschutz hat damals sogar eine Restaurierung versucht, die Behörden haben allerdings die beantragten Zuwendungen abgelehnt.

 

Nach der Wende wurde das Schloss den Bánffys zurückerstattet, heutige Besitzerin ist die Gräfin Katalin Bánffy, Tochter des Miklós Bánffy, die in Marokko lebt. 2008 hat sie eine 49-jährige Konzession mit der Stiftung Transylvania Trust abgeschlossen, dafür soll die Stiftung das Schloss sanieren und anschließend dort ein Kulturzentrum betreiben. Doch auch noch im Ruinenzustand zieht das Schloss zahlreiche Besucher an, u.a. weil dort alljährlich ein Festival für elektronische Musik unter dem Namen Electric Castle veranstaltet wird.

 

Ich hoffe damit, Ihre Fragen zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Andorf.

 

 

Zeit noch für eine kurze Zuschrift. Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Oberpfalz) meldete sich unlängst ebenfalls per E-Mail:

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Vielen Dank für die ausführlichen Neuigkeiten aus Ihrem Land.

 

Der Empfang Ihrer Sendungen ist bei mir immer gut. Gerne höre ich die Frühsendung, auch wenn sie vom Vortag ist.

 

Auch bei Ihnen ist die Grippe auf dem Vormarsch. Die Wartezimmer bei unseren Ärzten sind mit Grippepatienten überfüllt. Ich habe mich mit meiner Frau schon vor Wochen impfen lassen, zumal im gewissen Alter die Anfälligkeit hoch ist. Mittlerweile bin ich 70 und gehe stark auf die 71 zu.

 

Ich wünsche Ihnen alles Gute und verbleibe mit den besten Grüßen

 

Ihr Hörer

Dieter Feltes

 

 

Lieber Herr Feltes, vielen Dank für Ihre Zeilen, auch Ihnen die besten Grüße aus Bukarest, viel Gesundheit und mögen Sie noch lange unsere Programme hören!

 

Damit Zeit für die Postliste: Den Briefestapel von vergangener Woche knüpfe ich mir kommende Woche vor, da es im Vorfeld der Leipziger Messe viel zu tun für mich gab und ich noch nicht dazu kam.

 

E-Mails erhielten wir bis einschließlich Freitagabend von Ratan Kumar Paul (Indien), Dmitrij Kutusow (RU) sowie von Dieter Feltes, Petra Kugler, Willi Seiser, Andreas Mücklich, Rudolf Stöger und Alexandru Bușneag (D).

 

 

Audiobeitrag hören:

 

 


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Publicat: 2018-03-04 17:30:00
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