Hermannstadt im Winter: Der wohl schönste Weihnachtsmarkt Rumäniens

hermannstadt im winter: der wohl schönste weihnachtsmarkt rumäniens Sibiu/Hermannstadt befindet sich im Zentrum von Rumänien in Siebenbürgen und ist eine echte Quelle der Kultur und Zivilisation. Aber auch ein Zentrum der Unterhaltung.

Anca Niţoi ist Archäologin im Nationalen Brukenthal-Museum und Spezialistin für Mittelalter und mittelalterliche Waffen, mit einer Ausführung zur Geschichte der Stadt.

 

„Hermannstadt wird erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Im Jahr 1191, als Papst Coelestin II. Sibiu den Titel einer sog. Propstei verlieh und damit die kirchliche Autorität dieser Stadt über die umliegenden Ländereien anerkannte. Die sächsische Kolonisation durch den ungarischen König Géza II. im 12. Jahrhundert erstreckte sich über mehrere Zeitabschnitte und umfasste das gesamte südliche Siebenbürgen. In diesem Zusammenhang entstehen zwei sehr wichtige Städte: Hermannstadt (Sibiu) und Kronstadt (Braşov). Sibiu wuchs schneller und hatte im Mittelalter eine viel größere administrative Bedeutung. Sibiu wurde zum kirchlichen Zentrum, in dem sich die wichtigsten Zünfte der Handwerker befanden. Und im 15. Jahrhundert entsteht die sächsische Universität in Sibiu. Hier festigt sich also ein Pol für die Entwicklung Siebenbürgens vom Mittelalter bis heute. Als Beweis dafür war Sibiu 2007 die Kulturhauptstadt Europas und krönte so seine historische Bedeutung.“

 

 

In Hermannstadt befindet sich auch das erste Kunstmuseum in Rumänien, das ab 1817 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Das zwischen 1778 und 1788 im Barockstil errichtete Schloss war die offizielle Residenz von Baron Samuel von Brukenthal. Dieser war der einzige Exponent der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft, dem im Rahmen des von Kaiserin Maria Theresia geführten österreichischen Staates wichtige öffentliche Funktionen verliehen wurden. Die Zeit, die Samuel von Brukenthal in Wien verbrachte, stimmt  mit der Zeit überein, in der seine 1773 im Almanach de Vienne erwähnte Gemäldesammlung entsteht. Das war eine der wertvollsten Privatsammlungen, die im Wiener Kulturumfeld der damaligen Zeit bewundert werden konnte. Dr. Alexandru Sonoc ist der Leiter der Brukenthaler Kunstmuseumsektion und unser heutiger Führer.

 

„Derzeit wird das Museum von einem Rat geleitet, der sich zur Hälfte aus Staatsvertretern zusammensetzt und zur Hälfte aus von der evangelischen Gemeinde in Hermannstadt bestimmten Mitgliedern. Es ist ein einzigartiges Experiment dieser Art in Rumänien. Die zur evangelischen Kirche gehörenden Sammlungen sind zurückzugeben, werden jedoch in Form eines unentgeltlichen Leihvertrags angeboten und vom Museum verwaltet, die Öffentlichkeit kann sie gemäß dem Wunsch des Barons besichtigen. Im Zusammenhang mit der Aufklärung erkannte der Baron, dass seine Sammlungen der Entwicklung von Wissenschaft, Kultur und Kunst in Siebenbürgen dienen könnten, und er wollte, dass sie an bestimmten Tagen in der Woche für Besucher zugänglich sind. Zu diesem Zweck gründete er auch eine Stiftung und zwang die Kirche und ihre Erben, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

 

 

Das Wappen der Stadt Sibiu ist überall auf den Gebäuden, auf ihren Buntglasfenstern oder auf den Brücken zu finden. Die Gebäude am Kleinen Ring beherbergten die Handwerkshäuser. Hier stechen die Loggien der Häuser hervor und die augenförmigen Öffnungen in den Dachgiebeln, die „Augen der Stadt“, über die laut Legenden berichtet wird, dass sie den Ort bei Nacht überwacht haben. Anca Niţoi, Archäologin im Nationalen Brukenthal-Museum, Spezialistin für das Mittelalter und mittelalterliche Waffen, über die kulturelle Agenda unseres Reiseziels.

 

„Sibiu ist die Hauptstadt des Theaters in Osteuropa. Das Internationale Theaterfestival ist mit seiner einundzwanzigsten Auflage nach dem Edinburgh Festival das zweitgrößte in Europa. Es ist ein Festival, das jährlich hunderttausende Touristen nach Hermannstadt bringt, weil es innovativ ist und das Theater in modernen Formeln experimentiert. Diejenigen, die die Traditionen des rumänischen Volkes kennen lernen möchten, können zum Song of the Mountains Festival kommen. Wir haben das Astra-Museum, wo ein Fremder die Geschichte und Tradition des ländlichen Rumänen kennen lernen kann. Jedes Wochenende gibt es eine Veranstaltung. Wir haben den Weihnachtsmarkt im Winter. Vielleicht bin ich subjektiv, aber es ist wohl der schönste in Rumänien. Es kann mit den Märkten in Wien oder Prag verglichen werden.“

 

 

Andrei Dragan Răduleţ, Manager der Veranstaltung, sagt, dass der Weihnachtsmarkt in Hermannstadt eine andere Art von Publikum anzieht.

 

„Während viele dieser Veranstaltungen landesweit auf großen Konzerten basieren, haben wir das Risiko in Kauf genommen und viele davon gestrichen. Wir haben eine festliche Einweihung, bei der jedes Jahr ein national renommierter Künstler eingeladen wird, und dann konzentrieren wir uns auf die Messe selbst.“

 

 

Das soll aber nicht heißen, dass der Weihnachtsmann fehlen wird, sagt der Veranstalter.

 

„Er wird am 23. Dezember kommen und den Kindern Geschenke austeilen. Es gibt eine kleine Bühne neben der Tanne, die für ihn jedes Jahr aufgebaut wird. Es gibt auch eine sehr spannende Veranstaltung für Kinder: Santa‘s Workshop. Die Hermannstädter sind damit vertraut, aber für andere kann es eine Neuheit sein. Es gibt ein großes Häuschen, in der jede Woche einige Workshops stattfinden. Das sind spezielle Werkstätten. Am bekanntesten sind die Kerzenateliers, bei denen Kinder tatsächlich eine Kerze von Grund auf herstellen. Sie erhalten einen Docht und durch die alte Technik, den Docht in geschmolzenes Wachs zu tauchen, stellen sie die Kerzen her, die sie wollen. Sie sind in verschiedenen Farben und in verschiedenen Kombinationen erhältlich. Wir haben noch einen süßen Lebkuchenladen und einen für Kekse. Beim letzteren erhalten die Kinder einen Teig, formen und backen alles in der Werkstatt und am Ende dürfen die Kinder die Kekse mit nach Hause nehmen.“

 

 

Und wenn Sie mehr Zeit haben, besuchen Sie Mărginimea Sibiului, das Umland von Hermannstadt, das bekannt ist für die Fülle seiner Gästehäuser, für die speziellen Käsesorten, für die Traditionen und das Handwerk, das in diesem Gebiet erhalten geblieben ist. Aber die wenigsten Menschen kennen das Naturerbe dieser Gegend. Nahezu die gesamte Region ist Teil des Natura-2000-Netzwerks, ein System der EU, das wertvolle natürliche Lebensräume schützt.


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Publicat: 2018-12-09 17:30:00
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