Heiteres Petrila: Ehemaliges Bergwerk wird zum Kulturzentrum umfunktioniert

heiteres petrila: ehemaliges bergwerk wird zum kulturzentrum umfunktioniert Das Bergwerk Petrila wurde vor knapp 4 Jahren stillgelegt. Kurz danach wurde es zum historischen Denkmal erklärt. Eine gemeinnützige Organisation nahm sich vor, das ehemalige Industriegelände in ein Kulturzentrum umzubauen.

Unter der Leitung des Künstlers Ion Barbu beschloss der Verein „Colonia Veselă“ (dt. „Heitere Siedlung“), das ehemalige Bergwerk und das Gelände rundherum im Stadtviertel mit dem bezeichnenden Namen „Colonie“ zu einem Kulturort umzubauen. Eine touristische Sehenswürdigkeit, die nicht nur ein Besuchermagnet, sondern auch eine gute Gelegenheit zur Ankurbelung der Wirtschaft in der Umgebung sein sollte. Zum ersten Mal hat eine Gruppe von Intellektuellen, gebildet aus Architekten und Künstlern, die Möglichkeit, Gesellschafter eines Bergwerks zu werden – eines wohlgemerkt kulturellen Bergwerks. Mihai Danciu, Vertreter des Vereins „Colonia Veselă“, erzählte uns die ganze Geschichte:

 

„Der Verein »Colonia Veselă« wurde 2013 gegründet, gleichzeitig mit der Umsetzung einiger Jahresprojekte, die von mir und meinen Kollegen, ebenfalls Architekten, entwickelt worden waren. Wir sind von dem Gedanken ausgegangen, dass das Stadtviertel Colonie in Petroşani ein Makeover benötigte. In diesem Stadtviertel befand sich das größte historische Ensemble im Schil-Tal, welches zum historischen Denkmal erklärt wurde. Wir kamen zum Schluss, dass es dringend notwendig sei, es zu sanieren. Demnach gründeten wir unseren Verein. Ursprünglich veranstalteten wir Workshops für Kinder, denn auch sie wünschten sich, in einem fröhlicheren Umfeld zu leben.“

 

 

Der Verein „Colonia Veselă“ verwandelte ein Bergbaugebiet in ein Museum. Ausstellungsräume, Labors für Forschung und Experimente – kurzum: ein umfangreiches Konzept. Das Ziel war, durch künstlerische und theoretische Mittel und mit der Einbeziehung der örtlichen Gemeinschaft die Vergangenheit und die Gegenwart des Bergwerks Petrila vorzustellen. Außerdem sollten verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten untersucht werden. Das originelle Konzept wurde auch von der Expertengemeinschaft hochgeschätzt. Der Verein erhielt nämlich eine bedeutende Auszeichnung von der staatlichen Agentur für die Förderung des Nationalen Kulturerbes (kurz: AFCN). Mehr Einzelheiten dazu bringt Mihai Danciu:

 

„Es handelt sich um einen Preis, den wir als Anerkennung unseres Vorhabens in Petrila erhielten. Hier muss ich eine Klammer aufmachen und erklären, dass der Verein »Colonia Petrila« ein Stiftungsmitglied des Vereins »Planeta Petrila«  ist. Es handelt sich um eine Gruppe von Personen, die sich mit der Sanierung des Industrievermögens im Bergwerk Petrila beschäftigen. Sie wollen es in ein großes wirtschaftliches, soziales, kulturelles Zentrum im Schil-Tal umwandeln. Als Mitbegründer haben wir die Projektleitung des Projekts »Kulturelle Verwertung Petrila« übernommen. Ziel der Initiative ist es, das Bergwerk umzugestalten und kulturell zu verwerten. Das Projekt startete letztes Jahr. Wir beschlossen damals, das Bergwerkgelände als Kulturprojekt umzubenennen. Denn an dem Ort sollen künftig verschiedene Kultur- und Sportereignisse veranstaltet werden.“

 

 

Die Organisatoren der Veranstaltungen im Bergwerk Petrila gingen von einem großzügigen Gedanken aus: „Das Bergwerk lieferte mir Unterhalt während 27 Jahren, also darf ich es jetzt nicht aussterben lassen“ – das sagte Cătălin Cenuşă, Bergarbeiter in Ruhestand, anlässlich einer Preisverleihung in Verbindung mit der Bergbauarbeit. Mehr Einzelheiten zu den vor Ort veranstalten Ereignissen lieferte uns Mihai Danciu:

 

„Wir haben die im Jahr 2014 gestarteten Projekte fortgesetzt. Wir wollten die Aufmerksamkeit, die dem Projekt Petrila geschenkt wurde, auf hohem Niveau halten, und bemühten uns diesbezüglich. In diesem Zusammenhang sei der Dokumentarfilm »Planet Petrila« zu erwähnen. Regie führte Andrei Dăscălescu, die Hauptrollen übernahmen Cătălin Cenuşă und Ion Barbu. 2018 veranstalteten wir insgesamt 10 Kulturereignisse. Die zwei wichtigsten waren der Tag der offenen Bergwerke am 1. Mai und die Kulturverwertung Petrila, Mitte August. Zu diesem Anlass wurden einige Räume und Stollen im Bergwerk temporär wiedereröffnet. Die Besucher hatten somit Zugang zu Räumen mit Maschinen, die im Bergwerk, beim Kohleabbau eingesetzt wurden, sie konnten den Weg nachgehen, den die Bergarbeiter bei ihrer Arbeit langgehen, den Weg der Kohle nachvollziehen. Mehrere Stollen und Galerien werden in Ausstellungsräumen oder Konzerthallen umgewandelt. Wir wollten das richtige Umfeld schaffen, um Kultur- und Sportereignisse hier zu veranstalten, so wie es auch im Westen gemacht wird, an den Orten, wo einst Bergwerke in Betrieb waren.“

 

 

Mihai Danciu erklärte uns, dass das ehemalige Industriegelände in einen Kulturraum umgewandelt wurde. Es sei ein übliche Vorgangsweise im zeitgenössischen Urbanismus, so unser Gesprächspartner, der Folgendes ergänzte:

 

„Die Veranstaltungen in Petrila sind unser wichtigster Schwerpunkt. Wir arbeiten mit Freiwilligen im Bergwerk. Ehemalige Bergarbeiter leisten Bereitschaftsdienst und üben verschiedene Wartungsarbeiten aus. Das Team wird von Cătălin Ceauşu geleitet. Am 15. November letztes Jahres öffneten wir auch das Museum der Bergbauretter. Es ist ein einmaliges Museum landesweit. An der Stelle, wo früher die Rettungsstation war, arbeiten derzeit unsere Freiwilligen und leisten Hilfe all denjenigen, die durch das Gelände ziehen und Hilfe benötigen. Und das rund um die Uhr. Letztes Jahr kamen 5000 Besucher zu uns. Sie schauen sich mit Vergnügen den neuen lebendigen Raum an und bewundern die Transformation. Derzeit können die Besucher eine Ausstellung verschiedener Architekturgegenstände sehen. Die Exponate stammen aus der Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts, der Zwischenkriegszeit und den jungen Kommunismusjahren.“

 

 

Der Verein will seine Projekte fortsetzen. Mindestens eine Veranstaltung im Monat soll organisiert werden. Dazu Mihai Danciu:

 

„Zum ersten Mal seit 2012 sind alle damit einverstanden, dass das Bergwerk Petrila in ein Kulturzentrum umgebaut werden soll. Dabei dürfen die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte nicht vernachlässigt werden. Wir erwarten Sie in Petrila, Sie werden sich mit Sicherheit nicht langweilen!“


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Publicat: 2019-08-08 17:30:00
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