Hörerpostsendung 16.6.2019

hörerpostsendung 16.6.2019 Heute mit Zuschriften von unseren Hörern Werner Schubert, Peter Vaegler und Carsten Fenske.

Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!

 

Unser Hörer Werner Schubert (aus Grafing bei München) meldete sich diesmal per Post, wie er es hin und wieder tut. Der Brief ist auf Mitte Mai datiert, aber Sie wissen ja, dass es bei uns mit der Sortierung und Registrierung der Briefe etwas dauert, so dass mich Briefe manchmal erst Wochen später erreichen. Folgendes schrieb uns Herr Schubert:

 

Hallo Sorin,

 

aus meiner Urlaubswoche im Mai kommt mal wieder ein Empfangsbericht für RRI, es macht Spaß, hier im Haus meines Bruders die Kurzwelle einzuschalten, weil es kaum Umgebungsstörungen gibt.

 

Interessant war der Beitrag über die Personaldienstleister. Bei uns waren die früher als „Sklaventreiber“ verrufen, aber durch den allgemeinen Personalmangel hat sich die Situation der Leiharbeiter zuletzt deutlich verbessert.

 

Interessant ist ja, wer zum Arbeiten aus Rumänien nach Deutschland kommt. Zum einen hochqualifizierte Kräfte wie Ärzte oder Computerexperten, zum anderen unqualifizierte Hilfsarbeiter, die oft als Tagelöhner morgens an der Straße stehen und auf Arbeit warten. Gerade letztere könnte Rumänien durch entsprechende Qualifizierungsangebote im eigenen Land halten und dadurch den Fachkräftemangel ausgleichen. Aber das ist wahrscheinlich auch nicht so einfach zu machen…

 

Für heute herzliche Grüße aus Oberbayern

Ihr Hörer

Werner Schubert

 

Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Schubert. Der Zufall will es, dass ich seit zwei Wochen nebenbei dabei bin, einen Artikel eines rumänischen Soziologen zu übersetzen, der sich mit Migration aus Rumänien in westeuropäische Länder auseinandersetzt. Der Artikel wird demnächst in der deutschen Zeitschrift „Osteuropa“ erscheinen, die eine Ausgabe mit Schwerpunkt Rumänien plant. Der Artikel von Robert Santa hat den vorläufigen Arbeitstitel „Rumänische Emigration nach 1989: soziale, politische und wirtschaftliche Folgen“, und ich werde Ihnen Bescheid sagen, wenn die Zeitschrift erscheint, falls Sie Interesse daran haben. Nur zum von Ihnen erwähnten Aspekt der Qualifikation rumänischer Migranten möchte ich ein paar Zeilen aus der Studie vorab zitieren:

 

„In der rumänischen Öffentlichkeit wird oft über das Bildungsniveau der rumänischen Migranten debattiert. Nach Angaben von Eurostat ist der Anteil der Menschen mit Hochschulabschluss unter den in andere EU-Staaten ausgewanderten Rumänen etwa gleich hoch wie der Anteil der Hochschulabsolventen unter den rumänischen Staatsbürgern mit ständigem Wohnsitz in Rumänien. Unter den rumänischen Staatsbürgern mit niedriger Ausbildung ist der Anteil derer, die mobil sind, höher als jener der Rumänen mit Hauptwohnsitz in Rumänien – der Unterschied beträgt dabei 10 Prozent. Insgesamt haben ca. ein Drittel der rumänischen Staatsbürger, die in anderen EU-Staaten leben, eine eher geringe Ausbildung. All diese Zahlen widersprechen dem in den rumänischen Medien verbreiteten Narrativ von einem „Braindrain“ oder einer Massenauswanderung junger Experten. Zahlenmäßig überwiegt die Migration der Menschen mit geringer Ausbildung. Allerdings heißt das nicht, dass es nicht auch Berufsgruppen gibt, die von einer Verdichtung der Migration betroffen sind. Die Zahl der im Ausland arbeitenden rumänischen Ärzte war beispielsweise bereits 2013 beinahe so hoch wie die Zahl der im Land verbliebenen Mediziner.“

 

Herzliche Grüße nach Bayern, lieber Herr Schubert!

 

Aus dem Süden Deutschlands geht nun hoch in den Nordosten. Aus Stralsund meldete sich unlängst per E-Mail unser Stammhörer seit über 50 Jahren Peter Vaegler:

 

Liebe Freunde in Bukarest,

 
nun sind schon wieder einige Monate ins Land gegangen und ich möchte mich
wieder einmal melden.

 

Herr Carsten Fenske hat Ihnen in den letzten Wochen mehrmals geschrieben. Ich kenne ihn schon über 30 Jahre und er hat immer schon Rundfunkstationen gehört. Ich hatte ihn dann aufgefordert, doch auch einmal zu schreiben, damit die Sender auch ein Feedback haben. So habe ich verfolgen können, dass Sie schon mehrmals in der Hörerpostsendung auf seine Zuschriften eingegangen sind.

 


Ich selber habe am 03. Juni Ihre Sendung verfolgt. Zuerst habe ich die 41-Meterband-Frequenz probiert, aber auf 9600 kHz war der Empfang wesentlich besser, so dass ich dann dort gehört habe. Sie haben sehr ausführlich über den Papstbesuch in Ihrem Land berichtet.
 

Besonders interessant war für mich aber der Beitrag über die jiddische Sprache. Zu Beginn meines Hobbys, Mitte der 60er Jahre, haben mehrere Stationen Programme in jiddischer Sprache gehabt. ORTF-Paris habe ich damals zuerst mit einem jiddischen Programm gehört, obwohl damals schon auf Deutsch gesendet wurde, das wusste ich aber noch nicht. Auch Polskie Radio in Warschau und KOL Israel hatten jiddische Programme. Wenn ich jetzt die Hörfahrpläne so anschaue, kann ich keine Sendungen mehr in dieser Sprache finden.


Am kommenden Wochenende werden meine Frau und ich einen Kurzaufenthalt in Ungarn machen. Ich hoffe, dann vielleicht noch in diesem Jahr auch mal nach Bukarest zu fliegen. Wäre dann ein Besuch in der deutschen Redaktion möglich?

 

Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Vaegler. Selbstverständlich dürfen Sie uns in der Redaktion besuchen, allerdings müssen Sie uns rechtzeitig Bescheid geben, wann Sie nach Bukarest kommen, damit erstens auch jemand da ist in der Redaktion und damit wir zweitens uns auch Zeit für Sie nehmen. Wir sind nämlich nicht alle gleichzeitig da und müssen natürlich auch arbeiten, deshalb müssten wir eine für Sie wie für uns passende Zeit finden. Und Sie sollten auf jeden Fall Ihren Reisepass oder einen gültigen Lichtbildausweis dabei haben, um Einlass ins Rundfunkgebäude zu bekommen. Aber das alles können wir ruhig per E-Mail regeln, wenn es so weit ist.

 

Übrigens hat auch RRI Sendungen in jiddischer Sprache ausgestrahlt, das war in den 1960er und 70er Jahren und das Zielgebiet war nicht Israel, wie man vermutet hätte, denn viele rumänische Juden lebten damals schon in Israel, sondern Nordamerika. Ich habe keine Erklärung dafür, warum RRI auf jiddisch für Nordamerika sendete, es ist aber bekannt, dass die größten jiddischsprachigen Gemeinschaften nach wie vor in den USA und Kanada leben. In der Nostalgieecke auf unserer Webseite ist ein Sendeplan von 1972 abgebildet, aus dem hervorgeht, dass RRI täglich eine halbe Stunde in Jiddisch sendete.

 

Und da Sie Ihren Hobbykollegen Carsten Fenske erwähnten, so dürfen wir ihn mittlerweile zu unseren Stammhörern zählen, denn er schrieb uns erneut. In seiner letzten E-Mail nahm er ausführlich Bezug auf meine Ausführungen zum Thema Rundfunkbeitrag und öffentlich-rechtliche Medien, die ich im letzten Funkbriefkasten im Zusammenhang mit einer Frage von Beate Hansen brachte. Herr Fenske geht ziemlich hart ins Gericht mit den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland und kritisiert auch ranghohe Vertreter derselben in diversen Gremien. Hier ein paar Auszüge, wobei ich die personenbezogenen Zeilen mal auslasse, da sie mit unserem Sender wenig zu tun haben und ich möglicherweise das Recht auf Gegendarstellung einräumen müsste, was wirklich zu weit führen würde. Gegen Kritik generell – auch an den Öffentlich-Rechtlichen – ist aber sicherlich nichts einzuwenden. Folgendes schrieb uns Herr Fenske:

 

Geradezu eine Gänsehaut bekam ich beim Abhören des Funkbriefkastens vom 09. Juni. Sie skizzierten ein offenes Bild über die Parteien Rumäniens. So etwas kenne ich von unseren „Öffentlichen“ eher nicht, zum anderen schilderten Sie die Sichtweise zur Finanzierung IHRES Rundfunks durch Steuern.

 

Lassen Sie mich Ihnen dazu MEINE Sichtweise mitteilen. Wie ich ja schon einmal schrieb, ist es mit meinem Verhältnis zu den „Öffentlichen“ in Deutschland nicht zum Besten bestellt, um dies einmal freundlich zu formulieren. Hierzulande finden sich abgehalfterte Politiker, aber auch aktive in allen nur denkbaren Gremien, Rundfunkaufsichtsträten, Vorständen usw. wieder.

 

Da die Rundfunklandschaft in unserer Republik Ländersache ist, kocht auch jedes Bundesland noch sein eigenes Süppchen, mit Posten und Pöstchen, Prämien, Privilegien und eigenen Landesrundfunkstaatsverträgen. Es würde zu weit führen, dies hier alles erläutern zu wollen, und soll auch nicht Gegenstand Ihrer Sendungen sein.

 

Gestatten Sie mir jedoch noch zwei Aussagen:

 

1. In Deutschland lassen die „Öffentlichen“ Konten von Bürgern pfänden, Autos stilllegen. Sie bedrohen Mütter mit Kindesentzug und sperren Menschen in Beugehaft, welche den erpressten Rundfunkbeitrag nicht zahlen oder einfach ein anderes Lebensmodell haben, in welchem es kein TV oder Radio gibt. Das ist eine schlimme Sache, der ich mich entgegen stelle.

 

2. Ich denke, dass der rumänische Weg zur Finanzierung über Steuern die ehrlichere und gerechtere Lösung des „Problems“ ist. Vor allem ist er zukunftssicher und trägt auch dem technischen Fortschrift Rechnung. Eine Rundfunkabgabe über das menschliche Bedürfnis des WOHNENS  erpressen zu wollen, wie wir es in Deutschland erleben, ist demokratiefeindlich, verbittert die Menschen und ist dazu hochgradig gefährlich. Sie treibt sie geradezu in die Arme der europafeindlichen Rattenfänger. Leider ist diese Erkenntnis bei den Altparteien noch immer nicht angekommen. Es geht ihnen noch zu gut. Aber die  Wählerzahlen schrumpfen und schrumpfen und schrumpfen. Ich selbst habe am 05. Juni über 1 1/2 Stunden mit einer Landtagsabgeordneten der CDU über dieses Problem debattiert. So teilte sie mir mit, dass das Thema Rundfunkbeitrag mittlerweile ein Reizthema im Parlament ist. Und genau das soll es auch sein. Hier muss eine Änderung her. Und zwar schnell. 

 

Ein Öffentlicher Rundfunk, der unabhängig ist, dessen Finanzierung auf festen, steuerlich finanzierten Füßen steht, der darum frei berichtet und arroganter Politik den Spiegel vors Gesicht hält, ohne sich selbst für das Maß aller Dinge zu halten, ist ein unumstößlicher Bestandteil der Demokratie. Er ist ein MUSS und es gilt, ihn zu schützen.

 

Dieser öffentliche Rundfunk gehört uns allen und ist immer ein Gewinn, vorausgesetzt, er erhebt sich nicht über seine Bürger, wie wir es leider in Deutschland gerade erleben.

 

Seine Leistungen kann man nicht mit einem Rechenschieber ermitteln, wohl aber seine Botschaften erkennen. Diese sollten geprägt sein von Friedlichkeit, Toleranz, Völkerverständigung und offener, unparteilicher Berichterstattung.

 

Mein Sender, Radio Rumänien International, verfügt über diese Merkmale. Und das ist einfach klasse. Von Steuerverschwendung kann also nicht mal im Ansatz die Rede sein. 

 

Vielen Dank für Ihre Meinung, lieber Herr Fenske, die ich einfach mal so stehen lasse. Die Personalien habe ich ausgeklammert, wie vorhin erwähnt, weil ich keine Streitigkeiten entfachen will, die über unseren Sender ausgetragen werden. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.

 

Es lässt sich natürlich darüber debattieren, welche Finanzierungsart für öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten die bessere ist. Und selbstverständlich ist die Situation von Land zu Land verschieden. Rein finanziell sehe ich keinen großen Unterschied zwischen Gebühren und staatlichen Zuwendungen – in beiden Fällen sind es die Steuerzahler, die dafür in die Tasche greifen müssen, wenn auch im zweiten Fall auf indirektem Wege. Ich habe auch nicht gesagt, dass Gebühren unbedingt besser sind, doch kann es auch gefährlich werden, wenn man ausschließlich am Tropf des Staates hängt. Vor allem dann, wenn alle Ämter politisch besetzt werden und man dadurch versucht, sich öffentliche Institutionen hörig zu machen. Und das haben hierzulande alle Parteien entlang der Zeit versucht, ungeachtet der politischen Couleur. Es gab sogar Medienberichte, denen zufolge selbst Schuldirektoren nach ihrer politischen Gesinnung ernannt wurden. Es gibt übrigens auch andere Möglichkeiten der Finanzierung, das National Public Radio (NPR) in den USA finanziert sich beispielsweise überwiegend über Spenden.

 

In Rumänien wurde die Rundfunkgebühr über die Stromrechnung erhoben und mit umgerechnet 1,50 € im Monat für natürliche Personen war sie auch nicht so hoch, dass sich sehr viele Menschen darüber beklagt hätten. Und als sie aufgehoben wurde, geschah das nicht etwa aus Sorge um die gebeutelten Bürger, sondern weil die damalige Regierung in einem Anflug von Populismus gleich 102 Gebühren und Abgaben streichen ließ. Denn die Abschaffung von Gebühren bringt meistens Wählerstimmen.

 

Die Diskussion bleibt offen, liebe Freunde, denn die Zeit ist um, und damit gehe ich zur Postliste über:

 

Postbriefe erhielten wir von Peter Möller und Werner Schubert (beide aus Deutschland) sowie von Harald Süss (Österreich), der diesmal unsere Sendung in spanischer Sprache verfolgte.

 

E-Mails erhielten wir bis einschließlich vergangenen Freitag von Michael Willruth, Carsten Fenske, Christian Thal, Heinz Günter Hessenbruch und Marko Lier (alle aus Deutschland) sowie von Jurij Aleksandrowitsch Timofejew (Kasachstan).

 

Das Internetformular nutzte Viktor Richter, ein 16-jähriger Schüler aus Deutschland.

 

 

Audiobeitrag hören:

 

 


www.rri.ro
Publicat: 2019-06-16 17:30:00
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