Dobrudscha: multikulturelle Landschaft und friedliches Miteinander

dobrudscha: multikulturelle landschaft und friedliches miteinander Die Dobrudscha ist eine geschichtsträchtige und legendäre Landschaft, die Touristen vor allem auf Grund ihres Multikulturalismus anzieht. Die in diesem Raum lebenden ethnischen und religiösen Gemeinschaften sind ein Beispiel für gutes Zusammenleben.

In der Vergangenheit lebte jede Gemeinde in ihrem Viertel, der deren Lebensmittepunkt bildete. Diana Slav, Reiseführerin in der Schwarzmeerhafenstadt Constanţa, stellt uns das alten griechischen Viertel vor.

 

„Die griechische Gemeinschaft war und ist in allem, was das kulturelle Leben Constanţas, anbetrifft stark engagiert. Die Griechen erbauten die erste öffentliche Schule der Stadt, um das Jahr 1865, und das erste Theater. Der Name des Theaters ist »Elpis«, was übersetzt Hoffnung bedeutet, und es wurde 1898 errichtet. Der bekannte rumänische Musiker George Enescu gab hier zwei Konzerte und der Historiker Nicolae Iorga hielt hier eine Rede. Letzterer war übrigens von mütterlicher Seite griechischer Abstammung. In diesem Viertel befindet sich die erste christliche Kirche der wichtigen Haufenstadt, die griechische Metamorphosis-Kirche. Der Bau wurde 1868 abgeschlossen. Im Inneren sind die ursprünglichen Kronleuchter aus Murano aus dem Jahr 1862 zu sehen, die von einem Händler griechischer Herkunft gestiftet wurden. Zehn Jahre lang war es die einzige christliche Kirche in Constanţa. Katholiken, Orthodoxe und Armenier hielten ihre Gottesdienste in der gleichen Kirche ab. Sie werden sich fragen, warum es die einzige christliche Kirche der Stadt war und warum so spät? Nun, diese wurde während des Osmanischen Reiches erbaut. Die Griechen haben mit den Türken verhandelt, um ihre christliche Kirche bauen zu können. Die Türken hatten eine Bedingung, keine Kirche durfte höher sein als die nahegelegene Moschee. Darum erhielt das Gotteshaus ein flaches Dach, ohne Kreuz und ohne Glockenturm. Zum Gebet konnten damals nur Muslime rufen. Der heutige Glockenturm stammt aus dem Jahr 1947, ist funktionsfähig und wird von allen Orthodoxen geschätzt.“

 

 

Auf den Stufen dieser Kirche standen einmal im Jahr 1878 der rumänische König Carol I. und der künftige Zar Russlands, Alexander, anlässlich des ersten Besuchs des rumänischen Königs in der Dobrudscha. In dieser Kirche wurde das Tedeum abgehalten, um die Erinnerung an die Soldaten zu ehren, die in den Schlachten von Plevna und Griviţa im russisch-türkischen Krieg von 1877 bis 1878 gefallen waren. Der Krieg ist in die rumänischen Geschichtsbücher als der Unabhängigkeitskrieg eingegangen, weil die rumänischen Fürstentümer infolgedessen ihre Unabhängigkeit von Osmanischen Reich errungen haben.

 

 

Laut Mihnea Hagiu, dem Vizepräsidenten der griechischen Gemeinde in Constanţa, leben heute etwa 2.500 Griechen in der Stadt. Eine wichtige Straße im ehemals griechischen Viertel trägt den Namen eines Ehrenbürgers.

 

„Aristide Karatzali war der erste Sozialist in der Dobrudscha. Das Haus, in dem er lebte, befindet sich auf der linken Straßenseite. Der erste Funke der bolschewistischen Revolution flammte, wie wir wissen, auf dem Schiff Potemkin auf. Das Schiff hat sich im Jahre 1905 den rumänischen Behörden ergeben. Alle Offiziere gingen in Constanţa von Bord. Einige blieben hier, einer wanderte nach Argentinien aus und einige kehrten nach Russland zurück, wo sie hingerichtet wurden. Aristide Karatzali beherbergte die russischen Offiziere in Constanţa. Diese Straße wurde 1947 nach ihm benannt. Weiter unten befindet sich das Elpis-Puppentheater und in derselben Straße lebte auch Nikola Papadopol. Er wurde 1877 von König Carol I. zum ersten rumänischen Staatsbürger erklärt, als Rumänien nach dem russisch-türkischen Krieg seine Unabhängigkeit erwarb. Papadopol war damals Bürgermeister von Constanţa. Der ihm folgende Bürgermeister von Constanţa war auch ein Grieche, Anton Alexandidri. Die griechische Gemeinde war von Anfang stark an der Entwicklung der Stadt beteiligt. Die griechischen Einwohner von Constanţa gaben vor dem Anschluss der Dobrudscha an Rumänien eine Erklärung ab, in der sie erklärten, von den rumänischen und nicht den bulgarischen Behörden verwaltet werden zu wollen. Sowohl Rumänien als auch Bulgarien erhoben damals Anspruch auf die Dobrudscha.“

 

 

Ghindăreşti ist ein Dorf im Landkreis Constanţa, das auf eine reiche Geschichte zurückblickt, es hat interessante Traditionen und vor allem eine berühmte Gastronomie vorzuweisen. Der Mittelpunkt der Lipowaner-Gemeinde, eine russischsprachige Minderheit, die in der Dobrudscha lebt, ist die Kirche „Christi Himmelfahrt“, deren Bau 1906 begann und eine Höhe von 45 Metern hat. Die Lipowaner sind Altgläubige, die Russland verlassen haben, als es dort zu einer Glaubensreform kam. Ihre Mehrzahl floh im 17. Jahrhundert. Anfisa Demid ist Rumänisch- und Russisch-Lehrerin an der Schule in Ghindăreşti und Vorsitzende der lipowanisch-russischen Gemeinde.

 

„Unsere Vorfahren sind altgläubige orthodoxe Christen, welche an ihren alten Glauben festhielten. Lipowaner werden nur die Altgläubigen genannt, die in Rumänien leben. Eine der Erklärungen für den Namen war, dass sich die ersten Russen in der Nähe eines Lindenwaldes niederließen. Linde heißt im Russischen »lipa« und von hier stammt der Name Lipowaner. Die erste urkundliche Bestätigung unserer Gemeinde ist in einer Chronik der Walachei zu finden, in der erwähnt wird, dass in der türkischen Dobrudscha eine russische Bevölkerung ansässig ist, und zwar in einem Ort namens Ghindăreşti. Die Dobrudscha war zu jener Zeit Teil des osmanischen Reich. Wir leben seit fast 300 Jahren in dieser Gegend. Der Ortsname ist türkischen Ursprungs, »güzdar« bedeutet »schöner Ort«. Die Lipowaner ließen sich im Allgemeinen in der Nähe der Gewässer nieder, um fischen zu können. Sie waren Fischer aus der Don-Gegend. Sie habe die alten Ikonen und Kirchenbücher, ihre Trachten und Traditionen bewahrt.“

 

 

In Ghindăreşti können Sie dem Novoseolki-Frauenchor singen hören und traditionelle Gerichte wie Käsepfannkuchen, Piroggen und Pelmeni genießen. Fischsuppe und gegrillter Hering, begleitet von gutem Wein, sind jedoch immer noch die beliebtesten Speisen des Menüs.

 

 

Wir kommen nun an die rumänische Schwarzmeerküste und erreichen den Kurort Mangalia. Die Esmahan-Sultan-Moschee und ihr 300 Jahre alter Friedhof befinden sich in der Nähe des Hafens in der Altstadt und erstrecken sich auf einer Fläche von etwa 5.000 Quadratmetern. Fachleute sagen, die im Jahre 1575 erbaute Moschee sei eines der schönsten Baudenkmäler der Stadt, aufgrund der Kombination von griechischem und türkischem Stil, zu der leichte maurische Einflüssen hinzukommen. Vorhof, Pfeiler und das dazu gehörende Geländer verleihen dem Gebäude, das 2004 in die Liste der historischen Denkmäler aufgenommen wurde, eine besondere Ausstrahlung. Halil Ismet, Imam der Esmahan-Sultan-Moschee in Mangalia, erläutert:

 

„Die Esmahan-Sultan-Moschee ist eine der ältesten Moscheen in der Dobrudscha und wurde im Auftrag der gleichnamigen Prinzessin, der Tochter des Sultans Selim II., welche auch die Frau des Wesirs Sokollu Mehmed Pasa war, erbaut. Es ist die älteste Moschee in Rumänien und ein historisches Denkmal. Die Esmahan-Sultan-Moschee ist den ganzen Tag für Gläubige geöffnet. Wir haben die fünf täglichen Gebete. Der Gottesdienst ist in arabischer Sprache und die Predigten in türkischer Sprache. In Mangalia zählt die muslimische Gemeinde über 900 Familien. Die Stadt wird im Sommer von vielen Touristen aus dem In- und Ausland besucht. Es kamen Touristen zu uns, welche noch nie in ihrem Leben eine Moschee gesehen hatten und die tief beeindruckt waren.“

 

 

Die Moschee ist von einem gepflegten, ruhigen Garten umgeben. Von der Spitze des Minarettes kann man die ganze Stadt sehen.

 

 

(Diese Sendereihe wird mit Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen der rumänischen Regierung produziert.)


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Publicat: 2019-09-22 17:30:00
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