Hörerpostsendung 6.10.2019

hörerpostsendung 6.10.2019 Heute mit Zuschriften von unseren Hörern Michael Lindner, Marcel Gogolin, Dieter Feltes und Martina Pohl.

Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!

 

Von Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) erhielten wir gleich zwei Postbriefe, die auf Ende August bzw. Anfang September datiert waren. In den Umschlägen befanden sich auch mehrere schöne Postkarten aus Thüringen und eine aus Tallinn, der Hauptstadt Estlands, sowie ein Zeitungsartikel über ein ehemaliges Kinderheim in der DDR, wo Gewalt, Drangsalierungen und Missbrauch zum Alltag gehörten. Angeregt wurde Herr Lindner durch einen anderen Zeitungsbericht über ein deutsch-rumänisches Kinderheim in Rumänien:

 

In der Zeitung habe ich einen traurigen Artikel gelesen. Es ging da um ein Kinderheim in Vişeu de Sus im Kreis Maramureş, wo deutsche Kinder wie Sklaven behandelt wurden. Dieses Heim soll verhaltensauffällige Kinder wieder auf die richtige „Bahn“ bringen. Aber leider wurde hier sehr fragwürdige Methoden angewandt, die bestimmt nicht zur Resozialisierung dieser Jugendlichen beigetragen haben. Das Heim steht unter deutscher Leitung. Das alles erinnert mich an Kinderheime der fünfziger und sechziger Jahre in Deutschland Ost und West, wo grauenvolle Dinge geschehen sind. Ich glaubte eigentlich, dass diese dunklen Zeiten der Geschichte der Vergangenheit angehören. Umso entsetzter war ich, als ich diesen Artikel las. Scheinbar fühlte man sich sehr sicher in der Abgeschiedenheit der rumänischen Wälder! Hoffentlich werden die Verantwortlichen dafür auch entsprechend gerichtlich verurteilt.

 

Und im darauffolgenden Brief ergänzte Herr Lindner:

 

Im letzten Brief vom 30. August schrieb ich Ihnen über das Thema Kinderheim in Vişeu de Sus. Nun fand ich durch Zufall einen passenden Artikel in der Tageszeitung, der über ein ehemaliges Kinderheim in der DDR berichtet. Diesen Artikel lege ich Ihnen bei. Ich finde es schon gut, dass man heute, nach vielen Jahrzehnten, dieses Thema aufarbeitet und für die Allgemeinheit zugängig macht. Diese Heime in Ost bzw. West waren in der Tat keine Paradiese, ganz im Gegenteil, für viele Kinder und Jugendliche waren sie die Hölle auf Erden. Aber ich will nicht alle damaligen Kinderheime verurteilen, sicherlich gab es auch entsprechende Einrichtungen, die ihre Erziehungsaufträge ernst nahmen und tatsächlich zur Resozialisierung beitrugen.

 

Vielen Dank für die ausführlichen Zeilen, lieber Herr Lindner. Auch in den rumänischen Medien wurde über den Fall in Oberwischau (so heißt die Stadt Vişeu de Sus auf deutsch) berichtet. Fünf Personen wurden in diesem Zusammenhang festgenommen, darunter auch der deutsche Betreiber des Kinderheims. Die Aufwicklung des Falls wird schwierig, denn laut Medienberichten sollen die Zeugenaussagen zu den Zuständen im Heim sehr widersprüchlich sein; außerdem erschwert die internationale Dimension des Falls die Ermittlungen. Ein von rumänischen Medien zitierter deutscher Journalist, der vor Ort recherchierte, äußerte die Vermutung, dass es sich um teils schwer erziehbare und verhaltensauffällige Kinder aus Deutschland handelte, denen sich der deutsche Staat entledigen wollte – mit der Begründung, dass harte Erziehungsmethoden in Rumänien, in Abgeschiedenheit und fern von den Augen der Öffentlichkeit, leichter umzusetzen seien.

 

Ein schwieriger Fall also. Und zu den Zuständen in einigen Kinderheimen in Ost- und West-Deutschland gibt es mehrere Dokumentar- und Spielfilme. Ich empfehle den Film „Freistatt“ von Marc Brummund, der übergriffige und entwürdigende Methoden in kirchlichen Erziehungsheimen der späten 1960er Jahre an einem persönlichen Beispiel thematisiert. Der Film stammt aus dem Jahr 2015, wurde mehrfach auch im Fernsehen gezeigt und vor einigen Jahren auch in Bukarest vorgeführt, gefolgt von einer interessanten Publikumsdiskussion mit dem Regisseur, bei der ich dolmetschen durfte.

 

Einen weiteren Postbrief erhielten wir von Marcel Gogolin aus Mainz. Ich konnte die Handschrift allerdings nur teilweise entziffern, habe aber zumindest folgendes verstanden: Herr Gogolin konnte uns in den letzten Jahren berufsbedingt nur selten hören, nimmt sich aber vor, das alte Hobby wieder regelmäßiger zu betreiben. Und er fragt uns auch, ob man auch QSL-Karten aus älteren Serien noch erhalten kann. Meine Antwort dazu: Theoretisch ist das möglich, nur haben wir leider nicht genau Buch darüber geführt, welche Karten noch verfügbar sind. Es können ganze Serien, oder aber nur vereinzelte Karten verfügbar sein. Herr Marcel Gogolin ist übrigens der Sohn von Torsten Gogolin, einem langjährigen Kurzwellenhörer, der schon in den 1980er Jahren bei vielen internationalen Rundfunksendern bekannt war.

 

Damit ist die Sommerpost abgearbeitet, sofern verspätete Postbriefe nicht noch eintreffen, und ich gehe – passend zum Wetter draußen – zum Herbst über. Anfang September erreichte uns eine E-Mail von Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Oberpfalz):

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Vielen Dank wieder für die Nachrichten und Informationen aus Rumänien. Ja es ist schon eine Zeit her, dass ich an Sie ein paar Zeilen geschrieben habe. Ich hoffe, dass es Ihnen in der Redaktion gut geht. Zur Zeit ist ja Ferienzeit, und so wird es auch bei Ihnen Engpässe geben. Ich kenne das auch aus meiner Berufszeit.

 

Eine Frage hätte ich, können Sie mir sagen, wie hoch die Besucherzahlen der deutschen Urlauber an der Schwarzmeerküste sind? Auf eine Antwort freue ich mich.

 

Mit den besten Grüßen verbleibe ich

Ihr Hörer

Dieter Feltes

 

 

Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Feltes. Das Internet war nicht gerade ergiebig und ein bezahltes Nutzerkonto für die Datenbank des Rumänischen Statistikinstituts haben wir als nicht gerade gut betuchter Sender auch nicht. Ganz aktuelle Daten habe ich also nicht. Ich konnte dennoch einige Infos aus den vergangenen Jahren finden. So etwa veröffentlichte ein rumänisches Nachrichtenportal unter Berufung auf das Nationale Statistikinstitut Daten über den Tourismusverkehr 2018. So etwa wurden im Sommer 2018 im Landkreis Constanţa über 1,3 Mio. Touristen registriert, ein leichter Zuwachs um 6% im Vergleich zu 2017. Über 95% davon waren einheimische Touristen und nur 4,78% waren ausländische Gäste. In absoluten Zahlen waren das knapp 63.000 ausländische Touristen. Über die Herkunftsländer der ausländischen Urlauber werden keine Angaben gemacht, ich habe aber ein Breviarium des Rumänischen Statistikinstituts über Tourismus in Rumänien gefunden, in dem auch die Staatsbürgerschaft der Touristen angegeben wird – die Zahlen gelten allerdings für das Jahr 2016 und für ganz Rumänien, nicht allein für die Schwarzmeerküste. Im Jahr 2016 kamen knapp 283.000 Touristen aus Deutschland nach Rumänien und übernachteten insgesamt knapp 550.000mal. Aus Österreich kamen etwas mehr als 60.000 Touristen, aus der Schweiz etwas mehr als 27.000. Von den insgesamt knapp 2,5 Mio. ausländischen Touristen, die Rumänien 2016 besuchten, bereisten etwas mehr als 102.000 die Region Südosten, wo auch die Schwarzmeerküste liegt. Ich hoffe, Ihre Frage mit diesen Zahlen einigermaßen zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Feltes.

 

Passend zum Thema erhielten wir einen ausführlichen Urlaubsbericht von unserer Hörerin Martina Pohl (aus Überlingen am Bodensee). Ihre Reise führte Sie u.a. auch nach Rumänien, wie Sie gleich erfahren werden, denn der Bericht liest sich spannend:

 

 

Liebe Redaktion von Radio Rumänien International,

unsere diesjährige Urlaubsreise verbrachten wir 16 Tage auf einem Schiff entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer.


Einen der schönsten Streckenabschnitte passierten wir am 5. Tag dieser Fahrt, nämlich den imposanten Taldurchbruch des Eisernen Tores. Es war ein besonderer Moment, als das große Gesicht des Dakerkönigs Decebalus in einem Seitental zum Vorschein kam. Nun kamen die Fotoapparate auf dem Sonnendeck zum Einsatz. Gut sichtbar konnte man die Tafel Tabula Traiana auf der serbischen Seite erkennen.


Am 8. Tag war ein Landgang in Sulina eingeplant. Die Stadt ist nicht an das rumänische Straßennetz angeschlossen und kann daher nur mit dem Schiff erreicht werden. Wahrzeichen ist der 18,5 m hohe Leuchtturm von 1802. Noch früh am Morgen liefen wir zum Strand und das Schwarze Meer lag uns zu Füßen. Auf dem Weg dorthin begleiteten uns Straßenhunde. Ich wäre gerne noch länger in Sulina geblieben, aber das Landgangsende nahte. Negativ viel auf, dass trotz zahlreicher Mülleimer, Unrat und vor allen Dingen unzählige Plastikflaschen entlang der Anlegestellen im Wasser lagen. Niemand fischt dieses Zeug heraus oder kümmert sich darum. Es wird wahrscheinlich keiner dafür zuständig sein.


Von Tulcea aus ging es bei schönstem Wetter mit Bus und Boot ins Donaudelta. Ein netter Reiseleiter erzählte uns während der Bootsfahrt und einem Becher Wein allerhand über das Donaudelta. Vögel bekamen wir nicht so viele zu Gesicht, da diese bedingt durch die Motorengeräusche sofort wegfliegen. Im Donaudelta gibt es aber auch sehr große Schutzzonen, die nur von Ornithologen aufgesucht werden dürfen. Beeindruckend fand ich die Seerosen, welche den Wasserweg säumen. Mit ihren weißen großen Blüten sind diese an Schönheit kaum mehr zu überbieten. Leider neigte sich auch dieser Tag seinem Ende entgegen.


Landgang in Sicht. Am 10. Tag war es dann wieder soweit. Unsere Gruppe wurde schon erwartet. Der Bus stand schon da. Heute ging es in die Hauptstadt Bukarest, der sechstgrößten Stadt der Europäischen Union. Eine große Stadtrundfahrt erwartete uns. Vom Nationaltheater bis Klein-Paris. Auch die Villen der Botschafter säumten rechts und links die Straße. Ein weiteres Highlight war die Fahrt um den Triumphbogen. Der Einheitsplatz mit seiner Springbrunnenanlage ist gewaltig und prächtig anzusehen. Ein kleiner Spaziergang folgte. Außerdem hatten wir uns bei der Reservierung der Sehenswürdigkeiten auch für den Besuch ins Parlamentsgebäude eingetragen. Der Eintritt erfolgte nach gründlichen Sicherheitsvorkehrungen. Im Gebäude konnte man sich daher sehr sicher fühlen. Nach dem Pentagon das zweitgrößte Gebäude der Welt. An kostbaren Materialien wurde nicht gespart. Lüster hängen von den Decken. Prunk wohin man schaut. Während des Rundganges hatte unsere Gruppe einen Übersetzer dabei. Heute kann man bestimmte Räume für Events mieten. Wir kamen nur in die Konferenzräume hinein. 20.000 Arbeiter waren bei diesem Bau beschäftigt. Größenwahnsinn eines Diktators.


Am liebsten hätte ich noch ein paar Tage für Bukarest angehängt. Mich hätte noch das eine oder andere Museum stark interessiert. Zeitlich war es nicht möglich, um bei Euch in der Redaktion vorbeizuschauen. Am Stadtrand von Bukarest fuhr der Bus an einem Lebensmitteldiscounter vorbei, nämlich Lidl.


Bei der Rückreise mit dem Schiff fuhren wir verständlicherweise wieder am Dakerkönig Decebalus vorbei. Gespannt standen wir auf dem Deck. Diesen Augenblick wollten wir nicht verpassen, auch wenn es fast schon auf Mitternacht zu ging. Nun kam der Augenblick. Das Schiff fuhr langsam am Dakerkönig vorbei. Das große Gesicht wurde von Farbeffekten angestrahlt. Kurz darauf war die Umgebung wieder dunkel, nur die Sterne am Himmel zeigten sich als helle Punkte.


Wieder daheim angekommen, gab es schon die nächste Überraschung.  Post aus Bukarest lag im Briefkasten. Herzlichen Dank für die schöne QSL-Karte für den Monat Juni.

Viele Grüße sendet
Martina Pohl

 

 

Liebe Frau Pohl, herzlichen Dank für die ausführlichen Urlaubseindrücke, Sie haben wirklich recht viel gesehen, ich kenne z.B. das Durchbruchtal der Donau am Eisernen Tor nur aus Fotos und Dokumentarfilmen.

 

Auch Fritz Andorf, ein weiterer Stammhörer unseres Senders, war Anfang September im Länderdreieck Ukraine, Rumänien, Moldaurepublik unterwegs, doch seine Reiseeindrücke verlese ich nächsten Sonntag, denn die Zeit ist beinahe schon um.

 

Zum Schluss die Postliste. Neue Briefe besorge ich mir kommende Woche. E-Mails und Feedback über unsere Online-Formulare erhielten wir in den letzten zwei Wochen bis einschließlich vergangenen Freitagnachmittag von Reinhard Schumann (SE), Paul Gager (A), Jurij Aleksandrowitsch Timofejew (KAZ) sowie von Martina Pohl, Wolfgang Maschke, Lutz Winkler, Helmut Matt, Michael Willruth, Alfred Albrecht, Ralf Urbanczyk, Fritz Andorf, Bernd Seiser, Jörg-Clemens Hoffmann, Horst Cersovsky und Heinz Günter Hessenbruch (DE).

 

Audiobeitrag hören:

 


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Publicat: 2019-10-06 17:30:00
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