Dokumentarfilm „Timebox“ für Gopo-Preise nominiert

dokumentarfilm „timebox“ für gopo-preise nominiert Der bereits international ausgezeichnete Streifen von Nora Agapi wurde nun auch für die Preisverleihung der heimischen Dokufilm-Preisgala nominiert. Im Film dokumentiert sie Leben und Schaffen ihres Vaters – ebenfalls Dokumentarfilmregisseur.

Nora Agapis Dokumentarfilm „Timebox“ hat die Trophäe für den besten Dokumentarfilm aus Mittel- und Osteuropa in der Sektion „Zwischen den Meeren“ auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival im tschechischen Jihlava gewonnen. Bei ihrer Auswahl war die Jury von der Tiefe, mit der die Regisseurin die Bedeutung der Erinnerung erforscht hat, sowie von der künstlerischen Vision und der erzählerischen Kraft des Films berührt. Trotz eines sehr persönlichen Erzählflusses wirft der Film Fragen auf, die über die Geschichte selbst hinausgehen. „Timebox“ ist eine von fünf Nominierungen für die 14. Ausgabe der Gopo-Preise für den besten Dokumentarfilm.

 

Der Film erzählt die Geschichte von Ioan Matei Agapi, einem charismatischen 80-jährigen Dokumentarfilmer. Er lebt in Iaşi (Jassy) und besitzt eine Sammlung von 16-mm-Filmen, die fast ein halbes Jahrhundert rumänischer Geschichte abdeckt. Ursprünglich wollte Nora Agapi einen Film über die reichen Archive ihres Vaters drehen. Aber sie änderte ihr Vorhaben und ihren Blickwinkel, als die örtlichen Behörden ihren Vater aufforderten, umzuziehen, da er sonst evakuiert werden würde. Regisseurin Nora Agapi über ihren Film „Timebox“:

 

„Von Anfang an möchte ich klarstellen, dass es in diesem Film um meinen Vater geht. Er ist derjenige, der mich mein ganzes Leben lang beeinflusst hat. Er ist ein sehr starker Charakter, wie alle jungen Leute, die er auf seine Weise in die Geheimnisse der Fotografie und des Films einweihte, bestätigen. Warum sage ich auf seine Art und Weise? Weil mein Vater versuchte, über die Fotografie hinaus zu sehen und sich mit Philosophie und den lustigen Aspekten des Lebens zu beschäftigen – er hat nämlich viel Humor. Und er ist auch ein sehr mutiger Mensch, für den das Leben eine Art Spektakel war. Die ursprüngliche Idee war also, einen Film über meinen Vater zu machen. Aber es war nicht leicht. Ich stand dem Thema sehr nahe. Also habe ich mich auf den Raum konzentriert, in dem ich aufgewachsen bin, und darauf, wie mein Vater damit umging. In dem Film ist mein Vater sowohl Pädagoge als auch Regisseur. Er kann das Wort Filmemacher nicht ausstehen, also bin ich da auch misstrauisch. Mein Vater ist nach wie vor ein ausgezeichneter Dokumentarfilmer, der die Kompositions- und Aufnahmetechniken beherrscht, ohne sich für einen Künstler zu halten. Zuerst wollte ich in meinem Film nicht auftreten, weil der Film nicht von mir handeln sollte. Nur dass man, wenn man seinen Vater ansieht, unweigerlich auch über sich selbst spricht.“

 

 

Nora begann ihr Projekt 2011, aber bald darauf, im Jahr 2012, erkannte sie, dass sie ihren Ansatz ändern musste, damit ihr Film nicht nur die Geschichte des Vaters, sondern auch die des Elternhauses erzählt. Dieser Raum, der alle Archive beherbergte und aus dem Ioan Matei Agapi unter dem Druck der Behörden ausziehen musste.

 

 

„Die Geschichte ist ziemlich komplex, aber um eine lange Geschichte kurz zu machen, kann ich Ihnen sagen, dass mein Vater zunächst einen Raum in einem großen Gebäude mietete, um seine Archive aufzubewahren und seine pädagogischen Aktivitäten durchführen zu können. Schließlich machte er diesen Raum zu seinem Zuhause. Aber nach 1990 durfte er es nicht mehr besitzen, weil der Ort, der als Schloss Braunstein bekannt war, ein denkmalgeschütztes Gebäude war. Infolgedessen zahlte er weiterhin Mietgebühren. Nur dass die Stadtverwaltung 2012 ohne Vorankündigung einen Brief an meinen Vater schickte, in dem sie ihn aufforderte, umzuziehen. Er reichte eine Beschwerde ein und erlitt vier Jahre lang die psychologische Folter des Kampfes gegen ein stumpfsinniges System, das einem 80-jährigen Senioren, der auf seine Weise zur Geschichte der Stadt beigetragen hatte, völlig gleichgültig gegenüberstand. Mein Film ist um diesen Kampf herum aufgebaut, ohne dass er die Form einer Sozialdokumentation annimmt. Dennoch denke ich, dass mein Vater durch seine Reise zum Symbol eines Kampfes wird, den viele von uns gegen all die Dinge führen müssen, die wir missbilligen, gegen die oft engstirnige Einstellung der Menschen um uns herum. Mein Traum war es, gerade all diese Werke meines Vaters ans Licht zu bringen, indem ich seine Filme, die er wie Kostbarkeiten aufbewahrte, aus ihren Kisten herausholte.“

 

 

Neben der Trophäe des Festivals von Jihlava wurde „Timebox“ auf mehreren internationalen Filmfestivals gewürdigt, darunter auf dem Internationalen Filmfestival Transilvania TIFF 2019, sowie mit dem Preis für den besten Dokumentarfilm in der Sektion „Balkan Dox“ des Dokufest IDFF-Festivals im Kosovo ausgezeichnet.


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Publicat: 2020-05-23 17:30:00
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