Wildtierbeobachtung in den Karpaten

wildtierbeobachtung in den karpaten Der WWF schätzt, dass die Karpaten mit etwa 320.000 Hektar ursprünglichen Waldgebieten bedeckt sind, 250.000 Ha davon allein in Rumänien. Hier sind Wildtiere wie Braunbär, Wolf und Luchs in ihrem natürlichen Lebensraum anzutreffen.

In den rumänischen Karpaten haben große Flächen unberührter Waldgebiete überlebt. Einer, der den Wert dieses Erbes schon lange erkannt hat, ist der Biologielehrer Hermann Kurmens. Er ist gleichzeitig auch Reiseveranstalter und Eigentümer eines B & B im Dorf Măgura, Landkreis Braşov (Kronstadt):

 

„Man braucht nicht in die afrikanische Savanne zu reisen, um Tiere in der Wildnis zu beobachten. Dafür reicht eine Reise nach Rumänien, in die Urwälder. Es ist bekannt, dass Rumänien die größte Dichte an Bären, Wölfen und Luchsen in Europa hat. Ein Drittel der Population für diese Tiere lebt in Rumänien. Wilde Tiere sind in allen rumänischen Bergen zu Hause, vermehrt sind diese in den Gebirgslandkreisen Harghita, Covasna und Braşov anzutreffen. Im Jahr 2000 haben wir mit einer Beobachtungsstation in der Gegend von Făgăraş, in Şercaia, angefangen.“

 

 

Touristen können erst seit kurzem Wildtiere in den Karpaten beobachten, sagt uns Hermann Kurmens:

 

„In den 70er und 80er Jahren wurde viel gejagt und eine Menge Trophäen verkauft. Die Touristen kamen hauptsächlich aus Westeuropa und zahlten zwischen 5.000 und 12.000 Dollar für das Erlebnis. Mit der Zeit begriffen die Verwalter der Naturschutzgebiete, dass man mit einer Wildtierbeobachtungsstation Geld verdienen kann, auch wenn dies mehr Arbeit erfordert. Die Einnahmen jedoch sind auf lange Sicht gesichert. Ein Bär lebt etwa 30 Jahre, und wenn er im Alter von vier Jahren erschossen wird, dann wird nichts mehr verwertet, während ein 20 Jahre alter Bär noch immer von Touristen in freier Wildbahn beobachtet werden kann. Um das Jahr 2000 herum war es schwer, die Verwaltungen zu überzeugen, weil es so viel einfacher war, einen Jäger aus dem Westen hierher zu bringen. Es brauchte nur drei Tage Vorbereitung, der Tourist erlegte das Tier, die Verwaltungen kassierten ab. Doch die Dinge haben sich seitdem radikal geändert. In unserer Gegend haben wir bereits 15 Beobachtungsstationen gebaut, die mittlerweile zu den größten Touristenattraktionen geworden sind. Wir haben Besucher aus ganz Europa, die hierherkommen, um Tiere zu beobachten.“

 

 

Was enthält eine solches touristisches Paket? Bevor er uns das touristische Angebot erklärt, sagt Hermann Kurmens vorneweg, dass Tiere nur in organisierter Form beobachtet werden dürfen:

 

„Die Touristen werden von einem fachkundigen Führer begleitet, außerdem kommt immer einen Förster oder jemand von der Verwaltung der Naturschutzgebiete mit, der in den meisten Fällen eine Waffe bei sich hat. Die Touristen fahren in einem Geländewagen, den die Reiseagentur zur Verfügung stellt. Der Wagen hält ungefähr 100 m vor der Beobachtungsstation, die letzte Strecke wird zu Fuß zurückgelegt. Die Reiseleiter unterrichten die Touristen vor dem Ausflug. Nachdem sie das Fahrzeug verlassen, wird nicht mehr geredet, alle gehen langsam und leise. Verpflegung darf nicht mitgenommen werden, damit die Bären nicht direkt zu den Beobachtungsstellen angelockt werden. Auch auf die Kleidung muss geachtet werden, grelle Farben sind nicht angebracht. Die Touristen sollten eine angemessene Ausrüstung für Trekking-Touren in den Bergen haben und für Regen oder schlechtes Wetter vorbereitet sein. Es wird empfohlen, das eigene Fernglas mitzubringen, und diejenigen, die fotografieren wollen, sollten natürlich auch ihre Kamera dabei haben.“

 

 

Wildtierbeobachtung ist definitiv eine Touristenattraktion, aber sie ist nur ein Teil des 7-tägigen Reiseangebots. Hermann Kurmens zählt auf, was das Programm noch umfasst:

 

„Das Programm ist eine Mischung aus Natur und Kultur. Wir beginnen im Dorf Măgura und unternehmen mehrtägige Bergwanderungen rund um das Piatra-Craiului-Gebirge (dt. Königsteingebirge), wobei die Schwerpunkte mal auf der Flora, mal auf der Fauna der Karpaten liegen. Wir fahren zu einer abgelegenen Hütte oder besuchen die Fledermaushöhle, wo wir drei verschiedene Fledermausarten beobachten können. Wir besuchen auch die Burg Bran (Törzburg), denn wir legen Wert darauf, dass auch die Kultur nicht zu kurz kommt. Auf dem Programm steht zum Beispiel auch der Besuch der Wehrkirche im Dorf Vulcan/Wolkendorf (wo die Orgel aus Streifort ein neues Heim gefunden hat) sowie die Altstadt Braşovs mit der berühmten Schwarzen Kirche und ihren mittelalterlichen Mauern. Auf diese Weise verbinden wir Kultur und Natur.“

 

 

Die ausländischen Touristen kommen aus ganz Europa, aber auch aus den USA, Kanada und sogar aus Australien. Die meisten buchen über britische Reiseagenturen. Hermann Kurmens erklärt:

 

„Im Allgemeinen sind die westlichen Touristen am meisten an der Natur interessiert. Die Briten haben zum Beispiel eine besondere Sensibilität, denn sie waren die ersten, die ihre Wälder vor über 200 Jahren abgeholzt haben. Wenn die Wälder weg sind, sind auch die Bären, Wölfe und Rotluchse weg. Aus diesem Grund schätzen sie die Natur wohl am meisten. Sie freuen sich, frei herumstreifende Bären zu sehen, aber sie erfreuen sich auch des Anblicks eines Frosches, des Ochsenfrosches zum Beispiel, oder eines Vogels, den es bei ihnen nicht mehr gibt. Sie finden Gefallen an den endemischen Pflanzenarten wie die Piatra-Craiului-Nelke oder die Karpaten Glockenblume. Sie wundern sich, wenn sie den Wiedehopf hören oder Schelladler sehen.“

 

 

Eine Anregung also, Ihre Freizeit in der Natur zu verbringen, weit weg vom Lärm und der Umweltverschmutzung der Städte. Gäste, die sich für ein solches Paket entschieden haben, schwören darauf, dass sie damit Energie für ein ganzes Jahr getankt haben.


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Publicat: 2020-10-18 17:30:00
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