„The Real Tour of Communism“: Rundgang auf den Spuren der kommunistischen Zeit in Bukarest

„the real tour of communism“:  rundgang auf den spuren der kommunistischen zeit in bukarest Heute entdecken wir Rumäniens Hauptstadt anhand einer speziellen Tour, die bei ausländischen Touristen sehr beliebt ist.

 

RadioRomaniaInternational · „The Real Tour of Communism“: Rundgang auf den Spuren der kommunistischen Zeit in Bukarest

 

Der Rundgang auf den Spuren der kommunistischen Zeit in Bukarest führt die Besucher an all jene Orte, die immer noch Zeugen der von der damaligen Propaganda als „Goldenes Zeitalter“ verbrämten Epoche zeugen, die im Dezember 1989 abrupt endete. Der Parlamentspalast, auch als „Haus de Volkes“ bekannt, laut der World Records Academy das drittgrößte Verwaltungsgebäude der Welt, oder die Casa Ceaușescu, die Residenz des ehemaligen Diktators von Rumänien, sind nur einige Sehenswürdigkeiten, die man besichtigen kann.

 

Die spezialisierte Fremdenführerin Andreea Cosma sagt, dass die Tour, die sie Touristen anbietet, ein umfassendes Erlebnis ist. Neben verschiedenen Besichtigungen werden Informationen über das Alltagsleben der Rumänen im Kommunismus vermittelt – in sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht.

 

Zunächst einmal denke ich, dass alle ausländischen Besucher diese Tour buchen sollten, weil sie hilft, das Verhalten und die Lebensweise der Rumänen in jener Zeit zu verstehen. Ob es uns gefällt oder nicht, wir stehen noch immer unter dem Einfluss von fast 50 Jahren Kommunismus. Und ich würde mich nicht auf Ausländer beschränken. Es ist auch für Einheimische nützlich, insbesondere für die jüngere Generation, die im Schulunterricht nicht wirklich relevante Information über den Kommunismus erhält. Ziel der Tour ist es, den Besuchern zu vermitteln, welche erschütternde Umwälzungen das kommunistische Regime nicht nur in Bukarest, sondern in ganz Rumänien herbeigeführt und wie sich das auf die Menschen ausgewirkt hat. Unter den Sehenswürdigkeiten, die wir beim Rundgang aufsuchen, befinden sich natürlich das Haus des Volkes, der heutige Parlamentspalast, dann die Kirche eines kleinen Nonnen-Klosters, um die interessante Geschichte über die auf Rädern umgesiedelten Kirchen hervorzuheben. Als Nächstes sehen wir einen alten Lebensmittelladen in der Apolodor-Straße und gehen weiter zu einem der ehemaligen Securitate-Hauptquartiere, dem heutigen Sitz der Bukarester Stadtpolizei. Wir beenden die Tour auf dem Revolutionsplatz vor dem ehemaligen Sitz des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, wo heute einige Ministerien untergebracht sind.“

 

 

Aus architektonischer Sicht ist der Parlamentspalast nach wie vor eines der umstrittensten Gebäude in Rumänien. Das Gebäude hat eine Grundfläche von 365 000 Quadratmetern und steht damit im Guinness-Buch der Weltrekorde für zivil genutzte Verwaltungsgebäude an erster Stelle und in Bezug auf das Bauvolumen an dritter Stelle in der Welt. Es ist auch das schwerste und teuerste Gebäude der Welt. Der gesamte Bau ist das Ergebnis der Anstrengung von mehr als 100 000 Menschen, wobei fast 20 000 Arbeiter in drei Schichten 24 Stunden am Tag Schwerstarbeit leisteten. Das Gebäude wurde fast ausschließlich mit Baumaterialien aus heimischer Produktion errichtet. Unsere Reiseleiterin Andreea Cosma empfiehlt den Touristen, bei vorhandener Zeit eine Führung durch das Innere des Gebäudes in Anspruch zu nehmen. Die Führungen in mehreren Sprachen können 24 Stunden im Voraus auf der Website des Parlamentspalastes gebucht werden. Der Standardpreis beträgt 60 Lei (12 Euro) für Erwachsene.

 

Auf unserem Rundgang erzählen wir von den Zerstörungen, die stattfanden, um Platz für das wichtigste Symbol des Größenwahns Ceaușescus zu schaffen. Wir erzählen dann, dass mehr als 360 000 Quadratmeter bewohnter Fläche niedergewalzt und in etwa fünf Jahren bebaut wurden, wobei noch erwähnt werden muss, dass es sich um ein laufendes Projekt handelt, das immer noch nicht fertiggestellt ist. Wir sprechen auch über die angeblichen Tunnel, die unter dem Haus des Volkes existieren sollen. An diesem Ort können wir auch ein anderes interessantes Objekt sehen, das mit der Geschichte von Elena Ceaușescu zusammenhängt, der Ehefrau des Diktators. Das Gebäude, in dem sich heute der Sitz der Rumänischen Akademie befindet, war im Kommunismus als Haus der Technik und Wissenschaft geplant worden. Im Grunde sollte es eine Art Büro für Elena Ceaușescu werden, die sich mit einem Doktortitel in Chemie schmückte, obwohl sie in Wirklichkeit nur drei Jahre auf die Schule gegangen war und nicht einmal einen Schulabschluss hatte. Ziel der kommunistischen Propaganda war es, u.a. zu zeigen, wie Menschen aus sehr armen Verhältnissen es geschafft hätten, einen steilen sozialen Aufstieg hinzulegen.“

 

 

Das nächste Gebäude, das man auf dem Rundgang auf den Spuren des Kommunismus besichtigen kann, wurde Mitte der 1960er Jahre errichtet und war damals im Volksmund als „Frühlingsvilla“ oder „Frühlingspalast“ bezeichnet. Die großzügige Villa mit Swimmingpool, Garten und eigenem Hauskinosaal am Bulevardul Primăverii (Frühlingsboulevard) wurde von 1970 bis 1972 erweitert und diente dem Diktatoren-Ehepaar als Residenz. Für die Vertäfelung der Innenräume wurden einheimische Hölzer in verschiedenen Farben verwendet. Außerdem gibt es eine beeindruckende Gemäldesammlung und viele handgefertigte Wandteppiche und Mosaike. Führungen werden auf englisch und rumänisch angeboten, der Standardtarif beträgt 55 Lei (11 €). Unsere Reiseleiterin Andreea Cosma empfiehlt darüber hinaus eine Besichtigung des gesamten ehemaligen Bonzenviertels:

 

Ich erwähne immer wieder den Frühlingspalast. Es ist außerordentlich interessant, ihn zu besichtigen. Die Hauptresidenz des Ehepaars Ceaușescu wurde in ein Museum umgewandelt, und es ist sehr interessant, ihren Lebensstil nachzuvollziehen. Dort kann man den Luxus und die Opulenz sehen, in denen die Ceaușescus und natürlich ihre gesamte Familie im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung lebten. Das gesamte Frühlingsviertel ist einen Spaziergang wert, idealerweise mit einem Führer, der Ihnen die einzelnen Häuser des Viertels vorstellt. Jedes dieser Häuser hat eine Geschichte, dort lebten meistens hochrangige Parteikader und ihre Familien, und die Dynamik innerhalb dieser Familien, einschließlich ihrer Beziehung zu den Ceaușescus, ist äußerst interessant.“

 

 

Zum Schluss erzählt unsere Fremdenführerin Andreea Cosma, wie der Rundgang auf den Spuren der kommunistischen Zeit in Bukarest bei den Touristen ankommt:

 

Da die Führung wie eine Geschichte aufgebaut ist, in der alle wichtigen Veränderungen, die der Kommunismus mit sich brachte, aufgezeigt und die Auswirkungen auf unser Leben beschrieben werden, waren ausnahmslos alle Touristen am Ende sehr beeindruckt. Sie haben dadurch viel besser verstanden, warum Rumänien heute so ist, wie es ist, wobei jeder natürlich seine eigenen Erfahrungen mitbringt, auch im Zusammenhang mit der persönlichen Beziehung zu Rumänien. Was die Herkunft unserer Besucher betrifft, so kamen im letzten Jahr, also 2022, sehr viele aus den USA. Ich war ein wenig überrascht. Bis zur Pandemie gab es keinen Rundgang ohne mindestens einen Touristen aus Großbritannien. Doch im letzten Jahr hat sich die Zusammensetzung der Gruppen geändert. Es gab keine einzige Tour, bei der nicht mindestens ein Tourist aus den USA dabei war. Ansonsten kommen die meisten aus Westeuropa, nur sehr wenige aus Asien, Südamerika und Afrika.“

 

 

Der Preis für den Rundgang „The Real Tour of Communism“ liegt zwischen 90 und 150 Lei (18–30 Euro). Die teuerste Buchung ist für private Touren. Am meisten werden jedoch Gruppenführungen mit maximal 15 Personen gebucht, damit man auch auf Fragen von einzelnen Touristen angemessen eingehen kann.


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Publicat: 2023-02-19 17:30:00
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