Rumänische Lebensmittelindustrie: Pferdefleischskandal verkraftet

rumänische lebensmittelindustrie: pferdefleischskandal verkraftet Das Pferdefleischskandal und die sich nachträglich als falsch herausgestellten Anschuldigungen haben der rumänischen Lebensmittelindustrie schwer zugesetzt.

Laut dem Rumänischen Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung lag 2012 das Handelsbilanzdefizit der Agrarprodukte bei 745 Millionen Euro. Der Wert war doppelt so hoch als im Vorjahr. Vergangenes Jahr importierte Rumänien über 6 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Produkte, um 6% mehr im Vergleich zum Vorjahr; ihr Wert bezifferte sich auf über 4,65 Milliarden Euro, das heißt um knapp 372 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

 

Rumänien führte im selben Jahr hingegen insgesamt 7,9 Millionen Tonnen landwirtschaftlicher Produkte aus und die entsprechenden Einnahmen erreichten über 3,9 Milliarden Euro. Die größten Einnahmen kamen mit 1,14  Milliarden Euro aus dem Mais- und Weizenexport.

 

Im Jahr 2012 nahm der Zucker mit 286 Millionen Euro den ersten Platz auf der Liste der Importe des Landes ein, was die landwirtschaftlichen Produkte anbelangt. 259 Millionen Euro zahlte Rumänien ferner für den Import von Schweinefleisch und 191 Millionen Euro für Mais. Die Europäische Union war sowohl für Importe als auch für Exporte der wichtigste Außenhandelspartner Rumäniens im Sektor der  landwirtschaftslichen Produkte.

 

In der ersten Jahrehälfte 2013 wurde aber die Fleischwirtschaft Rumäniens von dem Pferdefleischskandal hart getroffen. Vladimir Mănăstireanu, Leiter der Rumänischen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsbehörde, zieht Bilanz:

 

„Wir haben es geschafft, alle Vorwürfe gegen Rumänien und gegen die rumänischen Hersteller abzubauen. Es handelte sich um drei Vorwürfe, einen ursprünglichen von Seiten Frankreichs, so wie Sie und alle anderen wissen, dann von Seiten Deutschlands und anschließend seitens Griechenlands. Bei allen Diskussionen, die wir sowohl in Brüssel geführt haben, als wir uns an dem Führungstreffen der Veterinärbehörden beteiligt haben, als auch in Dublin, bei Privatgesprächen mit den Kollegen aus Frankreich und anderen Ländern, haben wir den Gedanken und die Bitte erörtert, und das ist auch die Hauptschlussfolgerung aller Treffen, dass, falls solche Fälle aufgespürt werden, diese erst dann veröffentlicht werden, wann man die Bestätigung hat, dass ein Mitgliedsland für einen Beschriftungsbetrug verantwortlich ist. Sonst wird man zu Unrecht beschuldigt, wie es in unserem Fall war. Danach hat man sich nicht einmal bei uns entschuldigt. Dennoch haben wir ein Exportdefizit der rumänischen Industrie einbüßen müssen.“

 

Rumänien konnte sehr schnell nachweisen, dass die rumänischen Veterinärbehörden ihren Aufgaben nachkommen und die ganze europäische und nationale Gesetzgebung einhalten. Die rumänische Lebensmittelindustrie sei seriös und beschrifte das Fleisch richtig, das sie auf dem europäischen und auf anderen Märkten vermarktet, sagte noch Vladimir Mănăstireanu.

 

Dennoch seien die Rind- und Pferdefleischexporte infolge des Beschriftungsskandals um über 20% zurückgegangen, beklagen sich die rumänischen Hersteller. Einer der größten rumänischen Pferde- und Rindfleischhersteller und Exporteure auf dem europäischen Markt, Iulian Căzăcuţ, hat auch eine Reihe von Vorschlägen zur Erholung infolge des besagten Skandals formuliert: Eine Fleischbörse unter Verwaltung des Landwirtschaftsministeriums, aber auch die Erschließung neuer Märkte. Diese Maßnahmen würden den Vertrauensgrad der europäischen, jedoch auch anderer Verbraucher steigern, die eine höhere Transparenz des Nachfrage-Angebot-Preises, aber auch der Fleischherkunft fordern, so Iulian Căzăcuţ:

 

„In erster Reihe müsste die Funktionsweise einer Börse geregelt werden. Wenn sie offiziell geregelt ist, muss diese dann einige Regeln einhalten und das Landwirtschaftsministerium könnte die Genauigkeit der Börsen-Daten kontrollieren.“

 

Auch die Produzenten sehen Opportunitäten. Iulian Căzăcuţ:

 

„Wir möchten diesen Moment zu unserer Gunst verwenden. Zuert müssten wir uns verteidigen, zeigen, dass wir nichts Falsches tun, wenn wir alle Vorschriften und Normen einhalten. In diesem Moment stehen wir in direktem Kontakt mit jedem Kunden, mit jedem Partner. Wir investieren weiterhin in die Entwicklung der Produzenten-Marke, wir verlassen uns darauf. Wir können den Markt mit sicherem Fleisch beliefern, dessen Ursprung kontrolliert wurde. Wir wünschen uns, dass die rumänischen Produzenten weiter unterstützt werden, um Zugang zu internationalen Märkten zu haben.“

 

Die rumänsiche Lebensmittelindustrie ist auch für ausländische Investoren interessant. Im Oktober 2010 hat das französische Unternehmen Sofiproteol den Speiseöl-Produzenten „Expur“ in Urziceni für 80 Millionen Euro von der schweizerischen Gruppe „Alimenta“ gekauft. Auf dem rumänischen Speiseöl-Markt sind zudem die amerikanischen Unternehmen Bunge und Cargill präsent.

 

Auch in anderen Bereichen der Lebensmittelindustrie finden wir ausländische Investoren. Das amerikanische Unternehmen Smithfield Foods hat 2004 die ehemalige Schweinefarm Comtim in Timișoara gekauft und möchte hier insgesamt 850 Millionen US-Dollar hier. Auch der deutsche Produzent Reinert hat Anfang 2007 eine Fleischbearbeitungsfabrik in Feldioara (Marienburg), Landkreis Brașov (Kronstadt) eingeweiht.

 

In der Milchindustrie sind in Rumänien die Franzosen von Lactalis und Danone, die Holländer von Friesland und Campina, sowie auch die Deutschen von Hochland tätig. Auch Hame aus Tschechien, Orkla aus Norwegen, Riso Scotti aus Italien und Nestlé wickeln in Rumänien Geschäfte ab.


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Publicat: 2013-07-23 18:34:00
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