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Giuseppe Tateo aus Italien erforschte Rumänien als Anthropologe

Der Italiner Giuseppe Tateo wurde in Bari geboren. Er studierte Literatur und Philosophie an der Universität Turin, wo er auch einen Master in Kulturanthropologie und Ethnologie absolvierte, und promovierte anschlie‎ßend in Sozialanthropologie am Max-Planck-Institut in Deutschland. Er hat an renommierten Universitäten in Europa, Lettland, der Tschechischen Republik und Deutschland geforscht. Er bekam ein Postdoc-Stipendium am New Europe College in Bukarest und ist Mitglied der Gesellschaft für Rumänienstudien.


16 Monate lang hielt ihn die anthropologische Forschung in Bukarest, drei Monate führte sie ihn nach Chisinau, in der Republik Moldau und dann wieder nach Sighetu Marmației, einem rumänischen Ort, den er zwischen 2011 und 2019 mehrmals besuchte. Woher aber das Interesse an Rumänien?



Das Interesse kam, sagen wir, auf natürliche und unerwartete Weise, denn ich kam 2007 zum ersten Mal nach Rumänien, als ich als Freiwilliger mit einer Gruppe italienischer Jesuiten arbeitete, die vor 20 Jahren ein Familienheim in der Maramureș eröffnet und eingerichtet hatten, erzählt Giuseppe Tateo, der damals noch recht jung war. Mit erst 17 Jahren lernte er die Sprache recht schnell und die Menschen nahmen ihn sehr herzlich auf. Praktisch jeden Sommer über mehrere Jahre war er im Norden von Rumänien. Als Anthropologe schrieb er seine Diplom – und Masterarbeit zunächst über die Republik Moldau und dann über Rumänien. Und so gingen natürlich das Interesse als Forscher, als Akademiker und sein Interesse an der rumänischen Sprache und Kultur Hand in Hand. Er lebte zwei Jahre lang in Bukarest und Rumänien wurde ein Teil seines Lebens, erzählt Tateo, der perfekt Rumänisch spricht. Sich der Sprache zu nähern war angesichts der kulturellen und historischen Affinität wohl nicht ganz so schwer.



Es war ganz einfach. Die erste Annäherung fand in Sighetu Marmației statt, mit der lokalen Bevölkerung undzwar nicht nur mit den Rumänen, sondern auch mit den Ungarn dort. Die beiden Sprachen, waren neu und äu‎ßerst interessant. Rumänisch zu lernen erfordert natürlich nicht so viel Mühe wie Ungarisch, das ich nicht einmal versucht habe zu lernen, weil es zu kompliziert ist, erinnert sich der Italiner. Was ihn dann faszinierte, war die Begnung mit einer neuen Sprache bei der Erforschung der orthodoxen Religion – der Kirchensprache, die weiter vom lateinischen Wortschatz entfernt ist, weil sie Wörter aus dem Slawischen entlehnt hat. Jetzt versucht er weiterhin, Bücher und Nachrichten auf Rumänisch zu lesen, um seine Sprachkentnnisse aufzufrischen.


Giuseppe Tateo verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz in Rumänien. Seine Studien über den Bau orthodoxer Kirchen haben ihn an viele Orte in Rumänien geführt, und er hat viele Menschen getroffen. Er versteht also, wie Rumänien tickt.

15 Jahre nach meinem ersten Besuch habe ich manchmal das Gefühl, dass die Gesellschaft und die Wirtschaft nicht wirklich gerechter geworden sind, dass die aufeinanderfolgenden Regierungen nicht wirklich im Interesse der am meisten Benachteiligten gehandelt haben, und wenn es etwas gibt, das verbessert werden sollte, dann wäre es natürlich die Gleichheit der Klassen, der Geschlechter und der Ethnien, die in Rumänien immer noch ein sehr gro‎ßes Problem ist, findet der Anthropologe.


Aber was Tateo leid tut, ist auch ewas anderes: Rumänien ist leider ein unbeschriebenes Blatt für viele im Westen:

Für den durchschnittlichen Touristen ist Bukarest eine hässliche Stadt, denn er kommt für ein paar Tage und sieht die Achse Victoriei-Platz – Römischer Platz – Unirii-Platz, die sozialistische Architektur mit Betonblöcken und das wars. Es ist sehr traurig, denn er verliert einen Schatz an modernistischer Architektur, der im armenischen Viertel, im jüdischen Viertel usw. unglaublich faszinierend ist, sagt Tateo.


Das Image von Bukarest im Ausland sollte deshalb mehr gefördert werden, findet er. Er selbst schwelt in Erinnerungen an Rumänien, wo er seit 2 Jahren nicht mehr lebt – eine Erinnerung hält ihn bis heute fest.

Ich bin Agnostiker und mein Interesse an Religion ist in erster Linie wissenschaftlich und kulturell, aber einmal hat mir ein orthodoxer Priester sein eigenes Kreuz geschenkt, obwohl er wusste, dass ich manchmal kritischer gegenüber der Kirche und den Religionen bin – und dennoch wollte er mir ein Geschenk machen, das für ihn sehr, sehr persönlich war, erzählt Tateo nachdenklich.

Seitdem trägt er dieses Kreuz bei sich. Es ist der Schatz des Anthropologen, der auch glücklich ist, in Italien weiter fast jeden Tag Rumänisch hören zu dürfen. Seine Familie lebt in Turin, wo es eine sehr gro‎ße Gemeinschaft von Rumänen aus moldauischen Städten wie Roman oder Bacau zum Beispiel gibt. Und in Italien ist es seiner Meinung nach sehr wichtig, dass die Menschen erkennen, dass Rumänen seit mehr als 10 Jahren die am stärksten vertretene Minderheit im Land sind, und Italiener immer noch nicht viel über Rumänen und über Rumänien wissen, viele Menschen überhaupt nichts. Sein Wunsch wäre es also, das Verhältnis zwischen Rumänen und Italienern in Italien zu verbessern, sagte er abschlie‎ßend..

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