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Sex und Spionage im kommunistischen Rumänien


In der Welt der Geheimdienste herrscht maximaler Zynismus. Das war schon immer so, und überall haben die Geheimdienste alles getan, um zu bekommen, was sie wollten. Offensichtlich war Sex und Romantik ein Mittel, mit dem die Dienste versuchten, an Geheimnisse heranzukommen. Auch der rumänische Geheimdienst war keine Ausnahme von dieser Regel. Nach 1945, nach der Errichtung des kommunistischen Regimes, wurde der Geheimdienst, Securitate genannt, zu einem Apparat der politischen Unterdrückung. Es wendete die Romeo-Methode an, um Personen von geheimdienstlichem Interesse zu erreichen. Steliu Lambru hat sich dokumentiert. Ich bin IA uns bringe ihnen die deutsche Fassung seines Beitrags.




General Neagu Cosma war von 1950 bis 1973 Leitert der rumänischen Spionageabwehr. Mitarbeiter des Zentrums für Audio-Geschichte des rumänischen Rundfunks fragten ihn, ob sexuelle und romantische Beziehungen bei der Rekrutierung von Agenten eine gängige Praxis der Securitate waren. Das Regime verlangte von den Offizieren moralisches Verhalten, was sich jedoch als Hindernis für die Erreichung der nachrichtendienstlichen Ziele erwies. Ich erinnere mich an einen Fall. Unser Junge umwarb eine Amerikanerin, die von beeindruckender Statur war. Nach ein paar Tagen kommt er und sagt: Genosse General, ich gehe nicht mehr weiter. Entweder Sie lassen mich ihr schlafen, oder ich kann nicht mehr weitermachen. Sie ist verrückt, sie stürzt sich auf mich, was soll ich tun? Der Sonderinformationsdienst hatte keine derartigen Probleme, er hätte gesagt: Auf sie! Ich berichte also dem Innenminister Draghici: Genosse Minister, wir sind so weit gekommen, der Fall ist sehr aussichtsreich, wenn man bedenkt, wer diese Frau ist und welche Verbindungen sie hat.“ Sie hatte einen Onkel, der Senator und sehr reich war. Es ist gut, aber wir weichen von der Moral ab – sagte Draghici. Ich machte ihm klar, dass ich in diesem Fall die Amerikanerin aufgeben würde. Ich bat ihn, die Moral bei Seite zu lassen, und er gab mir sein Einverständnis. Der Junge heiratete sie, reiste aus und wurde ein wohlhabender Mann.




Der Geheimdienst versuchte Ende der 1960er-Jahre, den Kodierer der britischen Botschaft in Bukarest anzuwerben, auch mit der Romeo-Falle, oder sollen wir diesmal Julia sagen? Wir hatten eine ganze Armee von Frauen, ich übertreibe nicht, die wir vermittelt haben. Ich möchte Ihnen den Fall eines Engländers, der als Kodierer einen hohen Dienstgrad in der Botschaft innehatte, schildern. Der Mann war nicht verheiratet, wir haben ihm eine sehr erfahrene Agentin zugeteilt. Sie gingen abends auf ein Bier und er verliebte sich langsam in sie. Er war etwa 55, sie war etwa 25, er war verrückt nach unserem Mädchen. Wir fotografierten, filmten und überwachten ihn, bis ich sie anwies, ihn zu informieren, dass die Securitate Bescheid weiß und Informationen einfordern würde. Gib’s ihnen, Liebling, gib’s ihnen!“, sagte er und begann einiges auszuplaudern. Es hat funktioniert, es war vielversprechend.“




Doch der Sicherheitsdienst wollte mehr, er wollte an den britischen Code herankommen und wies die Agentin an, den Diplomaten zu heiraten. Sie hat ihn überredet, hier zu heiraten, sogar kirchlich zu heiraten. Da es im Rathaus keinen Priester gab, haben wir einen unserer Mitarbeiter in eine Priesterrobe gekleidet. Wir gaben ihm Gewänder, feierten mit ihnen die Messe, setzten ihnen die Krone auf den Kopf, wir verheiratet sie und filmten alles. Wir glaubten, er würde uns nicht mehr entkommen. Unser Mädchen sagte ihm nach einer Weile erneut, dass der Sicherheitsdienst um Informationen gebeten habe und mit ihm sprechen wolle. Als wir mit ihm sprachen, drehte und wendete er sich und sagte: Wissen Sie, was mit mir geschieht, wenn meine Leute es herausfinden? Wir sagten ihm: Das werden sie sicher nicht.“ Nach drei Tagen legte er bei seinen Leuten Bericht ab und verließ Rumänien mit dem ersten Flugzeug.“




Ein weiteres Opfer der Erpressung sollte die Kodiererin der österreichischen Botschaft in Bukarest sein, erzählt Neagu Cosma, ehemaliger Leiter der rumänischen Spionageabwehr. Es war nicht von großem Interesse, aber den österreichischen Code in die Hände zu bekommen, war keine schlechte Sache. Hier gab es eine Kodiererin, eine unverheiratete Frau. Also habe ich ihr einfach einen Freund besorgt, und sie war sehr glücklich. Überall, wo sie sich zum Liebesspiel trafen, hatten wir alles verbreitet, alles beobachtet, fotografiert und gefilmt. Sie haben sich Perversionen hingegeben und wir haben eine sehr dicke Akte angelegt. Jetzt war es an der Zeit, ihr die Dokumente vorzulegen. Das war eine Fehleinschätzung unsererseits. Sie schaute sich die Bilder an, studierte sie und sagt: Geben Sie mir bitte eine Kopie. Ich habe keine solchen Fotos von mir.“ Und uns wurde klar, dass wir mit Erpressung nicht weiter kamen. Wir boten ihr an, für uns zu arbeiten, und sie erwiderte, sie würde darüber nachdenken. Zwei Tage später war sie weg.“




Die rumänischen Sicherheitsbehörden versuchten, mit der Romeo-Falle an Geheimnisse heranzukommen – eine Methode, die von Geheimdiensten in der ganzen Welt häufig angewandt wird. Einige Versuche waren erfolgreich, andere liefen schief.


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