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Überwachung der Rothalsgänse


Die Population der Rothalsgänse ist seit Beginn dieses Jahrhunderts rückläufig und wird heute weltweit auf etwa 50.000 Exemplare geschätzt. Wegen der Zerstörung der Nistplätze durch Ölfelder, Windparks, die vielmals auf der Zugroute liegen, und nicht zuletzt die Jagd gingen die Bestände stark zurück. Rothalsgänse nisten auf den Halbinseln Taimyr, Gydan und Yamal in der russischen Tundra. Sie bauen ihre Nester in der Nähe derer der Wanderfalken und Polareulen, die ihnen Schutz vor Raubtieren bieten.




Der Herbstzug beginnt im September, und nach etwa zwei Monaten erreichen die Rothalsgänse ihre Winterquartiere in der Ukraine, Rumänien und Bulgarien, wo sie von Vogelkundlern diskret überwacht werden. Der bulgarische Ornithologe Emil Todorov, der seit mehr als 10 Jahren in Rumänien lebt, ist um diese Art besorgt. Er ist der Leiter des Projekts Life for Safe Flight“, das auch von der rumänischen ornithologischen Gesellschaft umgesetzt wird. Emil Todorov erklärt das Überwachungsprogramm für Rothalsgänse: Die ersten Vögel kamen Anfang November letzten Jahres, wenn die Rothalsgänse normalerweise nach Rumänien ziehen, hier an. Zunächst in geringer Zahl. Im Dezember stieg diese immer weiter an. Jetzt, im Januar, befinden sich mehrere zehntausend Rothalsgänse im Südosten Rumäniens — in ihrem bevorzugten Überwinterungsgebiet. Offensichtlich hatte das Aussetzten der Jagd geholfen, diese Art zu überwachen. Die Gänse sind relativ ruhig. Wir waren bei der Erfassung der Population recht erfolgreich. Mitte Januar hatten wir bereits 12.000 Gänse gezählt. Wenn wir 7.000, die sich möglicherweise in der Ukraine aufhalten, hinzuzählen, kommen wir zu dem Schluss, dass fast 20.000, also fast die Hälfte des Bestandes dieser Vogelart, in Rumänien überwintert. Die 7.000 in der Ukraine fliegen täglich zwischen der Ukraine und dem Donaudelta hin und her. Wir können also davon ausgehen, dass sie auch in Rumänien auf Nahrungssuche sind, also rechnen wir mit etwa 20.000 Vögeln. Die bevorzugten Gebiete sind die Seen in dem südöstlichen Landkreis Braila, den benachbarten Landkreisen Ialomita und Calarasi und natürlich das Donaudelta mit dem gesamten Lagunenkomplex Razim-Sinoe“.




Einige Vögel wurden mit einem Sender ausgestattet. Diese liefern den Ornithologen wichtige Informationen über die Rastplätze entlang der Zugroute der Rothalsgänseschwärme. Leider zeigen auch die Sender das Ausma‎ß der Wilderei hierzulande. Vor zwei Jahren wurde eine Gans, mit dem Namen Victoria, die in einem Dorf im Kreis Ialomita verletzt aufgefunden wurde, von Freiwilligen behandelt, mit einem Sender versehen und dann freigelassen. Vor einem Jahr zeigte das Satellitengerät an, dass Victoria 74 Tage lang von Sibirien aus geflogen war und dabei 7.700 km bis zum Donaudelta zurückgelegt hatte. Ende letzten Jahres kehrte sie nach Rumänien zurück. Nach ihrer Ankunft bekamen die Vogelkundler keine Daten mehr über ihren Sender. Emil Todorov erzählt: Seit letztem Jahr haben wir von der Gans Victoria kein Signal mehr erhalten. Wir wissen nicht, was mit ihr passiert ist. Nachdem sie in Rumänien eintraf, hörte das Signal plötzlich auf. Den Sender konnten wir nicht bergen. Es wird unentdeckt bleiben, was mit ihm passiert ist. Eine weitere mit einem Sender ausgestattete Gans kam Ende Dezember letzten Jahres nach Rumänien. Unglücklicherweise blieb der Sender etwa drei Tage nach ihrer Ankunft in Rumänien stehen und begann, von einem einzigen Punkt aus Signale zu senden. Wir vermuteten, dass der Gans etwas zugesto‎ßen war. Freiwillige entdeckten leider nur den Sender und den Ring, den sie am Bein trug. Wir stellten in diesem Fall fest, dass die Gurte aus Teflon, mit denen der Sender auf dem Rücken der Gans befestigt war, offensichtlich auf gleicher Länge abgetrennt waren. Ein Raubtier hätte die Gurte nicht mit solcher Präzision durchtrennen können. Vermutlich wurde der Vogel von einem Menschen gefunden. Auf dem Sender war auch eine Telefonnummer, aber er wurde einfach in einem Gebüsch entsorgt.“




Die mit einem Sender ausgestattete und von Spezialisten des Instituts für Zoologie in Kasachstan, mit einem Metallring markierte Rothalsgans mit dem Namen Talgat kam am 18. Dezember letzten Jahres in das Gebiet des Lagunenkomplexes Razim — Sinoe, im Donaudelta an. Das Tier ernährte sich tagsüber auf den Feldern in der Nähe des Dorfes Sinoe. Rothalsgänse ernähren sich in der Regel von Ackerland mit Herbstweizen und Gerste, Maisstoppeln, Gräsern und Raps. Vier Tage später verlor Talgat beim Überfliegen des Futterplatzes plötzlich an Höhe und gelangte wahrscheinlich auf dem Weihnachts- oder Neujahrstische einer Wilderer-Familie. Dieser ist seit 2020 der 5. Fall, indem eine mit Monitor ausgestattete Rothalsgans über Rumänien verschwindet. An dem Projekt Life for Safe Flight“ sind Organisationen aus den Ländern, die auf der Flugroute der Rothalsgänse liegen — Russland, Kasachstan, Ukraine, Rumänien und Bulgarien — beteiligt. Die Flüge der Rothalsgänse können auf der Internetseite www.savebranta.org verfolgt werden.

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