QSL-Serie 2018: Wahrzeichen der Stadt Alba Iulia
Die Stadt Alba Iulia mit ihrer Vauban-Festung Alba Carolina hat entlang der Geschichte des heutigen Rumäniens eine wichtige und symbolträchtige Rolle gespielt. Mit dieser QSL-Serie stellen wir Ihnen die wichtigsten Wahrzeichen der Stadt vor.
Daniel Onea, 22.04.2019, 11:00
Die beiden Fassaden sind mit Flachreliefs verziert, die mythologische Szenen darstellen. Über dem Hauptportal steht auf einem Sockel der gekrönte Doppeladler — das Wappen des Habsburgerreichs. Links und rechts ist der Doppeladler von der Statue der Schönheitsgöttin Venus und der Statue des Kriegsgottes Mars gesäumt. Auch die Seitenarkaden sind im oberen Teil mit mythologischen Hochreliefs verziert — links ist der trojanische Held Äneas zu sehen, rechts kämpft Herakles (Herkules) mit Antaios (Antäus). Die Verzierung der Rückfassade führt den mythologischen Zyklus fort — links sieht man Herakles den nemeischen Löwen töten, rechts hält Perseus den abgetrennten Kopf der Medusa in der Hand.
Das Ensemble wurde in den Jahren 2001–2005 restauriert und gehört heute zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten für Touristen. Während der Tourismussaison werden Rundgänge zu allen Toren der Festung organisiert, das erste Tor ist abends beleuchtet und eine Wache in historischer Montur sorgt für zusätzliches Flair.
Das zweite Tor zur Festung von Alba Iulia stand an der zweiten Verteidigungslinie und besteht aus vier Säulen ohne Überdachung. Das Tor wurde 1937 teilweise abgerissen, um die Errichtung des Obelisken für Horea, Cloşca und Crişan (die Anführer des Bauernaufstandes von 1784) zu erleichtern. | |
QSL 2/2018:
Zweites Tor zur Festung Alba Carolina
Foto: Ştefan Baciu
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Nach der Restaurierung in seiner ursprünglichen Form im Jahr 2009 ist das zweite Tor heute eine Station bei den Rundgängen zu den Sehenswürdigkeiten der Festung. In der restaurierten Form sind nun auch die Atlanten auf den beiden mittleren Säulen wieder zu sehen. Vor der Restaurierung waren die Atlanten abgetragen worden und sie säumten den Eingang zum Vereinigungsmuseum. Die beiden Figuren sind typisch für die Symbolik des Barock: links ein bartloser Jüngling, rechts ein gestandener, bärtiger Mann. Die beiden Säulen schließen oben mit Löwenfiguren ab, die das Hoheitszeichen des österreichischen Kaisers Karl VI. tragen, unter dessen Herrschaft die Festung gebaut wurde. Die vier Säulen eröffnen drei Zugangswege — zwei für Passanten, einen vormals für Gefährte.
Der Obelisk wurde anlässlich der 150. Jährung der Hinrichtung von Horea und Cloşca geplant und errichtet, der zwei von den drei Anführern des Bauernaufstandes von 1784 in Siebenbürgen. Der Bau zog sich mehrere Jahre hin, erst am 14. Oktober 1937 wurde das Denkmal mit drei Jahren Verspätung offiziell eingeweiht. Die Einweihung war dennoch ein gesellschaftliches und mondänes Ereignis zugleich — ihr wohnten der rumänische König Karl II. und dessen Sohn Michael bei; der zuletzt genannte trug damals den Titel Großwoiwode von Alba Iulia“.
Über der Tür aus Gusseisen an der westlichen Fassade steht eine Sandsteinplatte, in der der Umriss von Großrumänien und in der Mitte die Figuren von Horea, Cloşca und Crişan gemeißelt sind. An der gegenseitigen östlichen Fassade lehnt eine große Statue der beflügelten Göttin Victoria, die in der rechten Hand einen Lorbeerkranz für die drei Anführer der aufständischen Bauern hält.
Das Denkmal ist im Art-déco-Stil, typisch dafür ist die Kombination von geometrischen Motiven und Blumenmotiven sowie die graziöse Linienführung des Körpers der Statue. Das Ensemble gilt als eines der wichtigsten monumentalen Denkmäler, die in Rumänien an einem öffentlichen Platz in den letzten 100 Jahren errichtet wurden.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 28. März 1921, die Errichtung dauerte etwa neun Monate. Baustilistisch ist die Kathedrale im an Constantin Brâncoveanu angelehnten sogenannten neorumänischen Stil zu verorten, der Anfang des 20. Jh. als Nationalschule galt. Der samt Kreuz 52 m hohe Glockenturm dominiert — zusammen mit dem Turm der römisch-katholischen Kathedrale — die Perspektive aus der Weite, er ist allerdings um 3 m niedriger als der Turm der katholischen Kathedrale. Das Portal im Glockenturm wird von den Büsten des Königspaars Ferdinand und Maria gesäumt, das Skulpturenensemble ist allerdings ein neueres Element.
Die Krönungskathedrale hat einen Umriss in Form eines griechischen Kreuzes, was typisch für rumänische Fürstenkirchen oder orthodoxe Bischofskirchen ist. Das Gotteshaus reproduziert das Vorbild der Fürstenkirche am frühen walachischen Hof in Târgovişte. Die beeindruckende Kuppel stützt sich auf vier Säulen aus rotem Marmor.
Die Innenmalerei besteht aus klassischen Szenen der orthodoxen Ikonographie, mit der Ausführung der Fresken wurde der rumänische Maler Costin Petrescu beauftragt, der als Meister der orthodoxen Kirchenmalerei galt.
Der Dom wurde zum Teil mit Steinblöcken vom Gemäuer des alten römischen Castrums Apulum errichtet. Die Bauarbeiten begannen Anfang des 13. Jh., der Stil ist eine Mischung aus allen Epochen vom 10. bis 18. Jh.: Romanik, Gotik, Renaissance und Barock. Die Errichtung begann während der Romanik, daher sind romanische Elemente besonders prägnant. Die Bauarbeiten dauerten Jahrzehnte, so dass allmählich gotische Elemente in Architektur und Dekoration hinzukamen. Das Innere der Kirche ist ein typisches Beispiel für die Kunst der Gotik. Noch später kamen auch Elemente der Renaissance hinzu, die für ein fachkundiges Auge sichtbar sind.
Die römisch-katholische Bischofskathedrale in Alba Iulia gilt als Pantheon Siebenbürgens. Im südlichen Seitenschiff befindet sich das Grabmal des Johann Hunyadi, Fürst von Siebenbürgen und Statthalter Ungarns. Sein Grab schmücken Kränze sowohl seitens der ungarischen Gemeinschaft als auch seitens der rumänischen Mehrheit — ein Ausdruck der Wertschätzung und Verehrung des Herrschers durch beide Nationen. Im gegenüberliegenden Seitenschiff befinden sich das Grabmal des ersten siebenbürgischen Fürsten, Johann Sigismund Zápolya, und jenes seiner Mutter Isabella, Königin von Ungarn.
Eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt Alba Iulia, auf das ihre Einwohner besonders stolz sind, ist die Batthyány-Bibliothek, auch Batthyanäum (rum. Batthyaneum) genannt, nach dem Namen des römisch-katholischen Bischofs von Siebenbürgen, Ignaz von Batthyány. | |
QSL 6/2018:
Batthyány-Bilbiothek in Alba Iulia
Foto: Ştefan Baciu, RRI
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Durch die beeindruckende Sammlung von Büchern aus dem Mittelalter und der Vormoderne ist die Bibliothek 200 Jahre nach ihrer Gründung ein regelrechtes Museum seltener Druckerzeugnisse. Das Gebäude wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. an einer Ecke der Festung errichtet. Der Ort ist in religiöser und kultureller Hinsicht gleichermaßen wichtig. Am Anfang diente der Bau als Kirche und Kloster des Trinitarierordens. Gegen Ende des 18. Jh. wurde das Gebäude zum Lazarett umfunktioniert, dabei wurde auch die Bausubstanz teilweise und mehrfach verändert.
Heute rührt die Berühmtheit des Gebäudes von der Batthyánäum-Bibliothek her. Hauptattraktion ist dabei die imposante Aula Magna im Hauptschiff der ehemaligen Trinitarier-Kirche. Die beeindruckenden Regale beherbergen wertvolle Bücher aus den berühmtesten Druckereien des 16.–17. Jh. Eine besondere Kostbarkeit, die hier aufbewahrt wird, ist ein Teil des sogenannten Codex Aureus Laureshamensis, eines Evangeliars in goldener Handschrift, dessen Entstehung auf den Anfang des 9. Jh. datiert wird.
Die Sammlungen der Batthyány-Bibliothek, die als Filiale der Rumänischen Nationalbibliothek fungiert, sind gleichermaßen rumänischen und ausländischen Forschern zugänglich — allerdings gibt es strenge Regeln für den Zugang.
Die 13. Legion Gemina“ war die einzige römische Heeresgruppe, die während der gesamten Beherrschung Dakiens durch Rom hier blieb. Beginnend mit dem 2. Jh. n. Chr. war Apulum die reichste Kolonie Dakiens — hier wurden massenweise Güter und Kostbarkeiten angesammelt, bevor sie nach Rom befördert wurden. Eine Inschrift von Mitte des 3. Jh. attestiert der Stadt den Beinamen Chrysopolis — die Goldene Stadt. Auf den Ruinen des römischen Kastells wurde im Mittelalter die Festung von Alba Iulia errichtet.
Der Bau ist in Form eines Triumphbogens mit einer pyramidenförmigen Überdachung, auf der wiederum ein Reiterstandbild des Kaisers Karl VI. thront. Das Tor liegt in der Mitte des Mauerteils, der die Bastei Transsilvanien“ mit der Bastei Prinz Eugen von Savoyen“ verbindet. Das 20 m breite Bauwerk verfügt über drei halbrunde Portale, wobei das zentrale viel höher als die beiden Seitenportale ist. Vor dem Tor liegt eine Zugbrücke mit Rollen, die den Zugang über den darunter liegenden Graben ermöglicht. Der Graben rund um die Festung diente dem Schutz und sollte ursprünglich mit Wasser gefüllt werden, doch der ursprüngliche Bauplan wurde nicht mehr zu Ende gebracht. Dennoch gab es zusätzliche Wehranlagen und Sicherheitsmaßnahmen: Im Fall eines Angriffs von außen wurden die drei Portale durch drei massive Holztore mit Metallbolzen und Querbalken verschlossen.
Die Dekoration besteht aus barocken Motiven wie Schilde, Köcher, Trommeln, Musikinstrumente, Banner und Fahnen mit den Abzeichen des Kaisers Karl VI. Die militärische Organisation ist beispielhaft für das österreichische Heer. Im oberen Stockwerk befanden sich Wohnräume für das Militär, die manchmal zu Arrestzellen für Offiziere umfunktioniert wurden. Im Erdgeschoss befanden sich links und rechts die Zimmer der Wächter in symmetrischer Anordnung.
Die Stadt Alba Iulia ist ziemlich stolz auf ihre mittelalterliche Vauban-Festung Alba Carolina, die zusammen mit einer ähnlichen Festungsanlage in Luxemburg zu den wichtigsten Bauanlagen dieser Art in Europa gehört. Die Bezeichnung der Bauart rührt vom französischen Marschall und Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban her. | |
QSL 10/2018:
Festung Alba Carolina
aus der Vogelperspektive
Foto: Landkreisrat Alba
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Im 18. Jh. errichtet, ist die Festung Alba Carolina mit dem sternförmigen Umriss des Gemäuers ein Unikat in Südosteuropa. Die Festung diente als strategischer Stützpunkt der Habsburger gegen die Expansion des Osmanischen Reiches und sollte auch die Macht der Habsburger in dieser Region Europas konsolidieren. Das Ensemble in Alba Iulia war Teil eines breiteren Systems von befestigten Stützpunkten zur Verteidigung der neuangegliederten Provinzen des österreichischen Reichs. Die Vorarbeiten an der Festung begannen 1711 mit der topographischen Erhebung der Stadt und der mittelalterlichen Burg. Die leicht schiefwinkligen Mauern wurden aus Backstein und Bausteinen ohne Rillen errichtet, um Geschosse aus Metall abprallen zu lassen. Die ursprünglichen Baupläne wurden nicht gänzlich umgesetzt, denn die Habsburger ließen die ursprünglich veranschlagten Finanzressourcen anderen Festungsanlagen zukommen, die näher der Militärgrenze zum Osmanischen Reich lagen. Nach 1738 wurden etwa 10% der geplanten Baumaßnahmen nicht mehr umgesetzt, so dass man auf eine vierte Verteidigungslinie verzichtete und Schutzgräben nur noch an der Seite zur Stadt ausgehoben wurden.
Der Umriss der Festung ist ein unregelmäßiges Heptagon (Siebeneck), die sieben dazugehörenden Basteien verleihen ihr das den Vauban-Festungen typische sternförmige Erscheinungsbild. Der Zugang ins Innere erfolgte über sechs Tore, jeweils drei an der Ost- und Westseite bzw. je ein Tor an jeder Verteidigungslinie. Der Reichtum und die Vielfalt der Ornamentik der ersten vier Tore lassen die Festung Alba Carolina einzigartig in der Reihe militärischer Bauten der Zeit erscheinen. Die barocken Reliefs und Statuen, die die Tore verzieren, sind von den legendären Taten antiker Helden inspiriert oder an die österreichisch-türkischen Kriege angelehnt.
Die Reiterstatue Michael des Tapferen (1558–1601) wurde am 28. November 1968 anlässlich des 50. Jubiläums der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien eingeweiht. Das Werk des Bildhauers Oscar Han ist 8,46 m hoch, wobei allein der Sockel 2 m misst. | |
QSL 11/2018:
Reiterstandbild Michael des Tapferen
Foto: Marius Ceteraş
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Oscar Han wurde am 3. Dezember 1891 in Bukarest geboren, sein Vater war deutscher Herkunft, seine Mutter Rumänin aus der Region Vrancea. Er studierte Bildhauerei und Zeichnen an der Akademie der Schönen Künste in Bukarest. Oscar Han war der Lieblingsbildhauer des rumänischen Königshauses.
Für die Stadt Alba Iulia ist das Reiterstandbild Michael des Tapferen ein wichtiger Orientierungspunkt für den Zugang zur Festung Alba Carolina, sie liegt in der Innenstadt entlang der gleichnamigen Straße. Das Denkmal stellt den Woiwoden Michael der Tapfere bei seinem triumphreichen Einzug in die Festung am 1. November 1599 dar. Die Stadt Alba Iulia wird jährlich von hunderttausenden Touristen besucht, aufgrund ihrer zentralen Positionierung ist die Statue kaum zu übersehen und sie wird oft fotografiert, was zusätzlich zu ihrer Popularität beiträgt. Das Reiterstandbild Michael des Tapferen steht auf der Liste der geschützten Denkmäler im Landkreis Alba.
Der Saal wurde auch später zu verschiedenen Festakten genutzt, nach 1918 haben sich alle gekrönten Häupter Rumäniens bzw. späteren Staatspräsidenten mindestens einmal hier sehen lassen. Das Gebäude wurde 1898–1900 errichtet und diente ursprünglich als Offizierstafel und Militärkasino für die in der Garnison der Festung untergebrachten österreichisch-ungarischen Heeresverbände.
Angesichts der Symbolträchtigkeit des Gebäudes wurde es nach der Vereinigung von 1918 teilweise verändert und ausgebaut. So etwa wurden in den Jahren 1921–1922 die beiden Nischen an der südlichen bzw. nördlichen Seite hinzugebaut, deren Giebeln mit Leinwandmalereien verhängt wurden. In jenen Jahren wurde auch der Eingang zu einem Portal in Form eines Triumphbogens ausgebaut. An der Außenfront befindet sich eine vom rumänischen Historiker, Schriftsteller und Politiker Nicolae Iorga verfasste Inschrift in lateinischer Sprache, die die Bedeutung des Ortes und der historischen Akte vom 1. Dezember 1918 hervorhebt.
Nach 1948 führte der Vereinigungssaal während der ersten stalinistischen Dekaden und der sozialen Umwälzungen im Land eher ein Schattendasein — Symbole aus der vorkommunistischen Vergangenheit galten als bourgeois und wurden nicht gepflegt. Mit dem Aufstieg des Ceauşescu-Regimes und seiner nationalkommunistischen Politik wurde dem Vereinigungssaal wieder Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit geschenkt. Anlässlich der 50. Jubiläumsfeier der Vereinigung im Jahr 1968 wurde die innere Einrichtung erneut verändert. Die Leinwandmalereien über den Nischen wurden durch Freskomalereien ersetzt, womit mehrere zeitgenössische Maler beauftragt wurden, darunter Horea Piliuţă. Auch diese Malereien wurden nach 1989 entfernt, als die letzten Veränderungen in der Einrichtung durchgeführt wurden. Über den Kaminen wurde das heutige Staatswappen Rumäniens gehängt, an der westlichen Innenwand wurden vier Marmortafeln angebracht, die an die offiziellen Dokumente der Vereinigung erinnern: der Text des Vereinigungsbeschlusses vom 1. Dezember 1918 bzw. das am 29. Dezember 1919 durch das Bukarester Parlament verabschiedete Gesetz über die Vereinigung Siebenbürgens, des Banats, des Kreischgebiets, des Sathmarer Landes und der Marmarosch mit dem Königreich Rumänien. Im Saal befinden sich ferner die Büsten des rumänischen Königs Ferdinand und der Königin Maria, ein Werk des Bildhauers Vlad Ciobanu.
Im Gebäude werden auch die historischen Dokumente der Vereinigung aufbewahrt — das sind über 6000 Originalakten, die zum nationalen Kulturerbe Rumäniens gehören. Möglich wurde dies durch eine Spende des Vereins ASTRA von 1929, anlässlich der 10. Jahresfeier der Vereinigung. Zur Sammlung gehören auch alle 1228 Zugangspässe der ebenso vielen Delegierten, die 1918 für die Vereinigung stimmten.
Der symbolträchtige Vereinigungssaal ist heute wie ein Museum betretbar; auf Initiative des Landkreisrates Alba ist der Zutritt für Besucher aus dem In- und Ausland kostenlos.