QSL 3/2021: Schwarzadler-Palais in Oradea/Großwardein
Das repräsentativste Sezession-Baudenkmal in Siebenbürgen
Daniel Onea, 30.04.2021, 11:48
Die Entstehungsgeschichte des Schwarzadler-Palais (rum. Palatul Vulturul Negru) ist auf eine neue Entwicklungsvision der Stadt zurückzuführen, welche die Umgestaltung des örtlichen Zentralplatzes (rum. Piața Mică / Piața Sf. Ladislau), des heutigen Vereinigungsplatzes (rum. Piața Unirii), zu Grunde hatte. An der Stelle des heutigen Gebäudes befand sich 1714 an der östlichen Ecke des Hauptplatzes, an der Kreuzung der Unabhängigkeitsstraße (rum. Strada Independenței) mit dem Vereinigungsplatz (damals Kossuth-Str. und Kleiner Platz) eine Gaststätte mit einer Kneipe im Erdgeschoss — das Wirtshaus Vulturul“. Der Ort war allerdings auch als Stadtbrauerei“ bekannt (rum. Berăria orașului“). Im alten Wirtshaus fanden die meisten wichtigen öffentlichen Ereignisse und Veranstaltungen statt: Ballabende, Sitzungen, Theateraufführungen oder politische Debatten.
Das Palais galt als markantes Symbol des modernen anspruchsvollen Stadtlebens. Es beherbergte ein Hotel, zwei Kinosäle, ein Casino, mehrere Cafés und Läden und sogar eine Bank. Die mit Glas überdachte Passage im Erdgeschoss ist in Form eines Y“ angelegt und verfügt über drei Eingänge. Der Architekt ließ sich von der Galerie Vittorio Emanuele“ in Mailand bei der Erarbeitung der Entwürfe inspirieren. Die Galerie oder besser gesagt die Passage, wie sie die Stadteinwohner zu nennen pflegen, ist das Entertainment-Hotspot der Stadt. Denn hier sind derzeit die meisten Bars, Cafés und Pubs zu finden.
Der Gebäudekomplex beeindruckt durch die besondere Architektur sowie durch Farbe und dekorative Elemente. Die zwei großen Freskenfenster, die einen Adler im Sinkflug abbilden und direkt über den Eingängen liegen, sind mittlerweile zum Wappen der Stadt geworden. Sie sind ein Produkt der örtlichen Werkstatt K. Neumann“ und stammen aus dem Jahr 1909.