Lucreţiu Pătrăşcanu – der Kommunist, der in Ungnade fiel

lucreţiu pătrăşcanu – der kommunist, der in ungnade fiel Lucrețiu Pătrăşcanu war Mitglied der Führung der Rumänischen Kommunistischen Partei und wurde letztendlich von Seinesgleichen erschossen.

Lucreţiu Pătrăşcanu wurde am 4. November 1900 in der ostrumänischen Stadt Bacău geboren und starb am 17. April 1954 im Gefängnis Jilava bei Bukarest. Er war ein rumänischer Politiker, Mitglied der Führung der Rumänischen Kommunistischen Partei, Minister, Anwalt, Soziologe und Ökonom. Eine Zeit lang war er auch Professor an der Universität Bukarest.

 

Mit einem Studium der Rechtswissenschaften und Promotion in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Leipzig war Pătrăşcanu eine Ausnahmeerscheinung unter den Kommunisten Rumäniens. Es war Vertreter der rumänischen Untergrund-Kommunisten bei der Komintern und trat im politischen Bündnis dafür ein, dass das Land sich im August 1944 aus der Allianz mit Nazideutschland löste. In der Nachkriegszeit war Pătrașcanu Mitglied der linksgerichteten Regierung von Petru Groza, die den Weg für die Machtübernahme der Kommunisten ebnete. Gegenüber dem Stalinismus war er kritisch eingestellt und fiel deshalb innerhalb der Kommunistischen Partei in Ungnade.

 

Die Historiker sind der Ansicht, Pătrăşcanu sei eine Vertrauensperson der Sowjets bei der Machtübernahme nach dem Krieg gewesen. Er half ihnen bei der Umsetzung der kommunistischen Ideen und Praktiken und ist demnach mitverantwortlich für die Einführung des Kommunismus in Rumänien. Nichtsdestotrotz genießt er mildernde Umstände, wie alle Opfer des Regimes. Denn er geriet in einen Konflikt um Macht und Parteiideologie mit dem Arbeiter und Parteigenossen Gheorghe Gheorghiu-Dej. Demzufolge wurde er eingesperrt und einige Zeit danach, am 16. April 1954, erschossen. Dej ging nach dem Machtkampf als Sieger hervor. Die beiden hatten ihre Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Kommunistischen Partei Rumäniens (PCR). Der Historiker Dorin Dobrincu betonte die Unterschiede zwischen den beiden:

 

„Es waren zwei verschiedene Menschentypen. Dej kam aus einem Arbeitermilieu, auch wenn es Elitearbeiter waren. Er war ausgebildeter Elektriker, verfügte über eine gewisse Erfahrung und wandte alle innerhalb der Kommunistischen Partei bekannten Praktiken an. Er sammelte eine beträchtliche Anhängergruppe um sich herum, war besonders machthungrig. Er lernte ein bisschen Russisch von den Russen, die er in verschiedenen Gefängnissen kennenlernte. Darüber hinaus umarmte er mit Leidenschaft die kommunistische Ideologie. Im Gegensatz zu ihm war Lucreţiu Pătrăşcanu ein echter Intellektueller, stammte aus gutem Hause, eignete sich sozialistische Gedanken in seiner Jugend an. Er war gut vernetzt innerhalb der rumänischen Gesellschaft. Die Miteinbeziehung der Kommunistischen Partei im Staatstreich vom 23. August 1944 ereignete sich vor allen Dingen dank seiner persönlichen Beziehungen zum königlichen Palast. Seinen schlechten Ruf erlangte er dadurch, dass er Anforderungen an die Parteiführung stellte. Er war ein atypischer Kommunist für Rumänien. Die Mitglieder der Kommunistischen Partei Rumäniens waren selten Intellektuelle. Sein Charakter und die Tatsache, dass ihn Pătrăşcanu herablassend betrachtete, machten Dej wütend. Die Feindseligkeiten zwischen ihnen kamen ans Licht kurz nach dem 23. August 1944. Ihre Rivalität wurde noch deutlicher während der Demonstrationen 1945–1946. Bei einer Demonstration nahm Pătrăşcanu das Wort und während seiner Rede ließ er folgenden Satz fallen: ‚Dieser Mann wird mich eines Tages umbringen.‘“

 

 

Der Fall Lucreţiu Pătrăşcanu ist ein Beispiel, das veranschaulicht, wie Politik innerhalb einer Diktatur betrieben wird. In seinem Fall endete der Machtkampf mit seinem Tod.


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Publicat: 2018-09-04 18:00:00
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